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Gabriele Hasmann: 101 Insidertipps für Baden#

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Gabriele Hasmann: 101 Insidertipps für Baden - Highlights abseits der Touristenpfade. Mit Fotos von Barbora Vavro Gruber. Kral-Verlag Berndorf. 252 S., ill., € 22,90

"Baden kann man, ebenso wie das Rad, nicht neu erfinden! Es gibt zwar immer wieder Entdeckungen, … aber der 'Altbestand' ist zu einem überwiegenden Teil erforscht, durchleuchtet und in irgendeiner Abhandlung oder einem Buch bereits beschrieben worden," betont Gabriele Hasmann. Die Autorin, die in der Kurstadt lebt, fand eine Menge "Besonderes, Geheimes und Vergessenes" - nicht nur 101 Insidertipps, sondern noch viele Highlights "abseits der Touristenpfade" mehr. Die "bekennende Baden-Liebhaberin" hat zahlreiche Bücher verfasst, u.a. "Baden bei Wien. Mondänes Kurbad für die noble Gesellschaft" und veranstaltet Events wie Gruseltouren und „Mystery Dinner“ an geschichtsträchtigen Schauplätzen

Ihr Interesse an Spukhaftem und Esoterischem ist auch im jüngsten Buch nicht zu übersehen. Es ist nach Zielgruppen gegliedert und beginnt mit 17 Plätzen für Verliebte: "Ein Potpourri an idyllischen, bezaubernden, verwunschenen Plätzen, überraschende Liebes-Hotspots …" Zu diesen zählen zwei Plätze im Doblhoffpark, eine 200-jährige Platane und ein Wasserspeier, der einst die Weilburg zierte. "Bei dem Baum können nicht nur leere Energiespeicher aufgefüllt werden, in seiner Nähe sorgen auch spezielle Schwingungen für Harmonie und Stabilität in Liebesbeziehungen." Der steinerne Neptun soll ewige Treue gewährleisten, "denn er besitzt die Kraft der Beständigkeit."

Weiter geht es mit Geheimtipps für Kinder und Familien. Schaurige Sagen spiegeln sich in Flurnamen. So sei der Hühnerberg nach dem Riesen Hun benannt, der Baden gegründet haben und dort in einer Höhle hausen soll. Der Sage nach gebietet er über einen riesigen See, mit dem er die Stadt überschwemmen könnte. Ein "mysteriöser Eiskeller ist längst nicht mehr zugänglich. Möglicherweise gehörte er zur Weilburg oder wurde von Gastwirtschaften genutzt. "Tritt man nahe an ihn heran, dringt intensiver Modergeruch aus einem Spalt zwischen dem finsteren Keller und der herrlichen Natur des Helenentals." Familienfreundlicher wirken andere Tipps, wie "Baden am Naturstrand der Schwechat", Lamawandern im Kurpark; sportliche und kreative Angebote. Als Ausflugsziele bieten sich Museen, Exkursionen "auf den Spuren der Römer" oder entlang des Mühlenwegs an. Im heutigen Stadtgebiet von Baden klapperte einst ein Dutzend Mühlen. Um ihre Erinnerung bemüht sich der Verein Vestenrohr - Karlstisch, der ein drei Meter hohes Schaumühlrad in der Gutenbrunner Straße aufstellen ließ. Der rührige Verein sorgt für die Erhaltung und Erklärung des Karlstisches bei der ehemaligen Veste Rohr in Leesdorf. Es handelt sich um eine Platte mit 170 cm Durchmesser auf einem 60 cm hohen Sockel. Nach einer Sage soll hier Kaiser Karl der Große um 800 über die Awaren gerichtet haben. "Tatsächlich war der Herrscher nie auch nur in der Nähe von Baden und der Veste Rohr. Allerdings existiert eine längst in Vergessenheit geratene Ballade zum Karlstisch", die im Buch nachzulesen ist.

Das dritte Kapitel wendet sich an "Aktive und Genießer". Sie finden zahlreiche Möglichkeiten zur körperlichen Betätigung und "zugleich ein Schlaraffenland für Feinschmecker, in dem man kulinarisch verwöhnt wird, etwa mit zuckersüßem Gebäck und einer Tasse Kaffee im idyllischen Schanigarten oder einer zünftigen Jause mit einem Glaserl Wein beim Heurigen - für Momente, die auf der Zunge zergehen." Da kann man "auf den Spuren von Wasser und Wein" wandeln, eine Höhlentour unternehmen, Klettern und Outdoor-Fitness betreiben, verschiedene Ballsportarten ausüben, Minigolf, Billard und Schach spielen oder die Traubenkur probieren. In der Stadt lassen sich Kraftorte entdecken (Hauptplatz, Frauengasse, Josefsplatz, Pergersteig) - "frei nach dem Motto: Hilft's nix, schadet's nix". Das "Café mit Biedermeier-Charme" im Schlossergässchen stellt Bonbons nach dem Originalrezept aus dem 19. Jahrhundert her. Es sind nicht die einzigen Spezialitäten. Insider und Hobby-Gourmets haben der Autorin eine ganze Reihe Schmankerln empfohlen.

