Lohner, Helmut#
* 24. 4. 1933, Wien
Bühnen- und Filmschauspieler
Der Bühnenstar, der keiner sein will, ist im Grund seines Wesens ein
Einzelgänger. Er stammt aus einer Schlosserfamilie in Ottakring und
absolvierte eine Lehre im graphischen Gewerbe. Die Matura holte er in
Abendkursen nach, nahm privaten Schauspielunterricht und debütierte als
Chorist am Theater in Baden bei Wien. Danach wurde er als
Operetten-Buffo an das Stadttheater Klagenfurt engagiert und ging 1954
an das Theater in der Josefstadt, wo seine eigentliche Karriere begann.
Seine erstrangige Sprechkultur, die Intensität seiner Rollengestaltung
und seine hohe Sensibilität ließen die Theaterdirektoren aufhorchen.
Lohner
ging nach Deutschland und war dort an mehreren Bühnen tätig (u. a. am
Kurfürstendamm in Berlin und am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg).
Lange Jahre spielte er am Züricher Schauspielhaus. Schließlich wurde er
auch Ensemblemitglied des Burgtheaters, ohne dort eine dauernde
Heimstätte zu finden.
Lohners schauspielerisches Rollenspektrum ist weit gespannt. Es reicht vom
Färber in Nestroys "Der Färber und sein Zwillingsbruder" bis zu Goethes
"Faust", vom Henry in
Schnitzlers "Der grüne Kakadu" bis zu
Shakespeares "Hamlet", vom "Zerrissenen" bis zum Bleichenwang in "Was
ihr wollt". V. a. aber ist der sympathische Schauspieler ein grandioser
Horvath-Interpret. Seit 1972 fast regelmäßig bei den Salzburger
Festspielen tätig, folgte er
Klaus Maria Brandauer
als "Jedermann" nach. Im
Film spielte der Star mit dem hohen Berufsethos vorwiegend zweite und
dritte Rollen. Hingegen war er in Fernsehspielen in bedeutenden
Produktionen
und in markanten Partien zu sehen (u. a. "Radetzkymarsch", "Tarabas",
"Flucht ohne Ende", "Liliom".)
© "Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik" von Isabella Ackerl und Friedrich Weissensteiner, 1992
Helmut Lohner starb am 23.6.2015, Wien
-- Diem Peter, Mittwoch, 15. Juli 2015, 12:19