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ADMONTS FEUERINFERNO#

Anfang Mai 1865 kam aus dem Ennstal die Hiobsbotschaft, „es existiert kein Admont mehr, alles ist niedergebrannt, bis auf die Bibliothek, und ob es gelingt, diese zu retten, ist noch fraglich, Wir haben keine Kirche mehr, seit gestern 27. April, 5 Uhr nachmittags brennt alles. Bis jetzt sind 19 Häuser eingeäschert. Wir beklagen den Verlust von sieben Menschenleben, darunter das des Buchbinders Stocker. Am 28. 11 Uhr vormittags brannte das Noviziat; das Clericat ist schon niedergebrannt. In den Steinernen Saal, dem sogenannten Huldigungssaal wurden die wertvollsten Sachen zusammen getragen; auch dieser stürzte zusammen.“

Stift
Admont vor dem Brand

So weit der Inhalt des Schreibens. Die Höhe des Verlustes auf eine bestimmte Summe zu veranschlagen, ist nicht möglich, da auch das Archiv, im welchem reiche Geschichtsquellen niedergelegt waren, ein Raub der Flammen geworden ist. Wir hören übrigens, dass das Stift und die dazu gehörigen Gebäude versichert seien, ein Umstand, der die Riunione adriatica zu Triest in Mitleidenschaft ziehen wird, bei welcher Gesellschaft die Assekuranz mit 151.000 Gulden erst im vorigen Jahr erfolgt ist. Nächst dem Archiv ist es die Orgel – außer der Salzburger die größte in Deutschland, deren Verlust unersetzlich erscheint.

Aßerdem erhalten wir (Tagespost Graz) aus Liezen folgendes Schreiben: „Ein großes Unglück hat die Marktgemeinde Admont und das Benediktinerstift betroffen. Gestern um 5 Uhr brach in dem Haus des Oberlederer in Admont auf eine bisher unbekannte Weise Feuer aus, welches, durch den heftigen Wind genährt, mit solcher Schnelle um sich griff, dass in kurzem zwanzig teils Wohn-, teils Wirtschaftsgebäude und das Stift selbst, die Stift- und Pfarrkirche ein Raub der Flammen wurden. Das Stift ist ein Schutthaufen, die Kirche im Innern ganz ausgebrannt, die kostbaren Gemälde, die prächtige Orgel zerstört, die Glocken geschmolzen, die Türme eine nackte Steinmasse. Mit Ausnahme der Bibliothek, deren Erhaltung vorzüglich dem Eifer der aus Liezen herbeigeeilten Bevölkerung zu danken, sind das Archiv, die wissenschaftlichen Sammlungen, die Prälatur usw. Alles bis auf den Grund ausgebrannt und zerstört. Kaum dass die Geistlichen das nackte Leben retten konnten. Leider ist auch der Verlust von fünf Menschenleben zu beklagen. Mehrere Personen werden noch vermisst, einige liegen schwer verwundet dar nieder, kurz das Unglück ist schrecklich der Schaden ungeheuer.“

Die Presse schreibt: „...das größte Gebäude Steiermarks, auf einer Bau Area von 6 Joch, ist, vernichtet durch Feuergewalt, in sich selbst zusammen gesunken; das Archiv, ausgestattet mit seltenen wissenschaftlichen Sammlungen, das Naturalien Kabinett, der grüne und der steinerne Saal, sind über den in ihren ungeheuren Räumen aufgespeicherten Schätzen eingestürzt. Die herrliche Kirche mit der größten Orgel, ein Meisterwerk der Orgelbaukunst welche der berühmte Chrismani selbst als sein „Lieblingswerk“ bezeichnete, ist samt den 11 Altären und vielen prächtigen Gemälden ein Schutthaufen, über den hin sich das geschmolzene Glockenmetall ergoss. Noch ist das Erlöschen des Brandes nicht zu gewärtigen; der halbe Markt zählt bei hundert Häuser.

Der Neubau des Stiftes, eine Erweiterung desselben, datiert aus dem 17. Jahrhundert hatte 1180 Fenster und sechs Höfe. Der Bibliothekssaal nahm zwei Stockwerke ein, zeichnete sich durch seine Architektur und prachtvolle Schönheit aus, umfasste 9818 Quadratschuh Flächeninhalt, enthielt 12 prächtige korinthische Säulen aus roten Marmor, war auch durchgehende mit Marmorplatten gepflastert. Die Bibliothek enthielt über 80.000 Bände, 1000 seltene Handschriften, darunter viele Unicas und bei 900 Inkunabeln.

