Nemschak, Franz#
* 27. 7. 1907, Graz
† 17. 3. 1992, Wien
Wirtschaftsforscher
Nemschak,
der aus einer Grazer Arbeiterfamilie stammte, studierte 1927-1931 als
Werkstudent - er war gleichzeitig Angestellter in einem Kaufhaus - in Graz
(Dr. jur.: 1931). 1933-1937 arbeitete er am volkswirtschaftlichen
Seminar bei
Dobretsberger und
Taucher in Graz.
Dann wirkte er als Sekretär der Sozialen Arbeitsgemeinschaft Steiermark.
1938 emigrierte er nach Frankreich, kehrte aber 1939 zurück und wurde
vorübergehend von der Gestapo verhaftet. Während des Krieges wurde er
als frontdienstuntauglich, außerdem als politisch unzuverlässig
eingestuft. 1942/43 konnte er am Statistischen Seminar der Wiener
Universität arbeiten. 1943-1945 wirkte er am Institut für
Wirtschaftsforschung in Wien, dessen Leitung er 1945 übernahm und für
das er in der Folge Mitarbeiter wie
Stephan Koren,
Hans Seidel und
Kurt Rothschild
gewann. Außerdem leitete er das ERP-Büro im
Bundeskanzleramt. 1973 übernahm er die Leitung des von ihm gegründeten
Wiener Instituts für Internationale Wirtschaftsvergleiche, dessen
Vorbild
Hayeks Institut für Konjunkturforschung bildete;
Grundgedanke beim Aufbau war die Versachlichung der Wirtschaftspolitik
durch Bereitstellung wirtschaftlicher Entscheidungshilfen. Wiederholt
wurde
Nemschak von der Bundesregierung als Berater, v. a. beim Abschluss von
Lohn- und Preisabkommen, herangezogen. Er gehörte schon in den 60er
Jahren zu jenen, die Überlegungen für Österreichs Beitritt zur EG
anstellten.
Nemschak, stets ein Mann der klaren Worte, mahnte mehrmals vor der
zu geringen Investitionsquote der österreichischen Wirtschaft.
Werke#
- "Investitionsfinanzierung und Kapitalmacht" (1954)
- "Liberalisierung und Zollpolitik in Österreich" (1954)
- "Österreich und die europäische Integration" (1960)
- "Der private Konsum in der wachsenden Wirtschaft" (1961)
- "Aspekte der österreichischen Integrationspolitik" (1961)
© "Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik" von Isabella Ackerl und Friedrich Weissensteiner, 1992