Muliar, Fritz#
* 12. 12. 1919, Wien
† 5. 5. 2009, Wien
Kammerschauspieler, Regisseur und Buchautor
Muliar ist eine der bekanntesten und vielseitigsten Persönlichkeiten der
Wiener und österreichischen Kulturszene nach 1945. Engagiert, streitbar und
geradlinig geht er keiner Kontroverse aus dem Weg, ob als Schauspieler,
Regisseur, Autor oder Vortragender, und hält auch mit seinen politischen
Ansichten nicht hinterm Berg.
Den Stiefsohn eines jüdischen Juweliers zog es früh zum Theater. Seine
Ausbildung erhielt er am Konservatorium der Stadt Wien. 1937 debütierte
er im Wiener Kabarett "Der liebe Augustin", spielte dann in Innsbruck
und im Wiener "Simpl". 1940 zur deutschen Wehrmacht eingezogen, wurde er
wegen seiner Kontakte zur französischen Widerstandsbewegung zu 5jähriger
Haft verurteilt. Nach dem Krieg spielte er in Graz ("Der Igel",
Steirisches Landestheater), bis er als Operettenbuffo ans Wiener
Raimundtheater engagiert wurde. Von dort kam er an das Volkstheater und
1964 an das Theater in der Josefstadt. 1974-1987 spielte er am
Burgtheater. An allen drei genannten Bühnen hat
Muliar zahlreichen
Nestroy-Figuren den Stempel seiner Persönlichkeit aufgedrückt (Knieriem,
Krautkopf etc.). Seine Glanzrolle war aber zweifellos der brave Soldat
"Schwejk".
Muliar wirkte in mehr als 50 Filmen und in TV-Serien mit. Er hat zahlreiche
Bücher verfasst (u. a. "Liebesbriefe an Österreich", 1986, "Von A-Z.
Unaussprechliches ausgesprochen", hgg. von Dolf Lindner, 1989) und mit
Gespür für den jüdischen Witz die LP "Jiddische Hitparade"
herausgebracht. In
Felix Mitterers
Einpersonenstück "Sibirien" hat
er zuletzt wieder seine grandiose Schauspielkunst unter Beweis gestellt.
© "Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik" von Isabella Ackerl und Friedrich Weissensteiner, 1992