Im Kloster und Markt herrscht eine derartige Verwirrung, dass man über die Größe des Unglückes noch nicht ins Klare gekommen. Die Stiftsgeistlichen sind den Flammen kaum entronnen und es werden bis jetzt mehrere vermisst; die aus dem Schutt hervor gesuchten neun Leichen sind fast unkennbar; überdies sind einige gefährlich verwundet durch Einstürze geschehen. Die genaue Anzahl der abgebrannten Häuser lässt sich nicht genau bestimmen.“

Kaiser Franz Joseph hat einen Bericht über den Brand in Admont verlangt, und der Statthalter Graf Strassoldo sofort an den Schauplatz des Unglücks gereist.

Erzherzog Franz Karl und Erzherzogin Sophie haben 1500 Gulden gespendet. Außerdem wurden nach Aufruf des Statthalters Sammlungen für Admont eingeleitet.

Nachdem der Statthalter Strassoldo Admont verlassen hatte, erschien in Admont Major Ritter von Maina, Flügel-Adjutant Seiner Majestät, mit dem allerhöchsten Auftrag, die durch den Brand am meisten verunglückten, und der augenblicklichen Unterstützung dringendst bedürftigen Bewohner Admonts mit Ausschluss des Stiftes aus Seiner Majestät Privat-Schatulle zu beteiligen. Nachdem der Statthalter und ein Hilfskomitee an Ort und Stelle die Bedürftigkeit jener Menschen eruiert hatten, wurde die Summe Seiner Majestät, 3700 Gulden, an sie verteilt, darunter auch das Gemeindespital und Friedhofkirche bedacht. (1 Gulden 10 Euro).

Die Gnadenspende wurde von den Beteiligten mit den tief gefühlten Dank entgegen genommen.

Wie den Zeitungen weiter berichtet wird, … es lässt sich das Unglück in seiner ganzen Größe noch immer nicht ermessen; besonders sind es nebst dem Verlust an Menschenleben noch viele schwere Verletzungen, deren Folgen für manchen der Betroffenen leicht bedenklich werden könnten. So liegt die Frau des verbrannten Buchbindermeisters Stocker an Brandwunden schwer darnieder; auch wurde der Pater Schaffer des Stiftes, der, ohnehin krank, sich aufgerafft hatte und am Löschen mittätig war, von eine herabstürzenden Ziegelstein am Kopf nicht unbedenklich verletzt.

Dagegen sind die wissenschaftlichen und Kunstsammlungen nicht so vollends zerstört, als man anfangs fürchten musste. Die Bibliothek ist jedenfalls vollkommen erhalten und mit ihr die wertvollsten historischen Urkunden des Stiftes, welche schon seit längerer Zeit dorthin übertragen wurden. Auch von den übrigen Urkunden gelang es, zwei Wagen voll zu retten, bevor das rchiv einstürzte.

Die naturhistorischen Sammlungen sind nicht verbrannt, sondern vom dritten bis in den ersten Stock hinabgestürzt und von Balken und Schutt überlagert; dagegen ist das prachtvolle von Stammer meisterhaft geschnitzte sog. Universum, ein unersetzliches Kunstwerk, leider ein Raub der Flammen geworden.

Von den Paramenten gelang es, besonders die kostbaren älteren Gewänder zu retten, bevor der Brand in der Kirche um sich griff. Auch manche andere Kunstdenkmal, welche in der Prälatur verwahrt wurden, dürften unter den Trümmern des steinernen Saales mehr oder minder unversehrt aufgefunden wurden. Übrigens war es gerade in diesem Trakt des Stiftes, der zuerst ergriffen wurde, am wenigsten möglich, viel zu retten.

Der Prälat selbst konnte außer den wichtigsten Stiftpapieren und den Effekten, die er am Leibe trug, nicht mit sich nehmen. Bei späteren Versuchen, einzelnes den Flammen zu entziehen, sank plötzlich der Boden unter ihm ein, er stürzte durch und ein glühender Balken legte sich über ihn. Nur die Geistesgegenwart des Prof. Humbert Rauscher, welcher rasch nachsprang, den Balken hinweg drückte und dem Gefallenen empor half, rettete ihm das Leben.

