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Autor Martin Krusche (Foto: Richard Mayr)
Autor Martin Krusche (Foto: Richard Mayr)

Kulturpolitisches#

(Ein Standpunkt)#

Von Martin Krusche#

In der Dokumentation von Prozessen wäre es fatal, anderen Beteiligten etwas in den Mund zu legen. Diese Glosse markiert daher eine Weggabelung. Im Gemeinsamen von Momenten muß deutlich werden, was meine Sicht der Dinge ist, denn ich haben kein Mandat als Sprecher aller Beteiligten. Dafür wäre eine andere Vorgangsweise nötig.

Ich erlebe im Bezugsfeld Gleisdorf gelegentlich kulturpolitische Debatten von Relevanz. Als Autor ist es für mich naheliegend, darüber Notizen anzulegen und diese zu publizieren. Das bedeutet freilich nicht, ich würde für alle sprechen, die an solchen Debatten beteiligt sind. Was ich notiere, sind meine subjektiven Aufzeichnungen mit dem Fokus auf meinen Interessenschwerpunkten.

Was zum Beispiel kürzlich die „Fürstenfelder Session“war, der nun eine „Gleisdorfer Session“ folgte, entspricht diesem Modus, wobei es allen Beteiligten frei steht, eigene Überlegungen einzubringen.

Subjektiv#

Als Künstler muß ich mich weder zwingend mit den Regeln der Kunst befassen, noch klare kulturpolitische Ansichten haben. Wenn mein Werk unabhängig davon etwas taugt, kann das genügen. Wenn ich das wirtschaftlich durchstehe, ist kein Einwand möglich.

Mich interessiert aber beides. Mit den Regeln der Kunst befasse ich mich, um zu überprüfen, wo sich die Höhe der Zeit befinden mag und wo ich in Relation dazu stehe. Zur Kulturpolitik exponiere ich mich, weil ich nicht bloß Künstler, sondern auch ein politisch anwesender Bürger bin.

Das bedeutet: Mich interessiert, welche Inhalte, Regeln und Verfahrensweisen in einem Gemeinwesen zur Debatte stehen, um die „Staatskunst“ in dieser oder jener Form zu gestalten. Ich will wissen, wie das praktiziert wird. Ich will beurteilen können, wie sich verfaßte Konzepte, gemachte Ankündigungen und darauffolgende Praxis zueinander verhalten.

Ich bin außerdem, was die verschiedenen Genres angeht, für eine nötige Trennschärfe in den Funktionszuschreibungen. Als Künstler und in meiner künstlerischen Praxis stehe ich für keinerlei Zurufe zur Verfügung, was ich der Gesellschaft angeblich schulde, für den Kulturbetrieb leisten müsse etc.

Als Mitbürger und politisch anwesende Person halte ich es für unverzichtbar, meine Rolle im Gemeinwesen und meine Beiträge dazu laufend neu zu klären. Ich habe ein Interesse, über Partizipation und über Leistungsaustausch zu reden, ferner über die verschiedenen Währungen, mit denen eine Leistung abgegolten wird. (Das sehe ich übrigens kategorial in der Nähe von Bourdieus Kapitalsorten.)