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Erich Wonka: Der Donauraum von Tulln bis Klosterneuburg #

Bild 'Wonka'

Erich Wonka: Der Donauraum von Tulln bis Klosterneuburg. Ein Bild– und Kartenband der Siedlungsgeschichte. Verlag Berger Horn. 128 S., ill., € 25,-

Das vorliegende Werk ist der dritte der Donauraum-Atlanten des Geographen und Klosterneuburger Gemeinderats Erich Wonka. Bisher erschienen Bände über die Bereiche Klosterneuburg - Korneuburg - Langenzersdorf sowie (bereits in zweiter Auflage) Klosterneuburg - Korneuburg - Wien.

In bewährter Weise spannt der Autor den zeitlichen Bogen von der Ur-Donau bis zur Gegenwart. Wieder ist der Atlas reich illustriert, er enthält 55 Karten und 369 Abbildungen. Die Pläne zur Siedlungsgeschichte hat der Autor als Kartograph, automationsunterstützt auf Basis topographischen Karten, erstellt. Sie helfen bei der Orientierung und erschließen die Zusammenhänge, die er in kompakten Texten beschreibt.

Am Beginn - Von der Ur-Donau zur Donau - zeigt Karte 2, wie die Ur-Donau vor elf Millionen Jahren in einem riesigen Delta in den im Wiener Becken bestehenden panonnschen Süßwassersee mündete. Über die Urgeschichtliche Zeit schreibt Erich Wonka: Die ersten Spuren des Menschen führen in Niederösterreich in die letzte Eiszeit vor ca. 20.000 Jahren zurück. In der jüngeren Altsteinzeit (40000 bis 9600 v. Chr.) wurden die außerhalb der vergletscherten Alpen liegenden Lößsteppen in Niederösterreich von Jäger- und Sammlerkulturen besiedelt. Ihnen folgten in der Mittelsteinzeit (9600 bis 5000 v. Chr.) dank der Klimaerwärmung Ackerbauern und Viehzüchter. In der Jungsteinzeit (5000 bis 1900 v. Chr.) ließen sich die sesshaft gewordenen Bauern entlang der Donau nieder, wie z:B auf dem Kirchenhügel von St. Martin in Klosterneuburg. Auf Tullner Gebiet entdeckte man Streu- und Einzelfunde. Dort dürfte sich ab der mittleren Bronzezeit (um 1400 v. Chr.) eine hochwassersichere Siedlung befunden haben Hinweise auf bronzezeitliche Dorfsiedlungen gab es auch auf den an der Donau höher gelegenen Terrassen von Klosterneuburg, St. Martin und Kritzendorf. Am Kumenberg bei St. Andrä befand sich eine gut geschützte Höhensiedlung … auch auf dem Leopolds- und dem Bisamberg. Die Eisenzeit bildete eine neue große Kulturepoche in Mitteleuropa. Am Übergang von der älteren (800 bis 400 v. Chr.) zur jüngeren Eisenzeit (400 bis 15. v. Chr.) errichteten die Kelten auf dem 400 m hohen Tempelberg bei Hadersfeld eine Befestigungsanlage.

In der Zeit zwischen 15 und 8 v. Chr. wurde die Verwaltung des keltischen Königreiches weitgehend friedlich von den Römern übernommen. Vom 1. bis 5. nachchristlichen Jahrhundert erfolgte ein deutlicher Bevölkerungsanstieg. Südlich der Donau errichteten die Römer Kastelle in Tulln (Comagena), Zeiselmauer (Cannabiaca) und Klosterneuburg (vermutlich Arrianis). Wie schon die Bevölkerung zuvor, nutzten sie die Furt bei Klosterneuburg, um die Donau bei Niederwasser zu Fuß, oder mit Pferd und Wagen zu überqueren. Das ermöglichte ihnen den Handel mit den benachbarten Quaden und Markomannen.

Auf das Ende der Römerzeit folgte ein halbes Jahrtausend, das Frühmittelalter (500 bis 1050) genannt wird. Karl der Große, 768 bis 814 König des Frankenreiches, hatte das größte Reich nach dem Untergang des römischen Imperiums unter sich vereinigt. Er setzte enge Vertraute als Markgrafen ein, die über ihre Gebiete militärische, politische und richterliche Macht ausübten. Der 962 zum Kaiser gekrönte Otto I. bestellte anno 976 das bajuwarische Adelsgeschlecht der Babenberger als Markgrafen. Unter ihrer Herrschaft taucht in einer Urkunde aus 996 erstmals der Name "Ostarrichi" auf. 1113, hatte Markgraf Leopold III. seine Residenz von Tulln nach Klosterneuburg verlegt. Die Stadt bestand im Hochmittelalter (1050 bis 1250) aus zwei durch die Donau getrennten Teilen: Neuburg klosterhalben (Klosterneuburg) und Neuburg markthalben (Korneuburg). Leopold "der Heilige" holte 1133 Augustiner Chorherren nach Klosterneuburg, drei Jahre später war ihre Stiftskirche fertig gestellt. 1246 endete die Herrschaft der Babenberger. Im Spätmittelalter (1250 bis 1500) entstanden in Wien vier hölzernen Donaubrücken. Dadurch geriet Klosterneuburg in eine Randlage.

