Maximilian Liebmann: Lebenserinnerungen #
In seinen im Wagner-Verlag erschienenen Lebenserinnerungen zieht der Grazer Kirchenhistoriker Maximilian Liebmann einen breiten Bogen von dem kleinbäuerlichen Vaterhaus im steirischen Dillach des Jahres 1934 in seine Zeit als Dekan der Theologischen Fakultät der Universität Graz in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts. Liebmann erlebte Anschluss, Krieg und Nachkriegszeit in streng katholischem Milieu. Seine schulische Ausbildung zielte von Anfang an auf den Priesterberuf. Weder im Knabenseminar noch im Alumnat galt Max als Rebell. Freilich war der Dogmatik-Unterricht damals so verschroben, dass Glaubenszweifel auftreten mussten. Sie wurden überwunden, bis Gespräche mit schon in der Praxis stehenden befreundeten Kaplänen zum endgültigen „non serviam“ führten. Vom Volksschullehrer über den Religionsprofessor führte nun ein gerader Pfad zum Dozenten und Universitätsprofessor.Was immer er anpackte, machte er gründlich. So war sein Beitritt zur CV-Verbindung „Carolina“ nur der Anfang einer Karriere im Cartellverband, der Liebmann die Gründung seiner Bildungsakademie verdankt. Das für jeden an der Geschichte des Verbandskatholizismus in Österreich interessierten Leser sehr instruktive Bändchen gibt in einer eigenen Dokumentation einen guten Einblick in das Verhältnis KA-CV. Liebmann betont die großen Unterschiede im Laienapostolat zwischen der hierarchisch-klerikalen („pianischen“) und der laikal-sakramentalen („konziliaren“) Auffassung. Unmissverständlich proklamierter er den freien Zusammenschluss der Gläubigen ohne Beauftragung bzw. Mandat durch die kirchliche Obrigkeit.
Eine fast 30-seitige, beeindruckende Bibliographie illustriert das jahrzehntelange publizistische Wirken des nunmehr 80-jährigen Autors und macht das Buch so auch zu einem wichtigen Nachschlagwerk für jeden kirchenhistorisch Interessierten.
Redaktion: P. Diem