Scheu, Gustav#
* 7. 10. 1875, Wien
† 13. 3. 1935, Wien
Rechtsanwalt und Stadtplaner
Sein Vater, Josef
Scheu, war Musiker und ein Mitbegründer der
Sozialdemokratischen Partei.
Scheu selbst wurde Rechtsanwalt. Er war ein
leidenschaftlicher Befürworter der Gartenstadtidee, der die englischen
und deutschen Proponenten dieser Siedlungsbewegung persönlich gut
kannte. 1917/18 war er einer der Initiatoren des Mieterschutzes.
Befreundet mit dem Architekten
Adolf Loos,
ließ er sich von diesem in
der Larochegasse in Wien-Hietzing das berühmte Terrassenhaus errichten.
1919/20 war
Scheu Mitglied des Stadtrates und beriet Bürgermeister
Reumann in Wohnbaufragen. 1920 nahm er seine Tätigkeit als Rechtsanwalt
wieder auf. Bis 1923 war er noch von wesentlichem Einfluss auf den Wiener
Wohnbau und blieb auch in den folgenden Jahren juristischer Berater von
Siedlungsgenossenschaften. Sein Wohnbaukonzept sah vor, dass sich die
Kommunen auf die städtebaulichen Aufgaben und die Schaffung der
Infrastruktur beschränken sollten, der Hausbau sollte in den Händen von
Siedlungsgenossenschaften liegen. Während seiner Amtszeit als Stadtrat
hatte er den Stadtplaner Max Ermers mit der Ausarbeitung eines
Entwicklungskonzepts für Wien beauftragt, das eine Ausweitung der Stadt
nach Süden in das verkehrsmäßig erschlossene Wiener Becken vorsah.
© "Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik" von Isabella Ackerl und Friedrich Weissensteiner, 1992