Ottillinger, Margarethe#
* 6. 6. 1919, Wien
† 30. 11. 1992, Wien
Wirtschaftsexpertin
Nach einem Studium an der Hochschule für Welthandel (Promotion: 1941)
wurde
Ottillinger 1942 Leiterin der statistischen Abteilung Eisen, der
Außenstelle Südost der Reichsregierung. Nach dem Krieg trat die
hochbegabte Wirtschaftswissenschaftlerin in den Dienst der
neugegründeten Bundeskammer der gewerblichen Wirtschaft. 1946 wurde sie
Konsulentin für Wirtschaftsfragen beim Minister für Vermögenssicherung
und Wirtschaftsplanung,
Peter Krauland.
1947 übernahm sie die
Leitung der Planungssektion. 1948 wurde Ottillinger unter nicht ganz geklärten
Umständen an der Ennsbrücke aus dem Auto ihres Ministers, der dem
Vorgehen tatenlos zusah, von sowjetischen Besatzungssoldaten verhaftet
und nach Moskau gebracht, wo sie zu 25 Jahren Lagerhaft verurteilt
wurde. Nach Abschluss des Staatsvertrags kehrte Ottillinger, von der
Gefangenschaft gezeichnet, nach Österreich zurück. Ein Jahr später wurde
sie vom Obersten Sowjet rehabilitiert. In der Folge war sie in führenden
Wirtschaftspositionen tätig.
Ottillinger, die in der Lagerhaft zu einer
tiefgläubigen Katholikin geworden war, errichtete aus Dankbarkeit für
ihre Rückkehr in Wien-Mauer eine Kirche, für deren Gestaltung sie den
Bildhauer
Fritz Wotruba
gewinnen konnte.
© "Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik" von Isabella Ackerl und Friedrich Weissensteiner, 1992