BLUMEN ALS TONGEMÄLDE#
Jedes Fest wird erst durch Blütenschmuck verzaubert und wie immer war auch der Goldene Saal im im Musikverein berauschenden Blumenschmuck getaucht.
Blumen aller Art spielen im Leben des Menschen eine bedeutsame Rolle: Sie begleitet ihn von Geburt an bis zum letzten Gruß seines Lebens Ende. Wir finden Blumen in der Literatur, besonders in der Lyrik, in der bildenden und darstellenden Kunst überaus stark vertreten. Aber auch im Reiche der klassischen und volkstümlichen Musik finden Blumen ihre Ehrenplätze.
Im Jahr 1928 gab es sogar einen Vortrag über „Blumen im Melodienreich“. „Nebst der Blume soll aber auch einiges, das im Reich der holden Göttin grünt und blüht, mit einbezogen werden, denn so manches unscheinbares Kräutlein, so mancher Strauch am Wege, trägt zur Frühlings- und Sommerzeit Blüten von lieblicher Schönheit, die den Blumen gleich das Augen entzücken Herz und Seele erfreuen.
Nicht wenige Blumenlieder sind Volkslieder im wahren Sinne des Wortes geworden. Zum Beispiel „Die letzte Rose“ aus der Oper „Martha“ von Flotow. Das „Heideröslein“ von Schubert, das „Vergissmeinnicht“ von Suppé. u.a.
Wir finden die Blume nicht nur in der Oper und im Drama, sondern auch im Ballett. Musikalisch und choreografisch; in der Operette, im Ballsaal, als Konzertstück, als Kunst- und Volkslied – und letzten Endes auch als - Couplet!
Johann Strauß Vater, Johann Strauß Sohn, Josef Strauß und C. M. Ziehrer und beinahe alle unsere namhaften populären Wiener Meister haben der Blume hübsche Weisen gewidmet. Die Dynastie Strauß ist mit einer ganzen Serie von Tänzen vertreten, die die Blume im ¾ Takt in Tönen erklingen lassen.
In den Liebesliedern mit unterlegtem Text spielt die Blume als Symbol freilich die erste Rolle. Und da es bekanntlich eine eigene „Blumensprache“ gibt, die allerdings leichter zu erlernen ist als etwa das Französische und Englische, so fand sich das bekannte und oft angewendete: „Durch die Blume sprechen“ von selbst. Da nun dies nicht nur von Verliebten geübt wird, sondern auch von weniger poetischen und weniger romantisch angehauchten Erdenmenschen übernommen wurde, finden wir auf diesem, von der streng gezogenen Linie etwas abweichenden Weg, auch den Humor in der Blume – durch die Blume.
Einer schönen Maid beispielsweise „durch die Blume“ verstehen zu geben, dass man sie verehrt und liebt ist sehr einfach und kinderleicht; einem Menschen jedoch „durch die Blume“ sagen zu wollen, dass er nicht besonders geistreich ist, wird zu einer unmenschlichen Schwierigkeit. Da geht alles Dramatische und Musikalische samt der Blumenpoesie verloren.
Es ist sehr hübsch und sehr sinnreich, wenn ein Herr einer Dame eine Rose überreicht und dabei mit Beziehung sagt: „Die Rose der Rose!“ Eine feine Galanterie, die leider schon etwas abgebraucht ist und des Reizes der Neuheit entbehrt. Wenn ein Jüngling seiner Angebeteten bei einer passenden Gelegenheit mit einem beseligenden Augenaufschlag ein Sträußchen Vergissmeinnicht überreicht, so wird dieses „durch die Blume“ übermittelte „Lied ohne Worte“ ein regelrechtes und nicht misszuverstehendes Liebesgeständnis. Für einen verliebten Traumichnicht wird also das Vergissmeinnicht zur Retterin in höchsten Liebesnöten!
Unsere Wiener Liederdichter und Liederkomponisten haben nicht nur immer das „goldene Wien“, den „alten Steffl“, Grinzing und den Wein besungen, sondern sie fanden auch – und das sei ihnen zur Ehre angerechnet- für die Blume warm empfundene Verse und Melodien. Und das Volk sang diese Lieder mit der nämlichen Lust und Liebe wie diese sogenannten „Reißer“.
Die Blume im Liede humoristisch beizukommen, ist nicht leicht. Die lieblichen Kinder der Natur sind nur indirekt, im übertragenen Wirkungskreis, für das Komische zu gebrauchen. Aber auch da findet sich sehr wenig. Eigentlich ist es nur dem humorvollen Volksdichter Wiesberg gelungen mit seinem Couplet: „Blumen. Blumen nichts wie Blumen“ aus dem Blumen Thema Kapital zu schlagen.
Im rein Musikalischen gibt es dagegen eine ziemlich große Anzahl von reizenden Charakterstücken wie: „Blumengeflüster“, - „Was Blumen träumen“ usw. - dann Konzertstücke und Gavotten von Hellmesberger, Czibulka, Eilenberg u. a.
In der Beliebtheit steht die Königin der Blumen die Rose, obenan. Diese hat ganz besonders die Walzerkomponisten ud Liederdichter begeistert. Das Veilchen, das im Verborgenen blüht und angeblich überaus bescheiden sein soll, legt diese Tugend im Konzertsaal ab und macht sich im Melodienreiche „patzig“. Das Veilchen wurde von Dichtern und Komponistenstark begehrt. An dritter Stelle rangiert das „Edelweiß“. Edelweißlieder gibt es in Menge. Karl Komzak hat dieser viel gesuchten Alpenblume sogar eine Oper, eine melodiöse Volksoper, geweiht. Tulpen. Lilien, Nelken und viele andere duftende Kinder der Natur sind spärlich vertreten. Das arme Stiefmütterchen ist auch in der Musik stiefmütterlich bedacht. Johann Strauß hat es einzig und allein übernommen, das „Stiefmütterchen“ als Polka mazurka ins Melodienreich einzuführen.
Dafür feiert aber das besonders volkstümliche „Bleamerl“ überhaupt – wahre Triumphe. Es schwelgt in einem Meer von Melodien …..
Quelle: Radio Wien ÖNB
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