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Stephanitag#

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Der "Stephanitag" wird am 26. Dezember begangen. Stephanus war einer der sieben Diakone der Jerusalemer Urgemeinde. Die Apostelgeschichte (Apg. 6-7) überliefert seine Biographie. Er wurde wegen der Verkündigung der christlichen Lehre gesteinigt. Seine Verehrung erfuhr nach der Auffindung der Gebeine (415) starken Auftrieb. Ein Teil der Reliquien befindet sich in Aachen, daher ist sein Kult im deutschsprachigen Raum sehr verbreitet. Stephanus wird als Diakon mit Palme, Schwert und Buch dargestellt, auf dem drei Steine - Symbol seines Martyriums - liegen. Er ist der älteste und bedeutendste Pferdepatron und gilt u.a. als Schutzherr der Kutscher, Rossknechte, Böttcher, Maurer, Schneider, Steinmetze, Weber und Zimmerleute. Im Hochmittelalter pflegten die deutschen Kaiser und Könige seine Verehrung, ihnen schlossen sich bald die ungarischen Könige an.

Mit dem zweiten Weihnachtstag verbinden sich Anschauungen und Bräuche des Jahreswechsels. Essen, Trinken, Segen, manchmal auch Orakel, spielten eine Rolle. In Tirol wurde das Kletzenbrot feierlich angeschnitten und verzehrt. In der Steiermark erhielten die Burschen die abgeschnittenen Endstücke des Zeltens von ihren Mädchen. In anderen Gebieten bekamen sie das Scherzel schon zu Weihnachten und durften sich am Stephanitag als Paar öffentlich sehen lassen. Die für Neujahr aufgedungenen Dienstboten, vor allem die Rossknechte, gingen am 26. Dezember zu ihren neuen Herren „Brot kosten“. Kinder wurden von den Paten beschenkt oder gingen heischen. In Wien ist der „Stephanitag“ bis in die Gegenwart ein klassischer Tag für Verwandtenbesuche und das „Christbaum anschauen“.

In den Kirchen ließ man Wein, Wasser, Salz, Brot und Getreide segnen. Gesegneter Rotwein, die Stephansminne, wird schon im Kapitular Karls des Großen (789) erwähnt. Man erhoffte sich davon Hilfe in schwierigen Lebenssituationen und einen guten Tod. Die Minne sollte vor Zauberei, Vergiftung, Ertrinken und Blitzschlag schützen, Männer stark und Frauen schön machen. Sie war Heilmittel, Abschiedstrunk, Brautsegen, Schutzmittel für den Wein und die Landwirtschaft. Getränke zu Ehren der Götter waren bei den Griechen und Römern ebenso Brauch wie bei germanischen Stämmen. Nach der Christianisierung wurde daraus ein Trunk zu Ehren bestimmter Heiliger, wie Stephanus oder Johannes. Die durch die Jahrhunderte andauernde Beliebtheit des Brauches sei „wohl besonders dem Umstande zu danken, dass seine Übung an einen hohen Festtag der allgemeinen Fröhlichkeit geknüpft war. Dass auch die Kirche ihn nicht völlig ignorierte und ihm gelegentlich einen Platz in ihrem Ritus einräumte, mag als begünstigender Umstand braucherhaltend und -verstärkend gewirkt haben“ , heißt es im Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens.

Auch mit an diesem Tag geweihtem Wasser besprengten die Bauern Haus und Hof. Stephanswasser nannten sie aber ebenso den ausgiebig genossenen Branntwein, der vor Seitenstechen und Insektenstichen schützen sollte. Salz von der Speisensegnung wurde als Scheibe geformt und im Stall aufgehängt. Man gab Mensch und Vieh davon beim Almauftrieb und vor Reisen. Saatgut, besonders Hafer, wurde benediziert, auf den Acker gestreut und den Tieren ins Futter gegeben, um Gesundheit und Ertag zu sichern. Stephansbrot sollte Mensch und Tier Segen bringen. Vielerorts galt der Stephanitag als „großer Pferdetag“. Nach der Segnung der festlich geschmückten Tiere, die in manchen Kirchen sogar um den Altar geführt wurden, fand ein Ritt um das Gotteshaus statt. Oft entwickelten sich daraus Reiterspiele und Pferderennen.

Quelle#

  • Helga Maria Wolf. Weihnachten Kultur & Geschichte. Wien - Köln - Weimar 2005

Redaktion: hmw

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