Am 18. Mai 1865 erließ die Linzer Tagespost einen Aufruf für Admont.

Das Linzer Tagblatt gibt weitere Details bekannt: Derzeit werden noch immer neun Bewohner Admonts vermisst.

Der Schaden des Stiftes beträgt eine halbe Million, die Versicherungssumme 95.000 Gulden, wovon 42.000 auf die Kirche entfallen. Im ganzen Stift ist keine einzige brauchbare Wohnung mehr. Der Prälat übersiedelt nach der eine Stunde von Admont entfernte Pfarre Frauenberg. Die Kleriker und Novizen wohnen im Schloss Röthelstein, ein Teil der Stiftsherrn im 1 ½ Stunden entfernten Jagdschloss Kaiserau.

Über den Buchbinder Stocker erfährt man, dass er, um seine Barschaft zu retten, sich in dem Moment im Haus befand, als der Oberbau prasselnd einstürzte, und ihn unter den Trümmern begrub. Zwei Patres hat es erwischt und liegen mit schweren Brandwunden darnieder.

Stift
Admont

Das Grazer Volksblatt 17. September 1869: „Als der St. Blasienmünster zu Admont am 27. April 1865 in Schutt und Asche gelegt worden war, da gab es wohl manche, welche an dessen Wiedererbauung zweifelten, aber auch solche, die an eine Wiedererstehung glauben wollten.

Schneller als jeder erwartet, erstand der neue Tempel. Alle sehnten nun den Tag herbei, an welchem zum ersten Mal wieder die hl. Handlung in der neuen Kirche verrichtet würden.

Der Fürstbischof Johannes kam Donnerstag den 9. September nach Admont und wurde von dem Klerus und Pfarrgemeinde festlich empfangen. Die Bevölkerung von Admont und Umgebung zeigte ihre Freude über die Anwesenheit des geliebten Oberhirten, welcher die heiligen Pforten des Blasienmünster den Gläubigen zu öffnen kam, über 70 Freudenfeuer auf den umliegenden Bergen erhellten das Tal und Frauenberg erstrahlte in bengalischer Beleuchtung. Das war allerdings nur die Einleitung. Immer näher rückte der Festtag heran und bange Zweifel tauchten auf, als Samstag Nachmittag starker Regen einsetzte. Was wird das Morgen werden! Wäre doch schade, wenn morgen schlechtes Wetter wäre. Bis spät abends regnete es fort, bis endlich gegen 1 Uhr die Sternen helle Nacht Trost für den nächsten Tag brachte. Um ½ 8 nahm die heilige Handlung ihren Anfang. Eine ungeheure Menschenmenge hatte sich eingefunden, um Zeuge der seltenen Feier zu sein. Nach vollzogener Einweihung der Kirche und Konsekration des Hochaltars hielt der Oberhirt die Festpredigt und das Amt wobei die G dur-Messe von Eybler als Graduale ad te levavi von Eybler und Offertorium und Benedictus von Preindl zur Aufführung belangten. Nach dem Pontifikalamt las der Prälat Zeno eine hl. Messe, während welcher die neueste Choralmesse von Stehle gesungen wurde, mit welcher die kirchliche Feier um zwei Uhr nachmittags schloss.

Der Feier wohnten über 3000 Menschen bei. Der Klerus war durch 58 Personen vertreten. Erhebend war der Eindruck den die Kirche mit ihren schönen Verhältnissen, der hoch aufragenden Kanzel den gemalten Fenstern auf die Gläubigen machte, wohl mancher Vater unser mag während des bischöflichen Hochamtes für Denjenigen gesprochen worden sein, welcher unter unter den Schrecken des Brandunglücks die Fassung behielt und zum Wiederaufbau der Kirche in so würdiger Weise schritt, und nun in der Prälatengruft den ewigen Schlaf schläft - Abt Carlmann.

Am Abend gab es wieder Regen, der die Feststimmung etwas trübte, da nicht alles stattfinden konnte das vorgesehen war.

QUELLE: Grazer Zeitung 8. Mai 1865, S 2, Grazer Tagespost 30. April 1865 S 3, und 3. Mai 1865 S 2, Grazer Volksblatt 17. September 1869 S 5. BILD: Waldheim Illustrierte Zeitung 1865 Heft 29,Seite 4, Ansichtskarte Graupp, ANNO Österreichische Nationalbibliothek

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