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Tuchscherer#

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»Der Thuchschärer« (Tuchscherer). Kupferstich von Jost Amman. Aus: Hans Sachs und Jost Amman. »Eygentliche Beschreibung aller Stände auff Erden …«. Frankfurt am Main 1568
© Brandstätter Verlag

Tuchscherer erhielten die vom ’ Tuchmacher oder Wollweber gewebten, vom ’ Walker vorgerichteten und gewaschenen und vom Färber gefärbten Tuche und spannten sie in feuchtem Zustand auf Tuchrahmen. Die meisten Tuche waren rot, gefolgt von blauen, grünen und braunen; schwarzes Tuch galt als besonders vornehm. Gefärbt wurde mit Pflanzenfarbstoffen wie Indigo, Waid, Anis, aber auch mit den Färbemitteln Weinstein, Alaun, Salz, Kupferwasser, Gallus, Pottasche, Kleie, Blau und Gelbholz. Nach dem Trocknen wurden sie von dem Rahmen abgenommen, geradegezogen und in das vorgesehene Format gedehnt. Dann wurde das Tuch mit Distelkarden, die im 18. Jahrhundert von Rauhmaschinen abgelöst wurden, gerauht und anschließend mit der Tuchschere geschert. Zu diesem Zweck legte man das Tuch auf einem langen, gepolsterten Schertisch glatt aus. Meistens arbeiteten zwei Gesellen an einem Tuch von den Enden zur Mitte. Die Tuchschere bestand aus zwei breiten, etwa sechzig Zentimeter langen Blättern, die durch einen Hebel mittels eines Riemens zusammengedrückt wurden. Seit Beginn des 19. Jahrhunderts verschwand die Tuchschere zusehends und wurde durch die Schermaschine ersetzt. Im letzten Arbeitsgang wurde die Faserdecke des Tuches durch Bürsten in Strich gelegt. Die Beschaumeister der Zunft besichtigten und begutachteten die ausgelegte Ware. Entsprach das Tuch den Anforderungen, wurde es mit einem Tuchsiegel gekennzeichnet.

Die Arbeit der Tuchscherer erforderte große Geschicklichkeit und höchste Konzentration, was in einigen Städten (beispielsweise in Aachen) dazu führte, dass ihnen stündlich ein paar Minuten Pause gewährt wurde.

Quellen#

  • Verschwundene Arbeit, R. Palla, Christian Brandstätter Verlag, 2010

... mit freundlicher Genehmigung des Christian Brandstätter Verlags.