Velasques, Bacon & Wolf#
(Beiträge zum Projekt „Beuys 101“)#
Eigentlich geht es mir um Francis Bacon, der zu jenen exponierten Kräften zählt, die mir das Gefühl geben: „Ich bin mit dem 20. Jahrhundert noch längst nicht fertig“. Das Gemälde von Velasquez steht hier, weil ich das gewünschte Gemälde von Francis Bacon in keiner Version finden konnte, die als Public Domain oder mit CC-Lizenz zur Benutzung freistünde. Aber bei art-theoria.com war es „Painting of the month for March 2015“; nämlich „Study after Velázquez’s Portrait of Pope Innocent X“ (1953. Oil on canvas, Des Moines Art Center, Iowa). Hier der Link!
Gut, Velasquez ist mir auch gerade recht, weil genau dieses Portrait für mich mit Dostojewski verknüpft ist. „Der Großinquisitor“ war meine Lektüre, als im ich Oktober 2004 zwischen Gleisdorf und Takern einen Gang von Paris nach Vincennes nachgestellt hab. Jene rund acht Kilometer Fußweg, die Rousseau mehrmals absolvierte, um das Geld für die Kutsche zu sparen. Um sich die Zeit zu vertreiben, las Rousseau unterwegs, also tat ich es ihm gleich; allerdings mit Dostojewski. (Der Text ist im Projekt Gutenberg abrufbar: Link)
Was das miteinander zu tun hat? Im 1746 verbot die Regierung das Buch „Pensées philosophique“ des französischen Philosophen Denis Diderot. Seine Gegner verbrannten es. Diderot wurde in Vincennes, vormals Jagdschloß und Residenz, eingesperrt. Jean Jaques Rousseau besuchte ihn dort mehrmals. Enzyklopädist Diderot ist für mich eine der attraktivsten Figuren der europäischen Aufklärung.
Da zeigt sich nun der Bogen: Velasquez, Diderot, Dostojewski, Bacon. Was aber Bacon angeht, zugleich diesen Themenbogen, den die genannten Personen ergeben, fand ich folgenden Satz fand ich fesselnd: „Is it the expression of pain, is it about loss, or is it the pain of loss?“
Das notierte Marianne Wolf in ihrem Essay „The Screaming Popes of Francis Bacon“. Die betreffende Passage lautet: „Is it the expression of pain, is it about loss, or is it the pain of loss? According to Robertson and McDaniel, ‚We are aching for certainty, for shelter, and we idealize the beauty and wholeness of the past, we want to believe in it, hold on to it - but life unfolds that this dream is obsolete, and spheres away from modern existence.‘”
Das steht für ein inhaltliches und emotionales Kräftespiel, in dem Jospeh Beuys für mich gar nicht vorkommt. In meiner Deutung: Was bei Beuys an Sendungsbewußtsein nach außen wirksam wurde, wütete bei Bacon an Vollzugsbedarf nach innen. Damit ist für mich die Befindlichkeit von Bacon wesentlich anziehender als jene von Beuys.
- Weiterführend: Episode XVIII: Brandzeichen (Eine Komplexität)