Weinhüter#
Aufgabe der Weinhüter war es, die Weingärten vor der Ernte vor Dieben und Vogelfraß zu schützen.
Der Dienst begann zu Jakobi (25. Juli) oder Laurenzi (10. August) und endete, wenn drei Viertel der Weingärten abgelesen waren. Pistolenschüsse markierten den Beginn, und das Ende (Gebirgsaufschießen) der Hütezeit. Die Bewacher trugen Hacken (Hiatahackl) oder Spieße als Waffen, Rechts- und Würdezeichen. Auch Stöcke, Peitschen, Säbel und Pistolen fanden Verwendung. Blasinstrumente (Hüterpfeiferl) aus Messing oder Rinderhörner dienten als Signalgeräte.
In Krems in Niederösterreich wählten die Weinhauer schon 1340 einen "Hueter". Im benachbarten Lengenfeld wurden drei Bewerber ausgelost und von der Gemeinde vereidigt. Jeder Hüter bekam einen Bürgen, der für ihn verantwortlich war. Außer der üblichen Ausstattung erhielten die Hüter ein Fernglas und eine Plakette. Ihren Hut schmückten sie mit einem Sträußchen aus Wermut. Wenn Sie einen Dieb stellten, waren sie verpflichtet, ihn auf die Gemeinde zu bringen, wo er verurteilt wurde. Nur schwangere Frauen blieben straffrei.
Während ihres Dienstes wohnten die Männer in behelfsmäßigen oder festen Hüterhütten in den Weingärten. In Ebersbrunn (Niederösterreich), an der Hochstraße zwischen Hohenwarth und Radlbrunn, steht eine solche "Hiatahütte".
Der Hüterbaum (Hutsäule) zeigte die Periode der Bewachung an. Es handelte sich um einen mehrere Meter hohen bis auf den Wipfel entrindeten, geschmückten Baum. Regional wurde er mit gekreuzten Strohwischen, hölzernen Hüterhacken oder dem Hüterstern bekrönt. Im Weinviertel zierten Wermut und Kugeldisteln die Hüterstange. Wie der Maibaum war der Hüterbaum in Gefahr, gestohlen zu werden. Am Ende der Saison legte man ihn um und feierte mit Umzug und Mahl. Beim Neustifter Kirtag (Wien 19) Mitte August und beim Pötzleinsdorfer Kirtag (Wien 18) ist eine Krone aus vergoldeten Nüssen das Festsymbol. Die Neustifter Hauerkrone ist eine meterhohe Bügelkrone, die aus der Zeit Maria Theresias (1717-1780) stammen soll, als die Weinbauern der Kaiserin ihre Aufwartung machten, um nach einer Missernte Steuerfreiheit zu erbitten. Das Aufstellen des Hüterbaums und der Umzug mit der Hauerkrone wurden 2020 in die UNESCO-Liste des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen.
Der Perchtoldsdorfer Hütereinzug steht schon seit 2010 au der UNESCO- Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Das Fest dauert von Samstag bis Montag nach St. Leonhard (6. November) und beginnt mit der "Vorfeier" am Samstagabend.
Am Sonntag ziehen die Hüter ("Hiata") und ihre Familien, begleitet von der Blasmusik zum Dankgottesdienst in die Kirche. Zentrales Element des Festzuges ist die "Pritschn", ein etwa 80 kg schwerer, auf einer Stange befestigter und mit Eichenlaub verzierter Drehkörper, an dessen oberem Ende zwei goldene Herzen aus Walnüssen angebracht sind. Der Pritschenträger muss das Gestell beim Gehen "tanzen" lassen, also in Drehung versetzen. Nach dem Gottesdienst wird dem Pfarrer ein Ständchen dargebracht. Anschließend begibt sich der Zug vor das Rathaus, es folgen Ansprachen und das Gstanzlsingen.
Bei der "Nachfeier" am Montag lassen die Beteiligten das Fest im kleinen Kreis im Haus des Hütervaters gemütlich ausklingen. Vom 16. Jahrhundert bis in die 1970er Jahre übten die Weinhüter in Perchtoldsdorf ihren Dienst als beeidete Wachorgane aus.
Quellen#
- Leopold Schmidt: Volkskunde von Niederösterreich, Horn 1966. Bd 1/117
- Helga Maria Wolf: Österreichische Feste & Bräuche im Jahreskreis. St. Pölten 2003. S. 137
- Film "Körndlbauern und Zegerltrager" von Anna Thaller, Andrea Müller und Helga Maria Wolf. Krems 2008
- Perchtoldsdorf
- UNESCO, Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes in Österreich
Siehe auch: