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Johanna und Erwin Uhrmann: Wanderlust Welterbesteig#

Bild 'Uhrmann'

Johanna und Erwin Uhrmann: Wanderlust Welterbesteig. Auszeit in der Wachau. Mit einem Grußwort von Waltraut Haas. Amalthea Verlag Wien. 208 S., ill., € 24,-

So stellt man sich einen Wanderführer vor: handlich, informativ mit ausführlichen Routenbeschreibungen, Längen- Höhen- und Zeitangaben und zahlreichen praktischen Tipps, perfekt illustriert mit Wanderkarten und stimmungsvollen Fotos. Kurze Schwerpunktbeiträge behandeln z. B. die Ruine Dürnstein, Weine, Marillen, die Venus von Willendorf oder Wachaufilme. Apropos: Da ist dem Autorenpaar etwas Spezielles gelungen: Sie konnten ihrem Buch ein Grußwort von Waltraut Haas voranstellen. Darin erzählt die berühmteste Wahl-Wachauerin über ihre Erinnerungen und die Rolle, die ihr Leben prägte: Die Wachau ist zu einer zweiten Heimat für mich geworden. Weil die Menschen so nett sind. Ich bin ihr Mariandl geblieben - bis heute. Die Künstlerin, die jetzt (Juni 2022) ihren unglaublichen 95. Geburtstag feiert, gab den Autoren gerne ein Interview.

Beide, Johanna Uhrmann und Erwin Uhrmann, sind in Niederösterreich geboren und in Wien schriftstellerisch tätig. Dass Johanna Uhrmann zudem Grafikdesignerin und Kunsthistorikerin ist, kommt dem Buch zu Gute. Gemeinsam haben sie bereits das Waldviertel und die Tschechische Republik bereist und darüber publiziert.

1972 verabschiedete die Generalkonferenz der UNESCO das " Übereinkommen zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der Welt". In Österreich bestehen zwölf Kultur- und Naturerbestätten von außergewöhnlichem universellem Wert. Seit dem Jahr 2000 zählt die Wachau dazu. Sie umfasst auf ca. 20.000 ha 15 Gemeinden, von Melk im Westen und Krems/Donau im Osten des Gebiets. Offiziell heißt es: Die Wachau ist ein einzigartiges Beispiel einer Flusslandschaft, eingebettet zwischen schroffen Felswänden, wo die materiellen Zeugnisse die Jahrhunderte überdauerten. Des Weiteren zeichnen Architektur, Siedlungsstrukturen und die landwirtschaftliche Nutzung ein lebendiges Bild von ihrer Geschichte und die Veränderungen im Laufe der Zeit.

Der Welterbesteig Wachau ist ein 180 km langer Weitwanderweg, durch das Donautal, der die Welterbe-Gemeinden verbindet. Er umschließt 20 Burgen, Ruinen und Schlösser, das Weinbaugebiet Wachau, geprägt von Steinterrassen und steilen Weinbergen, drei Klöster sowie den Jauerling, mit 960 m der höchsten Berg an der Donau. Der Weitwanderweg ist in 14 Etappen unterteilt, die das Buch vorstellt.

Die erste Etappe führt von Krems nach Dürnstein. Die Stadt mit dem charakteristischen blau-weißen Kirchturm ist so beliebt, dass sie fast schon Eintrittsgeld eingeführt hätte. Denn täglich kommen Bis zu 1000 Gäste. 16 km weiter liegt Weißenkirchen - "das pulsierende Herz der Wachau" - zu dessen Sehenswürdigkeiten die Kirche Mariä Himmelfahrt, die älteste Volksschule Österreichs und der Teisenhoferhof zählen. Nach 10 km Wanderung durch das Kerngebiet der Wachau wird Spitz erreicht. Der gotischen Kirche mit dem seltenen Patrozinium St. Mauritius hat die Pfarre erst kürzlich ein wunderbares Buch gewidmet Spitz war das Zentrum der Wachaufilme der Nachkriegszeit. Wenn "Mariandl-andl-andl" Waltraut Haas heute ihr Lieblingshotel besucht, kann sie in einer nach ihr benannten Suite wohnen.

Auf dem Weg zum nächsten Ziel, Mühldorf, folgen die Wanderer dem alten Handelsweg durch den Spitzer Graben mit den höchst gelegenen Weinrieden Österreichs. Die folgende Station, Maria Laach am Jauerling, ist durch die sechsfingerige Madonna in der Wallfahrtskirche berühmt. Die nächsten Etappen führen nach Aggsbach-Markt, nach Emmersdorf und nach Melk. Zu Besuch in Melk ist das Benediktinerstift das absolute Highlight, mit der 100.000 Bände umfassenden Bibliothek ebenso wie wegen seiner gewaltigen Ausdehnung - 320 Meter Länge, 497 Räume und 2,2 Hektar Dachfläche. Von Melk, dem "Tor zur Wachau" ausgehend, macht man Bekanntschaft mit der rechten Donauseite, die als die ruhigere gilt. Nichts desto trotz folgt ein Höhepunkt auf den nächsten, bis Aggsbach-Dorf erreicht ist. Von dort führt der Weg - wie überall in der Wachau mit überwältigenden Ausblicken und Panoramen - weiter nach Hofarnsdorf. Dabei kommt man nach Maria Langegg im Dunkelsteinerwald. Das ehemalige Servitenkloster betreute im 18. Jahrhundert 40.000 Pilger im Jahr.

Die 11. Etappe führt über den Seekopf von Hofarnsdorf nach Rossatz,Das abwechslungsreichste Wachau-Abenteuer: Weinrieden und Marillengärten, alte Winzerorte mit engen Gassen und gotischen Häusern, Reste von antiken Bauten und Römerstraßen, eine Märchenlandschaft aus Fels, tiefe Wälder mit gruseligen Sagen … und sogar eine Kletterpartie für all jene, die es sich zutrauen. Nachdem man auch mit der Smaragdeidechse und moderner Kunst Bekanntschaft gemacht hat, geht es weiter nach Oberbergern. Das nächste Ziel bildet die Römerstadt Mautern, untrennbar mit dem Leben des heiligen Mönchs Severin verbunden. Er gründete hier im 5. Jahrhundert ein Kloster. Anno 1083 erfolgte in Göttweig eine weitere Klostergründung durch Bischof Altmann von Passau. Das ursprüngliche Chorherren-, dann Benediktinerstift gilt als einer der meist fotografierten Orte Österreichs. Das Barockjuwel beinhaltet eine einzigartige Grafische Sammlung mit 32.000 Blättern. Barocke Kunst von Martin Johann Schmidt findet sich in Krems und Umgebung. Einer der bedeutendsten mitteleuropäischen Maler der Zeit ist als "Kremser Schmidt" berühmt. In sechs Jahrzehnten schuf er mehr als 1000 Werke. Krems und Stein bieten Architektur und Kunst vom Mittelalter bis in die Gegenwart. Die Gozzoburg aus dem 13. Jahrhundert enthält die vermutlich ältesten profanen Fresken Mitteleuropas. An der Kunstmeile wurde die Landesgalerie Niederösterreich eröffnet. Bei deren Bau stieß man auf bedeutende archäologische Funde. In Krems endet der Welterbesteig Wachau. Das "Wanderlust"-Buch kann man, unabhängig davon, bequem zu Hause lesen und erfährt viel Wissenswertes über eine der schönsten Gegenden Österreichs. Die Kapitel Zu Besuch in … eignen sich dazu ganz besonders gut.

hmw