Moped 003: Die Stangl-Puch#
von Martin KruscheEs ist unausweichlich, in der heimischen Moped-Historie immer wieder auf die Puch MS 50 zu verweisen. Sie war das erste amtliche Moped des österreichischen Marktführers, wurde in Variationen von 1954 bis 1982 gebaut. Dazu kommt die Puch DS 50, heuer 60 Jahre alt, deren Rahmen ein um das Gepäckfach erweiterte MS 50-Rahmen ist, wohl so ausgelegt, um der Sitzbank für zwei Personen eine stabile Auflage zu bieten. Die Daisy wurde 1959 bis 1987 gebaut.
Ab 1966 kamen diverse VZ 50 Varianten auf den Markt. Gleiche Rahmenkonstruktion, aber eine ganz andere optische Wirkung. Ein großer Tank zum Fahren mit Knieschluß, dessen Linienführung in eine Sitzbank übergeht. Der Raum darunter bei etlichen Versionen mit Seitenblechen verschlossen.
Das Design etlicher VZ 50 weist schon den Weg in Richtung der M 50-Modelle. So ergibt sich in der Geschichte dieses Mopeds vom Start weg ein sanfter Verlauf, der dann in die Motorrad-Liga mündet, denn die M 50-Versionen sind dann auch technisch in engerer Verwandtschaft zur großen M 125 aufgestellt, mit der die Motorradgeschichte von Puch endet.
Die Stangl-Puch, der Maurer-Bock, die schwarze Sau, das Postler-Moped, ist im ersten Baumuster noch sehr zart ausgefallen und wurde zügig etwas stämmiger gebaut, bleib aber im Grundkonzept unverändert.
Dabei zählte ein Konzept, wie es aus dem Flugzeugbau kam und bei Puch-Motorrädern der Nachkriegszeit schon erprobt wurde: möglichst geringer Materialaufwand für einen möglichst verwindungssteifen Rahmen. Und eine möglichst niedrige Komplexität, was die nötigen Komponenten angeht.
Wie gut das den Technikern in Graz gelungen ist, dämmert einem erst, wenn man sich die deutsche Produktpalette jener Zeit ansieht. Das ist naturgemäß ein mehrfach üppigeres Angebot. Von Achilles und Adi über Ceres, Cita und Gritzner, bis zu Miele, Monachia, Tomax, Tremonia, Wittler und Zündapp.
In diesem weiten Horizont stehen etliche phantastische Geräte herum, denen man heute noch ansieht, wie teuer sie gewesen sein müssen. Das ist eine andere Liga, denn gut, teuer und fesch gab es über Jahrzehnte schon vorher bei den Motorrädern. Preiswert und langlebig ist eine andere Baustelle.
Man sieht in der deutschen Palette so manches Fuffzgerl, da mag selbst dem Laien auffallen, die sind so aufwendig und teilweise kompliziert gebaut, das kommt nicht nur teuer, sondern bietet eine Menge guter Stellen für Verschleiß beziehungsweise für Defekte. Zierbleche, Zierleisten, viel Chrom, phantasievoll konturierte „Fender Skirts“ an den Kotblechen, aber da und dort auch ein Rahmenbau, so auf Umwegen, da denkt man bloß: ziemlich teuer! Oder auch: unnötig!
Wenn man nun die MS 50 nach den zarten Erstausgaben genauer ansieht, von allen Seiten betrachtet, wird einem klar: das ist eine sehr durchdachte, stabile, ökonomische Konstruktion. Dazu der standfeste Motor mit seiner Gebläsekühlung. Während jemand sich freilich als junge Mensch Anfang der 1970er Jahre auf so einer Stangl-Puch etwas alt vorkam und in seiner Clique damit nicht besonders punkten konnte, sind das heute coole Maschinchen, mit denen Youngsters eine markanten Auftritt haben und endlose Strecken runterkurbeln können.
Die Puch MS 50 sammelt also Punkte durch Technik, Design, Robustheit und Langlebigkeit, hat zu einer sozialen Revolution beigetragen, war wegweisend für Folgeprodukte und macht heute eine bessere Figur denn je. Dabei sieht sie irgendwie auch unspektakulär aus, ist also bei all den genannten Qualitäten durchaus im Understatement zuhause. Das hat den historischen Machern dieses Fahrzeugs nicht so leicht wer nachhüpfen können.