Spann, Othmar#
* 1. 10. 1878, Wien-Altmannsdorf
† 8. 7. 1950, Neustift (Burgenland)
Nationalökonom und Geschichtsphilosoph
Othmar Spann
© Bildarchiv der Österr. Nationalbibliothek
Spann studierte Staatswissenschaften in Wien, Zürich und Tübingen. Nach
seiner Promotion
Othmar Spann
1903 arbeitete er bei der "Zentrale für private Fürsorge" in Frankfurt
am Main. 1907 habilitierte er sich an der Technischen Hochschule in
Brünn, 1909 erhielt er dort einen Lehrstuhl. Nach Kriegsdienst im 1.
Weltkrieg lehrte er 1919-1938 an der Universität Wien Gesellschaftslehre
und Nationalökonomie. Mit seiner ersten Veröffentlichung, "Der wahre
Staat: Vorlesungen über Abbruch und Neubau der Gesellschaft", erregte er
1921 allgemein Aufsehen. Als Gegner des Marxismus vertrat er eine
universalistisch-idealistische Gesellschaftslehre, die den einzelnen nur
als Glied des Ganzen sah. Seine antiliberale und antidemokratische
Haltung fand unter den Studenten der Nachkriegsgeneration, die vom
Kriegserlebnis nachhaltig geprägt waren, zahlreiche Anhänger, und im
Seminar des hervorragenden Vortragenden und Lehrers scharten sich die
Studenten. Die berufständischen und föderalistischen Ideen, die von
diesem Zirkel ausgingen, wurden zur Grundlage des politischen Programms
der Heimwehren und auch des Ständestaats.
Spann distanzierte sich
allerdings später von dieser Umsetzung, die ihm als ein zu verwässertes
Ergebnis seiner Ideen erschien. Von
den Nationalsozialisten wurde er 1938 verhaftet und mit Lehrverbot
belegt. 1931-1938 wirkte er als Herausgeber von "Ständisches Leben" und
"Zeitschrift für Volkswirtschaft". Eine kritische Gesamtausgabe seiner
Werke brachte sein Schüler
Walter Heinrich
1963-1980 heraus.
Weitere Werke
"Die Haupttheorien der Volkswirtschaftslehre" (1910),
"System der Gesellschaftslehre" (1914),
"Irrungen des Marxismus" (1928),
"Hauptpunkte der universalistischen Staatsauffassung" (1929),
"Geschichtsphilosophie" (1932).
Literatur#
- H, Schneller, Der Beitrag Othmar Spanns zum Konservativismus in der Weimarer Republik (1971)
- K.-J. Siegfried, Universalismus und Faschismus (1974)
© "Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik" von Isabella Ackerl und Friedrich Weissensteiner, 1992