Schmidt, Guido#
* 25. 1. 1901, Bludenz (Vorarlberg)
† 5. 12. 1957, Wien
Beamter und Politiker
Der Sohn einer angesehenen Vorarlberger Kaufmannsfamilie absolvierte das
Feldkircher Jesuitengymnasium "Stella Matutina". Anschließend studierte
er Jus in Wien und Berlin. Nach Abschluss des Studiums trat er in den
Staatsdienst ein und begann eine Diplomatenlaufbahn. Er wurde der
österreichischen Gesandtschaft in Paris zugeteilt, 1928 aber nach Wien in die
Kabinettskanzlei des Bundespräsidenten einberufen. Dank seiner
hervorragenden Fähigkeiten erreichte der Christlichsoziale schnell den
Rang eines Kabinettsvizedirektors. 1936 berief ihn Kanzler Kurt
Schuschnigg, der ihn aus der Schulzeit kannte, in sein Kabinett als
Staatssekretär für Auswärtige Angelegenheiten. Im Februar 1938 wurde er
in den Rang eines Ministers erhoben. Ein Angebot
Seyss-Inquarts, in
dessen NS-Kabinett einzutreten, lehnte er ab. 1939 wurde er von den
Nationalsozialisten als Beamter in den dauernden Ruhestand versetzt.
Danach arbeitete
er bei den Hermann-Göring-Werken in Linz (heute: VOEST), wo er den
Bereich Schifffahrt übernahm. Wegen der Beschuldigung, in geheimem
Einverständnis mit den Nationalsozialisten an der Herbeiführung des
Anschlusses mitgewirkt zu haben, wurde er 1945 von den österreichischen Behörden
gesucht. Er stellte sich den französischen Besatzern, wurde im Dezember
1945 inhaftiert und in einem Volksgerichtsprozess, bei dem es nur
Freispruch oder Todesstrafe gab, 1947 des Hochverrats angeklagt, jedoch
freigesprochen. Das Protokoll dieses Prozesses wurde samt den dabei
erörterten Dokumenten noch im selben Jahr veröffentlicht.
© "Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik" von Isabella Ackerl und Friedrich Weissensteiner, 1992