Das Quellgebiet#
(Wo Bächlein beginnen, sich zur Raab zu fügen)#
Von Martin Krusche#
Die Quelle der Raab ist klar ausgewiesen. Sie liegt am Fuß des Osser, einem 1548 Meter hohen Berg, der dem Grazer Bergland zugerechnet und mit dem Gebiet der Teichalm assoziiert wird. „Am Fuß“ heißt aber nicht, man könnte zur Quelle fahren, einparken und sich ein wenig die Füße vertreten. Es verlangt eine Wanderung.Naturgemäß führen verschiedene Wege zur Raab-Quelle. Die bieten Gelegenheit, sich Eindrücke zu verschaffen, wie Flüsse mitunter beginnen. Zahlreiche Bäche graben sich bei ausreichendem Gefälle V-förmig in den Boden. Sie mäandern dabei in flacheren Passagen, bilden also Schlangenlinien.
Hat das Wasser genug Zeit (sehr viel Zeit!), Platz und Unberührtheit, wird aus solchen Passagen schließlich ein sogenanntes Kerbtal, das sich in manchen Gegenden zu einer imposanten Klamm entwickeln kann. Hier haben wir ein Beispiel dafür. In jenem Quellgebiet beim Osser hat sich allerhand an Rinnsalen in den Boden gegraben. All das findet schließlich zusammen, bildet nach einer Weile (ab dem Passailer Becken) mit der Raabklamm die längste Klamm Österreichs.
Ich bin in diesem Gebiet zwischen der Quelle und der Jausenstation „Waldmühle“ ein Weilchen herumgestiegen. Es braucht keine Stunde und man hat eine ganze Reihe von Variationen gesehen, wie Bächlein vom Berg runterkommen, um eine Situation herbeizuführen, die letztlich einen Fluß entstehen läßt.
Dieses Gebiet kann man mit seinen Details wohl für exemplarisch halten. Damit meine ich, es wird vielen anderen Quellgebieten im alpinen Raum gleichen. Dadurch hat der Raab-Ursprung für mich etwas Grundsätzliches.
An jenem Samstag im Jänner 2023 war dort außerdem ein Maß Stille zu erleben, das mir zuhause fehlt. Ich nehme an, es wird dort nicht immer ganz so ruhig sein. Aber es ist einer der Gründe, warum ich es inzwischen so mag rauszugehen. Stille. Ich bin selbst überrascht, daß mein Bedürfnis nach Stille die Geräusche der Natur nicht ausschließt, sondern sich auf das Lärmen menschlicher Umtriebigkeit bezieht.
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- Fotos: M. Krusche
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