Starhemberg, Ernst Rüdiger#
* 10. 5. 1899, Eferding (Oberösterreich)
† 15. 3. 1956, Schruns (Vorarlberg)
Heimwehrführer und Politiker
Der Offizierssohn stammte aus altem Adel - sein Urahn verteidigte 1683
Wien gegen die anstürmenden Osmanen; seine Mutter war Mandatarin der
Christlichsozialen Partei und enge Vertraute
Seipels.
Starhemberg meldete
sich 1917 freiwillig zum Kriegsdienst. 1918 baute er in Oberösterreich eine
Schutztruppe gegen Plünderer auf. Ab 1921 sollte er in Innsbruck
Nationalökonomie studieren, doch widmete er sich eher martialischen
Neigungen. Er schloss sich dem "Freikorps Oberland" an und nahm an den
Kämpfen in Oberschlesien teil, ebenso am Münchner Novemberputsch Hitlers
1923. Anschließend diente er als Soldat in der deutschen "Schwarzen
Reichswehr". 1926 kehrte er nach Österreich zurück. Er übernahm das
väterliche Erbe und trat in Oberösterreich der Heimwehr bei, ab 1929 war er
Landesführer, 1930-1936 (mit kurzer Unterbrechung 1931) Bundesführer der
Heimwehren. 1931 musste er sein Mandat niederlegen, um seine privaten
finanziellen Verhältnisse zu regeln, da er Unsummen seines Vermögens in
die Heimwehren investiert hatte. 1930 wurde er als Mandatar der Partei
"Heimatblock" in den Nationalrat gewählt, schied jedoch kurz darauf
wieder aus, nachdem er sich äußerst abfällig über das Parlament geäußert
hatte. Kurz war auch 1930 seine Amtszeit als Innenminister, die kaum
Spuren hinterließ. Er verfügte über gute persönliche Beziehungen zum
faschistischen Ausland. Ein enges Verhältnis verband ihn mit Kanzler
Dollfuß,
der ihn zum stellvertretenden Führer der "Vaterländischen
Front" machte. Nach der Ermordung von Dollfuß machte er sich Hoffnungen
auf die Kanzlerschaft, wurde aber von
Miklas
nicht ernannt. Als Vizekanzler im Kabinett
Schuschnigg wehrte er sich anfangs gegen eine Agrementerteilung an den neuen deutschen Gesandten Franz von Papen 1936
gelang es Schuschnigg, Starhemberg aus dem Kabinett zu eliminieren. Wenige Monate
später lieferte Starhemberg, der ein brillanter, aber unüberlegter Redner war,
Schuschnigg den Vorwand für die Beseitigung der Heimwehren. In der Folge
hatte Starhemberg keine wesentlichen politischen
Funktionen mehr. 1937 begab er sich in die Schweiz, von wo er nach
dem 13. März 1938 nicht mehr nach Österreich zurückkehrte. 1940 trat er
in die französische Armee ein. Nach der Kapitulation Frankreichs ging er
über Großbritannien nach Südamerika, wo er mit Hilfe
Fritz Mandls
eine neue Existenz aufbaute. 1955 kam er anlässlich der Verhandlungen um
die Rückgabe seines Vermögens nach Österreich zurück. 1971 erschienen seine
"Memoiren".
Literatur#
- J. Hannah, Der Fürst, der sein Land verkaufte (1949)
- W. Wiltschegg, Die Heimwehr (1985)
© "Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik" von Isabella Ackerl und Friedrich Weissensteiner, 1992