Ich dachte, genau sowas finde ich bei uns nicht, plötzlich stand ich drauf.

Der Baum als Brücke#

(Nahe dem Quellgebiet des Gleisbaches)#

Von Martin Krusche#

In der Notiz „Gefallener Baum als Brücke“ hatte ich einen Irrtum fixiert: Meine Annahme, man könne in unserer Gegend keinen Baum als Brücke finden, denn wo sich das ergäbe, würde der im Rahmen üblicher Forstarbeit oder gängiger Tourismusbemühungen beizeiten verräumt werden.

Damit lag ich völlig falsch. Fotograf Richard Mayr, mit dem ich Richtung Quellgebiet des Gleisbaches unterwegs gewesen bin, meinte grinsend: „Die Natur macht eben, was sie will.“ So ist es. Ich war oberhalb des Rückhaltebeckens etwas ins Gestrüpp gestiegen, weil ich herausfinden wollte, ob sich in dem gut erkennbaren Graben ein Rinnsal befände.

Dann sah ich den Baumstamm, wie er sich, als hätte ich die Szene bestellt, im Fallen über den Graben und über den Bach gelegt hatte. Besser geht’s nicht; außer in einer Variante, wo der Bach 200 Meter unter dem Baum fließt. Natürlich war mir ein Foto nicht genug, ich mußte das auch gleich ausprobieren. Ich erinnerte mich dabei an jene amüsanten Youtube-Clips, die Leute zeugen, wie sie bei genau solchen Versuchen in den Dreck fallen.

Also machte ich den Frankenstein. Sie kennen Stummfilm-Szenen, in denen Doktor Frankensteins Monster herumtappt? Beide Arme in Schulterhöhe angehoben und nach vorne abgewinkelt. So ging ich über den bemoosten Stamm und merkte sofort, daß ich sicherer stand, wenn ich die Fußspitzen nicht gerade nach vorne richte, sondern seitlich stelle.

Beim Rückweg sagte ich zu Mayr: „Wenn so ein Ungeschickter wie ich da rüberkommt, dann isses eine richtige Brücke.“ Er nickte zustimmend. Freilich waren wir in Gedanken noch bei den prächtigen Biberspuren im Industriegebiet an der Raab. Es ist eben gesamt eine Gegend mit zahllosen überraschenden Details.

• Nebenan: Gleisbach #13 (Das Becken)
  • Gefallener Baum als Brücke

• Brücken und Stege (Eine Sammlung, Überblick)
  • Überblick: Der Gleisbach (Eine Erkundung)