Schloss Schallaburg#
Gemeinde: Schollach
Niederoesterreich, Schollach
Katastralgemeinde: Schallaburg Niederoesterreich, Schallaburg
Der bedeutendste Renaissanceprofanbau von Niederösterreich, mit zwei Höfen, zwei Freitreppen, mächtigem Bergfried, Turnierhof, romanischer Unterkirche und riesigen Kellern. Herrlicher Arkadenhof mit reichen Terrakottafiguren, gemalten und gemeißelten Wappen der Besitzerfamilien (Losensteiner, Traun, Tinty). Kapelle mit Gratgewölbe, ein ebenerdiger, südwestlich gelegener Gebäudeteil mit Gratgewölben und Schlußsteinen (der sogenannte „Poggenhammer", um 1570). Die Schallaburg besteht aus zwei Teilen: der mittelalterlichen Burg und dem Renaissanceschloss. Ältester Teil ist das „Feste Haus“, das um die Wende zum 12. Jahrhundert erbaut wurde.
Schon sehr früh war dieser Ort besiedelt und diente als wichtiger Punkt zum Schutz der römischen Limesstraße. Im 10. Jahrhundert n. Chr. kam das umliegende Gebiet an die bayrische Familie der Sighardinger und schließlich an einen Zweig der Grafen von Burghausen, die sich dann nach Schala nannten. Allmählich entwickelete sich die Grafschaft Schalla.
Erster bekannter Besitzer ist Graf Sighard von Schala. Sein gleichnamiger Sohn gilt als Bauherr der ersten größeren Burg an dieser Stelle.
Kurz nach 1190 starben die Grafen von Schala aus. Ihre Burg kam über die verwandten Grafen von Peilstein an die Grafen von Plain, die bis 1260 lebten, an den Landesfürsten, der die Schallaburg als Lehen weitergab.
1242 saß hier Otto von Ottenstein und die Burg Schalla wird zum ersten mal urkundlich erwähnt.
1286 belehnte Herzog Albrecht I., Otto von Zelking mit der Burg. Die Zelking fassten die einzelnen freistehenden Gebäude der bisherigen Burg zu einem unregelmäßigen Gebäudekomplex zusammen.
Im Erbweg kam die Herrschaft 1450 an das oberösterreichische Adelsgeschlecht der Losensteiner. Hans Wilhelm Losenstein ließ die mittelalterliche Burg in ein großzügiges Renaissanceschloss verwandeln. Er ließ den prächtigen Arkadenhof errichten und baute das benachbarte Loosdorf zu einem protestantischen Zentrum des Landes aus, außerdem ließ er die neue Pfarrkirche errichten.
Sein Erbe und Neffe Georg Christoph musste die hoch verschuldetet Schallaburg seinem Schwiegervater, Georg von Stubenberg, übergeben. Hans Wilhelm von Stubenberg musste 1660 aus religiösen Gründen die Herrschaft an die Familie der Kletzl von Altenach verkaufen. Diese veräußerten sie ein Jahrhundert später an Bartholomäus Freiherr von Tinty, der 1906/08 den großen Arkadenhof renovieren ließ. Seine Nachkommen besaßen die Schallaburg bis 1940.
1940 erfolgte der Verkauf an den westfälischen Freiherrn Josef von Nagel-Doornick. Bald wurde sie zum deutschen Eigentum erklärt. Nach Kriegsende wurde sie von der russischen Besatzungsmacht („USIA") unterstellt und requiriert.
Bis 1955 wurde das Schloss schwer verwüstet. Die Terrakottafiguren dienten den Soldaten als Ziele für Schießübungen.
Wegen der ungeklärten Eigentumsverhältnisse wurde die Anlage bis 1965 weiterhin nicht gepflegt.
1967 erwarb das Land Niederösterreich die vor dem Verfall stehenden Gebäude. Das durch die lange Besatzungszeit völlig heruntergekommene Schloss wurde seit 1968 von Land und Bund großzügig restauriert und revitalisiert. Seit 1971 ist sie ein überregionales Kulturzentrum, in dem u. a. jährlich große Ausstellungen und kulturelle Veranstaltungen stattfinden.
Schloss Schallaburg ist bekannt für jährlich wechselnden kultur- und zeitgeschichtlichen, sowie archäologischen Ausstellungen.
Der historische Garten im Stile des Manierismus gestaltet, bezaubert durch historische Rosen, Ziergehölze und Kräuter, sowie durch die beiden für die Renaissancezeit typischen Apfelhaine.
Die Burg hat auch einen ungewöhnlichen Kinderspielplatz (mit feuerspeiendem Drachen) und bietet mit dem Restaurant und ihren Sälen und Kellern auch Platz für fast jede Art von Veranstaltung.
Eigentümer: Land Niederösterreich
Weiterführendes#
- Schloss Schallaburg (Panoramabild)
Web-Link#
www.schallaburg.at
Der Text und die Literaturangaben sind aus dem Buch 'Österreichisches Burgenlexikon - Schlösser, Burgen und Ruinen' (1991) von Georg Clam Martinic übernommen. Der Beitrag wurde jedoch im Oktober 2010 mit folgenden Quellen aktualisiert:
Burgen und Schlösser in Österreich und Südtirol (2005) von Gerfried Sitar und Anna Hoffmann
und mit Webrecherchen.
Literatur#
- Dehio Niederösterreich, Dehio-Handbuch, Die Kunstdenkmäler Österreichs. Niederösterreich, neubearb. von Richard Kurt Donin, 3- neubearb. Auflage, Wien 1953, Seite 304