"Kulturschmankerl" gibt es hingegen in den Museen der Kurstadt "für Kulturbegeisterte". "Während die Exponate im Puppenmuseum und Arnulf- Rainer-Museum für sich sprechen, beherbergen die Sammlungen der drei anderen erwähnenswerten Museen der Stadt so manches unerwartete Gustostückerl." Dazu zählen der Badener Wehrschild im Kaiser Franz Josef-Museum, eine Locke des Komponisten in Beethovenhaus und die Schädelsammlung des Anatomen Franz Joseph Gall im Rollett-Museum. Unter den prominenten Besuchern Badens, an die Gedenktafeln erinnern, waren die Tänzerin Fanny Elßler, der Musikkritiker Eduard Hanslick, der Komponist Antonio Salieri, die Schauspielerin Therese Krones, der Operettenkomponist Carl Millöcker, der Schriftsteller Peter Rosegger, die Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner und der Kapellmeister Carl Michael Ziehrer. Ein Haus "mit feuchter Geschichte" ist das ehemalige Johannesbad. Bei einer Schotterinsel der Schwechat entsprangen zwei Schwefelquellen, die im 17. Jahrhundert als "Armenbad" dienten. 1807 wohnte Ludwig van Beethoven im - damals neuen - klassizistischen Johannesbad, das 1914 als Sanatorium ausgebaut wurde. In den 1920er Jahren kam es in den Besitz der Stadtgemeinde. Seit 1980 fungiert die ehemalige Kuranstalt als "Kreativzentrum Theater am Steg", in dem Ausstellungen stattfinden.

Besonders viele Tipps gibt es "für Architektur- und Denkmalfreunde", außer den Nummern 74 bis 89 etliche weitere Hinweise. Bei den ältesten Gebäuden handelt es sich um den Heiligenkreuzerhof (1133), das Augustinerkloster (1285), ein Privathaus in Leesdorf aus dem 14. Jahrhundert und das gleich alte Zechgrübel. Es verdankt seinen Namen nicht dem dort befindlichen Gasthaus, sondern einer frommen Bruderschaft ("Zeche") aus dem Mittelalter. Die Architekten der Wiener Staatsoper, August Sicard von Sicardsburg und Eduard van der Nüll erbauten 1847 die Mineralschwimmschule im maurischen Stil als Schwefelwasserfreibad. Sie musste Ende der 1990er Jahre der modernen Römertherme Platz machen, nur der ehemalige Eingang der Schwimmschule blieb erhalten. Eine Generation jünger als das verschwundene Werk der Ringstraßenarchitekten ist das Badener Aquädukt, mit 700 m eines der längsten der Wiener Hochquellenleitung. Dazu gehören drei, wenig beachtete, Einstiegstürme im Badener Stadtgebiet. Weiter fallen in dieses besonders interessante Kapitel "kaum beachtete Fassaden, Fresken, Reliefs und ein Glasbild". Dieses 11,5 m lange und 5 m hohe Jugendstil-Kunstwerk befindet sich im Salon des Hotels Herzoghof. Weiters zusammengefasst sind "bemerkenswerte Kunst auf Mauerwerk" sowie "vergessene Bildsäulen, Denkmäler und Skulpturen." Hier hätte man über manches gern mehr erfahren.

Schön nähert man sich Tipp 90, und damit sind nur noch einige interessante Hinweise "für Geschichte(n)- und Nostalgiefans zu erwarten, nämlich "die löchrige Karstheide", "die Sandhasen vom Kalvarienberg", ein "Bergwirtshaus mit Höhlenromantik",die Alexandrowitsch-Anlagen, der Hundefriedhof der Habsburger, das Puppenhaus bei der Weilburg, "der Badener Henker", "exotische Pflanzen", "der Scholetkrieg" sowie Geschichten über die Opernsängerin Pauline Lucca, den sächsischen Kurfürsten August den Starken, der in Baden zum Katholizismus konvertierte und den Alchimistenkeller im Bratfisch-Haus. Im 17. Jahrhundert befand sich hier ein Hotel samt "Sesseltragerei". Die rot livrierten Sesselträger besorgten den Transport der Kurgäste, waren aber für ihre Grobheit bekannt. Mit Kronprinz Rudolfs Leibfiaker Josef Bratfisch hat das Haus nichts zu tun, die Bezeichnung kommt von der Eigentümer-Familie, in deren Besitz es sich nach mehr als zwei Jahrhunderten noch befindet.

Wieder ist der produktiven Publizistin Gabriele Hasmann ein unterhaltsames Buch gelungen, das man liebsten gleich in die Tasche stecken und sich auf Exkursionen begeben möchte. Die stimmungsvollen Fotos von Barbora Vavro Gruber motivieren zusätzlich zur Entdeckungsreise.

hmw