Das Buch beschreibt nicht nur die Geschichte der Herrscher, Heerzüge und Katastrophen, sondern erzählt auch in Bild und Text vom Alltag der Menschen in den Städten und Dörfern zwischen Tulln und Klosterneuburg. Dazu zählen Langenlebarn, Muckendorf, Wördern, St. Andrä, Altenberg, Greifenstein, Höflein und Kritzendorf. Der um 1000 entstandene Ort Langenlebarn zählte um 1500 mit 80 Häusern zu den größten im Raum Tulln. Am Ortsrand von Muckendorf bestand von 1390 bis 1501 der Wirtschaftshof "Weinward", der um 1421 zu einem festen Haus umgebaut wurde. Das Straßendorf Wördern war im Besitz des Bistums Passau. In St. Andrä, ebenfalls ein Passauer Besitz, gab es bereits im Jahr 836 eine Wehrkirche. Das Straßendorf Altenberg dürfte aus einer Weinbergried hervorgegangen sein. Seit der Zeit um 1100 dominiert die Burg den Ort Greifenstein. Von Höflein aus betrieben wohl seit dem 8. Jahrhundert Missionare die Kolonisation des Donauraumes. In der Au von Kritzendorf wurde schon in der Bronzezeit Feldbau betrieben. Im Mittelalter besaßen bedeutende Adelsgeschlechter und Klöster hier ihre Weingärten und Lesehöfe.

Die Jahrhunderte von 1500 bis 1700 waren von den osmanischen Belagerungen gekennzeichnet. Todbringende Krankheiten wie die Pest erschütterten das Land. Die evangelische Konfession breitete sich aus, mehr als zwei Drittel der Niederösterreicher waren Protestanten. Sie wurden durch die Bemühungen der Gegenreformation wieder "katholisch gemacht". 1700 bis 1800, die Zeit Maria Theresias und Josephs II. brachte Reformen wie die Schulordnung. So kam St. Andrä zu einer Trivialschule, in der die Kinder Lesen, Schreiben und Rechnen lernten. Barocke Prachtbauten entstanden, wie der Ausbau von Stift Klosterneuburg, der allerdings unvollendet blieb.

Im Kapitel 1800 bis 1850 liest man über die Napoleonischen Kriege, nach deren Ende die Biedermeierzeit begann. Sie endete mit der bürgerlichen Revolution 1848. Die Landwirtschaft wurde rationalisiert, Dampfmaschinen betrieben Eisenbahnen, Schiffe und Fabriken. 1850 bis 1914 ist als Ära Kaiser Franz Josephs bekannt. 1870 bis 1875 erfolgte in Wien die Donauregulierung. 1881 begann der Abschnitt von Klosterneuburg bis Tulln, für den man eine Bauzeit von 20 Jahren veranschlagte. Tulln machte sich einen Namen als Schulstadt, ihr berühmtester Schüler, Egon Schiele, wurde 1890 als Sohn des Bahnhofsvorstands geboren. Der Erste Weltkrieg (1915-1918) forderte im k. u. k. Heer mehr als eine Million Tote und dauernd Vermisste, fast zwei Millionen Verwundete und 1,2 Millionen Kriegsgefangene. (Quelle: AEIOU-Lexikon)

Nach dem Zerfall der Habsburgermonarchie mit 53 Millionen Einwohnern entstand die Republik Österreich mit nur mehr 6,5 Millionen Einwohnern. Einstige Binnengrenzen wurden zu Außengrenzen. Viele zweifelten an der Lebensfähigkeit dieses Kleinstaates, schreibt Erich Wonka im Kapitel 1914 bis 1955, in dem er das Schicksal der Donauorte in der NS-Zeit und im Zweiten Weltkrieg schildert. An den letzten Abschnitt 1955 bis 2020 schließen sich aktuelle Analysen zu den Themen Raumplanungspolitik, Siedlungsentwicklung, Beschäftigte, Pendleraufkommen, Zweitwohnsitze, Bauen im Grünland und Landwirtschaft an. Literatur- und Abbildungsverzeichnis sowie Karten zur Siedlungsentwicklung ergänzen das vielseitige Werk. Die Landeshauptfrau von Niederösterreich nennt es in ihrem Vorwort einen "wahren Schatz". Diesem Urteil kann man sich anschließen, ebenso wie dem Wunsch von Johanna Mikl-Leitner, dass das Buch nicht nur den Weg in viele Bücherregale findet, sondern auch viele interessierte Leserinnen und Leser.

hmw


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