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Ada Kada in Gleisdorf
Ada Kada in Gleisdorf

Episode XI: Ada#

(Die ungezähmte Widerspenstige)#

Von Martin Krusche#

Das Objekt bietet zwar für sich eine Bedeutung an, ist aber auf ein Minimum des formalen Ausdrucks reduziert. Es soll nämlich nicht den Blick auf die gesamte Arbeit verstellen: „BANG BAN“ von Ada Kobusiewicz alias Ada Kada.

Die Tafel ist also Teil einer großen Serie solcher Statements, die 2020 im öffentlichen Raum von Graz aufgestellt und den Reaktionen der Menschen ausgesetzt waren. Das einzelne Objekt steht daher vor allem stellvertretend für das gesamte Set, kann freilich für sich eine ergiebige Diskussion auslösen.

Diese Art von Medium rangiert in einem Panorama zwischen klassischen Ikonen, mittelalterlichen Zunftzeichen und zeitgemäßen Logos, die als Firmenschilder eine Botschaft in den öffentlichen Raum stanzen. Wir sind also längst damit vertraut, solche Medien zu lesen und zu verstehen.

Der öffentliche Raum, wie eine Allmende unser aller Raum, wird ja erst durch leibliche Anwesenheit von Menschen und durch Diskurse zum politischen Raum: ein Kommunikationsraum. Die antiquierte Vorstellung, ein Kunstwerk von Relevanz müsse sich dabei als hochkarätiges Beispiel technischer, beziehungsweise handwerklicher Qualität ereignen, verwechselt die Kategorien Kunstfertigkeit und Kunst. (Hier folgt die Form einer Funktion.)

Kunstfertigkeit und Kunst#

Die Kunstfertigkeit ist etwas Physisches, Kunst aber nur in manchen Fällen, in anderen nicht. Das Konzeptuelle vollzieht sich als kognitiver menschlicher Prozeß. Wir rezipieren, wir denken und reflektieren in Worten, Bildern und Emotionen, auch in einigen anderen medialen Möglichkeiten. Wir kombinieren diese Möglichkeiten je nach Bedarf und Laune.
Eine Tafel aus der Serie „BANG BAN“
Eine Tafel aus der Serie „BANG BAN“

Die raffinierte, technisch anspruchsvolle Ausgestaltung eines Werke ist nur eine von mehreren Optionen, die uns in der Kunstpraxis offenstehen. Hier also hochgradige Schlichtheit. Konventionell vorbereitete Aluminiumtafeln, maschinell gefertigte Klebebuchstaben und eine komplexe Erzählung, die auf eine Serie knapper Statements komprimiert wurde.

Diese Arbeit als Element konkreter Kunstpraxis steht in ihrer minimalistischen Ausführung bewußt im Kontrast zu den meisten Exponaten in den davor liegenden zehn Episoden der Serie „Ehre des Handwerks“ in Gleisdorfer „Zeit.Raum“.

Postskriptum#

Natürlich ist der Untertitel ein Querverweis auf Shakespeare; vor dem Hintergrund, daß Ada ein ziemlich diplomatiefreies Wesen ist, mit dem besonderen Talent ausgestattet, Menschen manchmal von Null auf Hundert in Bestzeit gegen sich aufzubringen. Sie verzichtet auch auf die Freundlichkeit, ideologisch kohärent und überwiegend schlüssig zu agieren. Kurz: wenn man mit ihr Ärger haben will, kostet das wenig Mühe. Man ahnt, was mich da interessiert. (Ein radikales Frauenleben, in dem Fügsamkeit keine Rolle spiel, kann man bei uns in freier Wildbahn nicht alle Tage aus der Nähe zu erleben.)