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Bohlenweg#

(Das Beispiel Jasenovac)#

Von Martin Krusche#

Ich habe bei der einfachen Holzbrücke im Quellgebiet der Raab notiert, daß ich sie als von den Bohlenwegen abgeleitet betrachte. Die nächste technische Stufe. Moorwege. Gänge über sumpfige Wiesen. Das waren die vorgeschichtlichen Lösungen, um auf zu weichen Böden den Raum etwas dauerhafter überwindbar zu machen.

Heute wird das noch für Ausflügler gemacht. Eine sehr zeitgemäße Version ist der rund elf Kilometer lange Cuilcagh Boardwalk Trail im nordirischen Enniskillen. Der ist freilich für Touristen entsprechend stabil gefertigt, mit Treppen und Geländern versehen, also konzeptionell wie handwerklich quasi eine ziemlich lange Brücke.

Ich denke, daß die vorgeschichtlichen Formen vor allem stabil und leicht zu warten gewesen sein sollten. Die Bohlen halbwegs stabil lagern, einige landschaftliche Eigenheiten bewältigen. Es mag so manches Gefälle zu befestigen, auch mancher Graben zu überbrücken überwinden gewesen sein. Dabei hat man über Generationen sicher Ideen, Erfahrungen und handwerkliche Fertigkeiten gesammelt, wie sie nach Jahrtausenden heute noch von unseren simplen Holzbrücken repräsentiert werden.

Deshalb hab ist mein Beispiel aus dem Quellgebiet der Raab „Simple Holzbrücke“ (Vom Bohlenweg hergeleitet) benannt. Bei der weiteren Arbeit am Thema fiel mir ein, daß ich vor Jahren in Kroatien über einen ausgedehnten Bohlenweg gegangen bin, der hier als Beispiel dienen kann. Dieser Weg führt über ein freies Feld zu einem imposanten Denkmal, das man schon von sehr weit entfernt sehen kann.

Es ist dem Konzentrationslager Jasenovac und seinen Opfern gewidmet. Das wurde 1941 errichtet, als Sammellager und als Vernichtungslager genutzt. Und zwar nicht von den Nazi, sondern von kroatischen Leuten, gestützt auf einen Erlaß von Ante Pavelić. Er war Begründer einer Aufstandsbewegung. Die sogenannten Ustaschen.

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Man hört den Begriff heute noch gelegentlich, wenn kroatische und serbische Leute einander beschimpfen: hier die kroatischen Ustaschen, da die serbischen Tschetniks, beides auf leidvolle Erfahrungen im 20. Jahrhundert bezogen. Der erwähnte Bohlenweg ist Teil jenes gesamten Ensembles, zu dem neben dem Denkmal selbst ein Museums-Gebäude und eine Zuggarnitur gehören. Kurioses Detail: Im Serbokroatischen gibt es den speziellen Begriff „Mahnmal“ bis heute nicht. „Spomenik“ meint generell das Denkmal.

Wie umfassend das Wort ausgelegt wird, macht vielleicht ein Zitat von der „Spomenik Database“ anschaulich: „The first thing to understand about the Spomeniks is that they represent many different things to many different people... they are the legacy of a bygone era, they are witnesses to suffering, they are the embodied mythos of a generation, they are objects of anger, they are testaments to triumph, they are symbols of resentment, etc, etc, etc.“




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