Mayr, Michael#
* 10. 4. 1864, Adlwang (Oberösterreich)
† 21. 5. 1922, Waldneukirchen (Oberösterreich)
Historiker, Archivar und Politiker
Der Sohn eines Gutsbesitzers studierte Geschichte und Geographie in Wien
(Promotion: 1890). 1892 trat er in den Archivdienst ein, zunächst in
Wien (Finanzministerium), dann in Innsbruck (Statthalterei), wo er
1897-1920 das Tiroler Landesarchiv leitete. 1895 habilitierte er sich
für österreichische und allgemeine Geschichte. Er begründete die Zeitschrift
"Forschung und Mitteilungen zur Geschichte Tirols und Vorarlbergs" und
versuchte vergeblich eine generelle Neuordnung des Archivwesens. 1900
wurde er zum a. o. Prof. in Innsbruck ernannt. Sein wissenschaftliches
OEuvre widmet sich v. a. der Landesgeschichte.
In Tirol, das ihm zur zweiten Heimat wurde, schloss sich
Mayr der Christlichsozialen Partei an, 1907-1911 war er Mandatar im Reichsrat, ab
1908 im Tiroler Landtag. 1919 gehörte er der Nationalversammlung an, wo
er in der Debatte um die österreichische Verfassung eine große Rolle spielte,
1920-1922 war er Mitglied des Nationalrates. Er vertrat v. a.
föderalistische Tendenzen der Tiroler Abgeordneten. Im Oktober 1919
holte ihn
Renner als Staatssekretär für die Koordinierung der
Verfassungsarbeiten ins Kabinett, eine Aufgabe, die er sehr geschickt
und diplomatisch löste. Nach dem Zusammenbruch der Koalition wurde 1920
eine Proporzregierung unter seiner Führung gebildet, die in den Wahlen 1920 bestätigt
wurde. Gleichzeitig leitete
Mayr das Außenministerium. In seiner Ära wurde
Österreich in den Völkerbund aufgenommen, aber weder die Burgenlandfrage
noch die Beschaffung von Krediten konnten geklärt werden. 1921 trat
Mayr wegen der Anschlussabstimmungen in Tirol und Salzburg zurück, blieb aber
Abgeordneter.
Werke#
- "Wolfgang Lazius als Geschichtsschreiber Österreichs" (1894)
- "Erinnerungen an Andreas Hofer" (1899)
- "Das Jagdbuch Kaiser Maximilians I. (1901)
- "Der italienische Irredentismus. Seine Entstehung und Entwicklung vornehmlich in Tirol" (1916)
© "Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik" von Isabella Ackerl und Friedrich Weissensteiner, 1992