Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ihre Botschaft geht vollkommen anonym nur an das Administrator Team. Danke fürs Mitmachen, das zur Verbesserung des Systems oder der Inhalte beitragen kann. ACHTUNG: Wir können an Sie nur eine Antwort senden, wenn Sie ihre Mail Adresse mitschicken, die wir sonst nicht kennen!

unbekannter Gast

Schultüte#

Logo ServusTV
"Heimatlexikon - Unser Österreich"
Ein Projekt von ServusTV in Zusammenarbeit mit dem Austria-Forum

Schultüte
Mädchen mit Schultüten, Berlin um 1930
© IMAGNO/Austrian Archives
Als sichtbares Zeichen eines neuen Lebensabschnitts tragen Schulanfänger die Schultüte, ein halbmeterhohes buntes Gebinde, das mit Schulsachen und Süßigkeiten gefüllt ist. Der Brauch hat Parallelen zu älteren Gewohnheiten, den Kindern den Schulbeginn oder die Geburt eines Geschwisterchens mit Näschereien schmackhaft zu machen.

Schultüten kommen, wie man schon am Namen merkt, aus Deutschland. Sie waren zunächst in den protestantischen Landschaften Thüringens, Sachsens und Schlesiens verbreitet, verschieden groß und mit unterschiedlichem Inhalt. Ein frühes literarisches Zeugnis gibt Erich Kästner (1899-1974) von seinem Schuleintritt in Dresden 1905: "Die Eltern, die Kinder und die Zuckertüten stiefelten gesprächig nach Hause. Ich trug meine Tüte wie eine Fahnenstange vor mir her ... auch eine süße Last bleibt eine Last." Damals wurden Glückwunschkarten zum Schulbeginn verschickt, die Kinder mit den Tüten zeigen. In Österreich fanden sie 1938 Eingang, der zweite Schub erfolgte in der Wohlstandswelle der fünfziger Jahre. Inzwischen ist die Gabe auch hierzulande allgemein üblich.

Das Wörterbuch der Deutschen Volkskunde meint 1974 zu dem Brauch: "Von Mitteldeutschland aus gewinnt die Sitte der mit Naschwerk, in einfachen Verhältnissen auch mit Nützlichem gefüllten und außen reich verzierteb Schultüte immer mehr an Boden. Sie erreicht neuerdings Personengröße und vervielfältigt sich in kleinen Formen für die jüngeren Geschwister, die den Schulneuling abholen. Die Unsitte der Häufung der Geschenke (durch Paten, Verwandte, Freunde) war selbst durch die Einheitstüte der NS-Zeit nicht zu beseitigen."

Quellen#

  • Hermann Bausinger: Volkskunde. Darmstadt 1971. S. 138 f.
  • Leopold Schmidt: Brauch ohne Glaube. Würzburg - München 1977. S. 307
  • Beitl: Wörterbuch der deutschen Volkskunde. Stuttgart 1974. S. 720 f.

Redaktion: hmw

Siehe auch: