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Musik und Gehirn#

von Malina Jop; BRG Körösi, 6c; Betreuung: Rauscher; 61 Punkte;

Gibt es ein Areal im Gehirn, welches nur für Musik zuständig ist?#

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Metronom von Johann Nepomuk Mälzel 1815, Kunsthistorisches Museum Wien. Aus: Wikimedia CommonsBild ist gemeinfrei

Das Hörzentrum des Menschen liegt im auditiven Cortex, auch Hörrinde genannt, und ist ein Bereich der Großhirnrinde. Hier werden akustische Reize ausgewertet und verarbeitet.

Während zum Beispiel Bewegungen ausschließlich im Kleinhirn verarbeitet werden, gibt es keinen speziellen Bereich im Gehirn, welcher „allein“ für Musik zuständig ist. Beim Hören von Musik ist jedoch nicht nur die Hörrinde aktiv, sondern auch weitere Teile des Gehirns – und zwar in beide Gehirnhälften. Man kann sagen, dass Musik ist in hohem Maße stimulierend für das Gehirn ist.   So ist zum Beispiel die linke Gehirnhälfte für die Verarbeitung von Lautstärke, Klangfarbe, Intervallen, Akkorden, Tondauer, Tonhöhe, Takt und Rhythmus verantwortlich, während die rechte Hemisphäre die emotionale Wahrnehmung von z.B. Tempoänderungen oder Tonhöhen steuert. Da Musik Areale in beiden Gehirnhälften erreicht, sind die zwei Hemisphären regelrecht dazu gezwungen, sich besser zu verknüpfen und zu verbinden. Musik wird sozusagen in unterschiedlichen, teilweise überlappenden Hirnregionen verarbeitet.

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Theo van Doesburg, Rhythmus eines russischen Tanzes. Aus: Wikimedia Commons. Bild ist gemeinfrei

Schlussendlich werden die einzelnen oben genannten Komponenten in Hirnarealen wie dem Schläfenlappen oder dem Stirnhirn zu einem Ganzen zusammen gefügt: wir hören, fühlen, empfinden Musik. Musik ist sehr komplex.

Lange Zeit wurde behauptet, dass Musik eine Angelegenheit der rechten Hemisphäre des Gehirns ist und z.B. Mathematik eher in der linken Hemisphäre lokalisiert ist. Diese Behauptungen lassen sich aber nicht bestätigen, da nach Schädigungen der rechten, wie auch der linken Hirnhälfte, musikalische Leistungen ausfallen können.

Was immer wir im Gehirn verarbeiten, seien es Töne, Geräusche, Lichteindrücke oder Gerüche, alles wird in elektrische Signalmuster umgewandelt. Alles, was aufgenommen wird, kommt also als Signal ins Gehirn, man nennt das auch "kodiert". Auch Töne werden also in unserem Innenohr in elektrische Signale umgewandelt, die dann ins Gehirn gelangen. Diese Signale werden individuell interpretiert und so entstehen aus ihnen Tönen und Melodien. Lage und Ausdehnung in den Geirnregionen sind sehr stark abhängig von der individuellen Musikerfahrung, von der musikalischen Biografie jedes einzelnen Menschen. Studien belegen, dass es offensichtlich auch große Unterschiede zwischen dem Gehirn von musikalischen Laien und professionellen Musikerinnen und Musiker gibt.

Der Musikphysiologe und Neurologe Eckart Altenmüller fasst zusammen:
„Die Verarbeitung von Melodie und Rhythmus beansprucht viele verschiedene Teile des Gehirns gleichzeitig. Darunter solche, die akustische Signale auswerten – aber auch Areale, die für motorische und exekutive, planende Funktionen zuständig sind. Außerdem spricht uns Musik ja auf einer emotionalen Ebene an, sie macht Spaß, sie "bewegt uns" im wahrsten Sinn. Hier kommen also Gefühle ins Spiel, die von tief im Gehirn liegenden limbischen Strukturen aus das gesamte Denkorgan aktivieren. Kurz: Musik ist neuronal gesehen eine hochvernetzte Angelegenheit!“

Recherche#

Recherchen von: Malina Jop

  • Quelle 1: Kapteina, Hartmut: Klang, Rhythmus und menschliche Entwicklung. Anmerkungen zur Ästhetik des Hörens. Dissertation Universität Siegen 2007. S. 2f.


  • Quelle 3: Bokelmann, Uwe: In: Welt der Wunder-Magazin: Wie Musik das Gehirn heilt. Nr.3/2008, Heinrich Bauer Verlag, Hamburg 2008.



Musik und Emotionen Das größte Problem bei der Beantwortung der Frage, wie Musik Emotionen erzeugt, dürfte die Tatsache sein, dass sich Zuordnungen von musikalischen Elementen und Emotionen nie ganz eindeutig festlegen lassen. Die Lösung dieses Problems ist die Strebetendenz-Theorie. Sie sagt, dass Musik überhaupt keine Emotionen vermitteln kann, sondern nur Willensvorgänge, mit denen sich der Musikhörer identifiziert. Beim Vorgang der Identifikation werden die Willensvorgänge dann mit Emotionen gefärbt. Das gleiche passiert auch, wenn wir einen spannenden Film anschauen und uns mit den Willensvorgängen unserer Lieblingsfigur identifizieren. Auch hier erzeugt erst der Vorgang der Identifikation Emotionen. Weil dieser Umweg der Emotionen über Willensvorgänge nicht erkannt wurde, scheiterten auch alle musikpsychologischen und neurologischen Versuche, die Frage nach der Ursache der Emotionen in der Musik zu beantworten. Man könnte diese Versuche mit einem Menschen vergleichen, der einen Fernsehapparat aufschraubt und darin mit einer Lupe nach den Emotionen sucht, die er zuvor beim Ansehen eines Films empfunden hatte. Doch wie kann Musik Willensvorgänge vermitteln? Diese Willensvorgänge haben etwas mit dem zu tun, was alte Musiktheoretiker mit "Vorhalt", "Leitton" oder "Strebetendenz" bezeichnet haben. Wenn wir diese musikalischen Erscheinungen gedanklich in ihr Gegenteil umkehren (der Ton strebt nicht fort, sondern ich will, dass der Ton bleibt), dann haben wir im Prinzip den Willensinhalt gefunden, mit dem sich der Musikhörer identifiziert. In der Praxis wird dann alles noch etwas komplizierter, so dass sich auch differenziertere Willensvorgänge musikalisch darstellen lassen. Weitere Informationen erhalten Sie über den kostenlosen Download des fünfteiligen Artikels "Warum klingt Moll traurig? Die Strebetendenz-Theorie erklärt das Gefühl in der Musik" des Onlinemagazins "musik heute" unter dem Link: http://www.musik-heute.de/tags/strebetendenz-theorie/ oder über den kostenlosen Download des E-Book der Universität München "Musik und Emotionen - Studien zur Strebetendenz-Theorie": http://ebooks.ub.uni-muenchen.de/26791/ Bernd Willimek

-- Unbekannt, Sonntag, 23. Juni 2013, 15:13