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Pionier der Fischzucht#

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Hans Köttl, August 1883
Hans Köttl, August 1883
Quelle: Fischzucht Köttl

Hanns Köttl gehört zu den Pionieren auf dem Gebiet der Fischzucht. Ab 1863 führte er die erste Forellenzuchtanstalt in der österreichisch-ungarischen Monarchie in Neukirchen an der Vöckla. Köttl trug dazu bei, das Interesse für die Fischwirtschaft in ganz Mitteleuropa zu wecken.

Hanns Köttl wurde am 11. 3. 1829 geboren und erlernte das Müllerhandwerk. Bis 1853 arbeitete er in der Bruckmühle in Puchheim.

Er heiratete 1857 Anna Fellner, in deren Besitz sich die Kienmühle in Wegleiten, Pfarre Neukirchen bei Zipf befand. Dazu schrieb Hanns Köttl in seinen „Lebenserinnerungen. Aus meinem Fischzüchterleben“:

„... bis ich durch Verehelichung mit meiner noch lebenden Gattin (am 13. April 1827 geboren) 18. August 1857 in den Besitz der sogenannten „Kienmühle“ in Wegleiten, Pfarre Neukirchen bei Zipf, kam.“

1863 legte er dort einen Teich an und versuchte erstmals Forellen künstlich zu erbrüten. Bald wurde das Grundstück für sein Vorhaben zu klein, verkaufte die Mühle und erwarb 500m abwärts ein neues großzügiges Grundstück mit Wohngebäude. In den nächsten Jahren folgten weitere Investitionen in Bruthalle, Wohnhaus, Ställe, Eiskeller usw.

Fischzuchtanlage um 1890
Fischzuchtanlage um 1890
Quelle: Fischzucht Köttl

Für den einstigen einfachen Landmüller war es schwierig sich Fachwissen anzueignen, da es keine Schule, keine Fachliteratur oder ähnliches gab. Trotzdem schaffte Köttl es sein Wissen stetig zu erweitern. Im Jahre 1873 veröffentlichte er eine Broschüre über die künstliche Fischzucht, die bei der Weltausstellung in Wien 3000 Mal verkauft wurde. Er versuchte fortan seine gesammelten Erfahrungen zu vermitteln. Ab 1894 veranstaltete er Fischereikurse und andere Lehrveranstaltungen.

Er nahm mit seinen Produkten auch an vielen Ausstellungen teil und erhielt viele Preise. Darunter das silberne Verdienstkreuz, Staatspreise, Medaillen, Ehrendiplome usw. Vom k. u. k. Ackerbauministerium und dem Land Oberösterreich wurde die Ausbildung von Fischern in der Köttelschen künstlichen Forellenzuchtanstalt durch ein Stipendium gefördert.

1902 übergab Köttl den gesamten Betrieb seinem Sohn Alois, der bereits in der väterlichen Anlage arbeitete. Hanns Köttl gönnte sich nach 45 Jahren Arbeit den Ruhestand. Am 24. 6. 1905 stirbt der Begründer der Forellenzuchtanstalt Österreich-Ungarns.

Die Fischzucht feiert 2013 das 150 jährige Bestandsjubiläum.

Artikel im Passauer Tagblatt vom 20. Jänner 1874 als Hanns Köttl an der Weltausstellung in Wien teilnahm:#

Das Datum '15. Dezember 1873' ist falsch angeführt, da die Weltausstellung von 1. Mai bis 31. Oktober 1873 dauerte.

Bild 'Passauer Tagblatt-20-01-1874-Weltausstellung'

Köttl schreibt dazu in seinen Lebenserinnerungen:#

„In diesem Jahre ging mich mein Freund, der schon mehrmals genannte kaiserliche Rat Folz, persönlich und brieflich an, daß ich mich an der großen ersten Wiener Weltausstellung beteiligen möchte.

Einen Entschluß zu fassen, war nicht so leicht. Was soll ein armer Landfischzüchter auf einer Weltausstellung ausstellen? Das war die erste Frage.

Eine weitere, daß wohl andere und reichere Leute mit schöneren Sachen da sein werden, als ich es mit meinen Mitteln zu bieten vermag. Die Hauptfrage war aber der Kostenpunkt.

Was mag so eine Weltausstellung, deren Fischereiabteilung auf volle neun Tage anberaumt war, wohl kosten? Nur die Liebe zu meinem Freunde Folz ließ alle die obschwebenden Fragen im günstigsten Sinne erledigen und ich schrieb, daß ich ausstellen werde.

