Friedell, Egon #
(eigentlich Egon Friedmann)
* 21. 1. 1878, Wien
† 16. 3. 1938 , Wien (Selbstmord)
Schriftsteller und Kulturhistoriker
Egon Friedell
© DU
Der Sohn eines Wiener Tuchfabrikanten trat noch als Schüler vom
jüdischen zum evangelischen Glauben über. Er bestand nach mehrmaligen
Anläufen 1899 in Bad Hersfeld die Matura, studierte in Frankfurt am
Main, in Heidelberg und Wen Germanistik und Philosophie und wurde 1904
zum Dr. phil. promoviert.
Friedell war ein Wiener Original und ein Universalgenie: Er war
Schriftsteller, Kabarettist, Theaterkritiker, Feuilletonist,
Kulturhistoriker, Übersetzer aus dem Englischen und Französischen,
Schauspieler und Gelehrter. 1908-1910 leitete er das Wiener Kabarett
"Fledermaus". Er schrieb zahlreiche kabarettistische Einakter, so
"Goethe im Examen" gemeinsam mit
Alfred Polgar.
1921 veröffentlichte
er das "Altenbergbuch". Seine "Judastragödie" kam 1923 im Burgtheater
zur Aufführung. In Wien und Berlin war
Friedell an den von
Max Reinhardt
geleiteten Bühnen als Schauspieler tätig, so spielte er den Caesar in
Shaws "Androklus und der Löwe". Schon 1922 begann er die Arbeit an
seinem vielschichtigen, subjektiven, brillant geschriebenen Lebenswerk:
"Kulturgeschichte der Neuzeit" (3 Bde., 1927-1931). Es folgte die
"Kulturgeschichte Ägyptens und des alten Orients" (2 Bde., 1936). Sein
letztes Werk, "Die Kulturgeschichte Griechenlands", konnte erst postum
1949 veröffentlicht werden, da
Friedells Bücher der NS-Zensur zum Opfer
fielen.
Friedell, der zum berühmten Kreis der Wiener Kaffeehausliteraten
gezählt und das kulturelle Leben in Wien zwischen den Kriegen nachhaltig
beeinflusst hatte, wählte 1938 den Freitod.
Literatur#
- R. Wisemann, Egon Friedell (1987)
- H. Iiiig (Hg.), Das Friedell Lesebuch (1988). ???
© "Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik" von Isabella Ackerl und Friedrich Weissensteiner, 1992