Der Teufelsee#
Teufelsee#
An einem der entlegendsten Plätze der Steiermark ist der Teufelssee im nordwestlichen Teil des Hochschwabmassivs. Er liegt in einer der urigsten Landschaften in einem Gebiet, in dem man auch im Zeitalter moderner Forstnutzung noch von fast echtem Urwald sprechen kann. Am Nordfuß des Brandsteins, einem der selten erstiegenen Zweitausender des Hochschwabs, liegt der See in eine urweltliche Landschaft eingebettet. Er ist nur zu Fuß erreichbar und darüber hinaus auch nicht einfach zu finden. In einer riesigen Trichterdoline liegend, U- förmig, auf zwei Seiten von lotrechten Felswänden und auf den anderen beiden von echtem Urwald umgeben ist er von einer seltenen Mystik umwoben. Kaum ein Windhauch kräuselt je das schwarzgrüne Gewässer, dessen Wasserspiegel unerwarteten Schwankungen unterworfen ist. Und dennoch: Für alle die gut zu Fuß sind und sich nach einer guten Karte auch orientieren können, ist das Gewässer durchaus zu finden.
Eine Urwelt umgibt den See. Gestürzte Baumriesen liegen unter Wasser und am Ufer, riesige Felsblöcke säumen den Rand und unglaublich viele Knochen von Gams und anderem Getier finden sich überall verstreut. Kommen manche kranken Tiere hier zum Ufer, wenn sie ihr Ende herannahen fühlen?
Besonders reizend sind aber tausende Blüten des Weißen Alpenmohns, die direkt am im Teufelssee Ufer im Schutt wachsen. Seltene Pflanzen und Tiere gibt es hier. Von der Wissenschaft ist noch manches ungeklärt, wie zum Beispiel der stark wechselnde Wasserstand im See. Im Norden und Osten grenzt der „Schafwald" an. Er hat Urwaldcharakter: Latschen und riesige Bäume neben moderndem Fallholz, überwachsene Dohnen, kleine Felswandln sowie kreuz und quer liegendes Geäst und Unterholz wechseln einander ab. Kein Wanderer soll hier versuchen, den Weg abzukürzen; er findet sich in einem Urwalddschungel.
Etwa 20 Meter oberhalb des Ufers findet man ein „Seebuch" - ähnlich einem Gipfelbuch auf Bergspitzen. Mit Recht, denn der Weg zum Teufelssees ist mindestens so mühsam, wie einen schwierigen Gipfel zu ersteigen!
Mit dem Teufelssee kann man eine der schillerndsten Persönlichkeiten in Verbindung bringen, die sich sehr oft in Wildalpen aufhielt, Hans Graf Wilczek (7.12.1837 - 27.1.1922).
Graf Wilczek besaß ein Jagdhaus in der Abbrenn und war daher in der Gegend um Wildalpen als Jagdherr tätig. Gleichzeitig war er mit Franz Graf Meran Mitpächter der Aflenzer Jagd. So war er also häufig zwischen Seeberg und dem Teufelssee anzutreffen. Zu seiner Zeit galt er als einer der intelligentesten, aber auch originellsten und verwegensten Persönlichkeiten. Eine wahre Begebenheit erzählt von Hans Graf Wilczek selbst, die sich im Hochschwabgebiet abgespielt haben ist die folgende:
Ein Sprung in den Teufelssee (28. August 1869)
Ich war mit meinem braven Jäger Ferdl Mühlbacher auf eine lange Pirsch in den Schiefwald gegangen, die uns bis unter den Brandstein führte, und schoss einen kapitalen Bock an, der langsam in die Wand ober dem Teufelssee einstieg. Bald fand ich die schweißige Fährte, legte die Steigeisen an und stieg ihm nach, in der Hoffnung, ihn irgendwo in der Wand niedergetan zu finden, und war immer schussbereit. Jetzt kam ich an eine Stelle, wo der Tritt so schmal war, dass ich nur auf einem Fuß stehen konnte, allerdings fest verankert mit den auswärtigen Zinken des Steigeisens.
Ich hätte diesen schweren Stieg nicht so leichtsinnig begonnen, wenn nicht die Möglichkeit, in den See abzuspringen, gewesen wäre, allein so hoch hatte ich mir den Sprung doch nicht vorgestellt. Einige Minuten bereitete ich mich auf das Abspringen vor, band mein Gewehr, das ich nicht verlieren wollte, mit dem Buckelsackriemen quer über die Schultern, schöpfte tief Atem, empfahl mich dem Schütze Gottes und machte einen recht weiten Aussprung, um nicht zu nahe vom Felsen ins Wasser zu kommen, da er ja unter dem Wasserspiegel noch Vorsprünge haben konnte.
Der Teufelssee ist überhaupt ein befürchtetes Wasser. Nie baden Menschen darin, und es heißt, dass kein Tier darin leben könne. Dies alles ging mir blitzartig durch den Kopf, während ich in die Tiefe sauste; es werden wohl fünfzig bis sechzig Meter gewesen sein. Das schwarze Wasser war fürchterlich kalt und mein schweres Körpergewicht zog mich bei dem hohen Sprung in eine Tiefe, wo es noch immer schwärzer und kälter wurde. Es dauerte einige Minuten, bis ich wieder an die Oberfläche kam; Mühlbacher, der vom anderen Ufer alles mitangesehen hatte, hatte schon geglaubt, ich käme nicht wieder zu m Vorschein. Gott sei Dank war nichts geschehen, sogar meine Patronen waren nicht nass geworden, und mein Gewehr, meine Kleider und mich selbst trocknete beim Abstieg die warme Wildalpener Sonne. Der angeschossene Gämsbock aber wurde nie gefunden.
Sagen#
Der Teufel selbst, wusch sich im See: Als der Teufel sich einmal lange Zeit auf der Erde herumgetrieben und viele Untaten verübt hatte, wurde er so schwarz, dass er darüber selbst heftig erschrack. Sofort eilte er zum See am Fuß des Brandsteins, um sich dort weiß zu waschen. Seither ist das Seewasser schwarz.
Der Teufel kühlte sich im See ab: Ein Schuster, der zur Almzeit oberhalb des Sees den Sennerinnen die Schuhe ausbessern musste, wurde dieser Arbeit bald überdrüssig und versprach seine Seele dem Teufel, wenn dieser für ihn die Arbeit übernehmen würde – allerdings mit der Bedingung, dass der Teufel die Schuhe nur im Winter flicken dürfe. Wenn nun ab und zu jemand im Winter zum See kam, sah er dort den Teufel zähneklappernd am Eis sitzen und Schuhe flicken. Das wurde aber auf Dauer selbst dem Teufel zu viel, er kündigte den Vertrag auf und sprang in grenzenloser Wut in den See um sich abzukühlen. Seither ist das Seewasser schwarz.
Hier ist es unheimlich…: Wenn Jäger am See vorüber gingen, sahen sie manchmal dort den Teufel wie er übermütig Purzelbäume schlug und ihnen zurief „Heut kriagts nix!“ – und tatsächlich an diesem Tag gab es kein Schussglück. Ein Kräuterweibl, das sich einst weit oberhalb des Sees zum Schlafen niedergelegt hatte, erwachte knapp am Rande des Wassers. Von da an mied sie den See, weil es dort nicht geheuer sei.
Der Weg zum Teufelsee#
Es gibt im wesentlichen zwei Zugangsmöglichkeiten. Und zwar jene von Wildalpen und Siebenseen her, die auch mit einer guten Karte nicht ganz einfach zu finden ist. Der Zugang vom Norden aus dem Fobistal ist besser zu finden:
Vom Leopoldsteinersee wandern wir ca. drei Stunden bis zur Fobisalm hinein. Alternativ starten wie in der scharfen Kurve am unteren Ende der Straße Präbichl- Eisenerz, überqueren die Frauenmauer (oder gehen- nur mit Führer -!) durch die Frauenmauerhöhle und steigen zur Vobisalm ab.Von der Vobisalm folgen wir der Markierung zum „Brandstein". Direkt unterhalb des „Fobisturmes" folgen wir nun dem Pfad hinauf bis unter diee Felswände. Links ober uns, nicht weit vom Fobisturm entfernt, sehen wir den breiten Einschnitt des Höllsattels. Hier müssen wir - sobald es das Gelände zuläßt, auf Steigspuren unmarkiert zum Sattel hinaufsteigen (Abzweigung bei einem kleinen Dolinentrichter mit zwei auffallenden „Fenstern"). Vom Hölltalsattel geht es durch „Gassen" zwischen den Latschenfeldern auf guten Pfadspuren (jedoch unmarkiert) in den Hochkessel der „Höll" hinunter.
Bald haben wir die verfallene Höllalm erreicht. Eine Besonderheit dieser schon lange nicht mehr bewirtschafteten Alm ist das Fehlen von Wasser. Dafür gibt es ganz in der Nähe der Hütte eine kleine Eishöhle. Hier schlug man Eisstücke für die eigene Verwendung heraus, bzw. warf sie in einen Trog, wo sie nach einigen Stunden Wasser für die Tiere gaben.
Nun steigen wir in die breite Schlucht hinunter, die von Häuslkogel, Seekogel und Kleinem Brandstein gebildet wird. Einige Schuttriesen müssen pfadlos überquert werden, dann finden wir wieder den Steig, wenn wir uns scharf rechts im Sinne des Abstiegs halten. Nun sehen wir den See und steigen durch Hochwald zu ihm auf 1.090 m ab.
Der Rückmarsch auf dem selben Weg (oder länger aber mit weniger Höhenmeter und schwer zu finden, nach Wildalpen) benötigt wie der Anmarsch 5-6 Gehstunden, d.h. man muss mit einer Gesamtgehzeit von 10- 12 Stunden rechnen. Ein Übernachten mit Schlafsack ist in der warmen Jahreszeit wegen Gewitter und wegen des Mangels an regengeschützten Überhängen oft eine nasse Sache. Bei schönem Herbstwetter wird es andererseits in der Nacht schon recht kühl.
Steckbrief#
Die Ortsbezeichnung dürfte sich wohl vom legendenumwobenen Platz, wo sich auch der Teufel einfindet, ableiten. 1.090 Meter Seehöhe, 200 Meter lang und 30 bis 50 Meter breit.
Information: Tourismusverband Wildalpen, 8924 Wildalpen.
Quellen#
Der Text ist angelehnt an die Beschreibung von Hilde und Willi Senft im Buch "Österreichs schönste Seen" im Leopold Stocker Verlag, an den Beitrag in "Steirischen Geheimnissen und Kuriositäten auf der Spur", Verlag Medien und Marketinggemeinschaft, beide Bücher von Hilde und Willi Senft, an das Buch "Rund um den Hochschwab" von Fritz Bayerl et al. und an das Erlebnis von zwei eigenen Wanderungen.