Ich ließ mir vom Linzer Maler Blumauer meine Anstalt zeichnen, Kliches anfertigen und 3.000 Broschüren über die künstliche Fischzucht und meine Anstalt drucken, welche teils verschenkt, teils auf der Ausstellung verkauft wurden und die Kosten reichlich eintrugen. Diese haben durch die weite Verbreitung, welche sie auf der Ausstellung erfuhren, gewiss viel zur Verbesserung der Fischzucht beigetragen.

- Ferner legte ich eine Sammlung aller bei uns vorkommenden Salmoniden in ihrer Entwicklung vom Ei bis zum Speisefische an und nahm auch noch eine Partie größere lebende Edelfische mit, wie selbe bei uns vorkommen.

Am 8. September 9 Uhr früh kam ich in Wien an und wurde schon vom Komité sehnsüchtig erwartet. Die Herren halfen selbst mit ausladen und waren überrascht über das gute Aussehen der durch den weiten Transport in keiner Weise mitgenommenen Fische. Sogar die Äschen brachte ich gut hin. Diese mag Wien im Jahre 1873 wohl zum ersten Male lebend gesehen haben. Ich erhielt am Nordportale der Rundhalle einen ausgezeichneten Platz.

Unsere Abteilung war vom frühen Morgen bis zum späten Abend immer mit Schaulustigen überfüllt, während andere Abteilungen öfter wie leere Kirchen aussahen. Lebende Fische waren auch sonst keine da, als wie vom Fürsten Schwarzenberg Karpfen. Dieser hatte auch zwei Biber ausgestellt.

Ein Herr Meger aus Brünn war Mitaktionär des Wiener Aquariums, welches für 50.000 fl. erbaut worden war. Als dieser sah, was meine Fische für Beifall fanden, kam er zu mir, ich solle dieselben in sein Aquarium geben. Als ich ihm dies nicht zusagte, ließ er mir über Nacht den Wasserzulauf zu meinen Aquarien absperren. Ich klagte wohl darüber beim Präsidium, aber die Herren halfen alle zusammen, und als ich sah, dass es nichts nützt, fuhr ich nach Hause um andere Fische. Die Abteilung Fischerei war vorüber, ich erhielt die mir von der Jury zuerkannte Medaille und wollte abfahren. Aber da die Fische so viel Anziehung gewährten, ließ ich mich vom Baron de Pretis, dem Präsidenten der Agrikulturabteilung, bereden, zu bleiben und ich blieb auch bis Mitte Oktober. Mein Schaden war es nicht. Die Broschüren waren alle verkauft worden und der Reinertrag derselben deckte alle meine Auslagen.

Die Sammlung wurde für eine Schule für 150 fl. angekauft. Mein mitgenommener Fischer musste für das Aquarium zweimal nach Triest fahren um Seefische, der sie ihnen alle lebend brachte.

Diese Weltausstellung war für mich viel wert und ich bereue deren Besuch keinen Augenblick. Ich erhielt nicht nur auf dem Gebiete der Fischerei, sondern auf allen Wirtschaftsgebieten eine besondere Anregung und lernte vieles mit anderen Augen ansehen, als meine engeren Landsleute, welche selten, oft aber gar nicht weit aus dem Kreise ihres Kirchturms hinauskommen.

Mit neuen Mitteln und einem weiteren Gesichtsreife (?) gestärkt, ging ich nach der Rückkehr von der Weltausstellung sofort an die Verbesserung der Anstalt und meines Wohnhauses.

Dieses erforderte viel Arbeit, bis es halbwegs wohnlich wurde, denn es musste fast alles erneuert werden. Fußboden war gar keiner, d.h. es war wohl einer, aber er bestand aus Lehm, wahrscheinlich, damit er nicht verfault.

Beim Bruthause brachte ich es bereits im Jahre 1874 auf 467.000 Eier, die teils in die Quellbäche ausgesetzt oder zu Jährlingen in Teichen aufgezogen oder verkauft wurden.

Meine Weltausstellungserfahrungen hatten mich zu den weitesten Fischtransporten ermutigt. Reisen mit lebendigen Fischen nach Vorarlberg, Ungarn, Brünn, Semmering, in den Harz, Magdeburg und Hamburg u. dgl. sind mir ohne wesentliche Misserfolge ausgezeichnet gelungen. Mit allen Ländern kam ich durch die Weltausstellung in Geschäftsverbindung. Überall ging es ja mit der Fischzucht los und der größeren Fischzüchter waren noch wenige.“

Weiterführendes#


Redaktion: K. Ziegler