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DAS MUSIKVEREINSGEBÄUDE#

Musikvereinsgebäude
Musikvereinsgebäude

1892: Das in aller Welt durch das Neujahrskonzert bekannte Gebäude, eine Schöpfung des bekannten Architekten Theophil Hansen, dem wir in Wien das Parlament und verschiedene andere seiner schönsten Monumentalbauten zu verdanken haben. Glücklich in einem der Wien zugekehrten, durch die Entfestigung Wiens gewonnen Teile der inneren Stadt erbaut, konnte sich der Bau frei nach allen Seiten und außerhalb des geräuschvollen großstädtischen Verkehrs erheben und gerade jenen Anforderungen entsprechen, die man an ein Heim der ausübenden Kunst zu stellen berechtigt ist. Nach dreijähriger Bauzeit wurde im Jahr 1870 das Haus seinem Zweck übergeben, und aus dem Konservatorium für Musik und Schauspielkunst, die es beherbergt, sind während der inzwischen verflossenen zweiundzwanzig Jahre nicht nur viele schwache und mittelmäßige, sondern auch tüchtige Künstler hervorgegangen.

Neben den Unterrichts- und Probesälen für die Konservatorien enthält das Gebäude einen großen Vortragssaal mit einem Fassungsraum für 2063 Personen, einem mächtigen Podium für die ausübenden Künstler dessen Rückwand eine Orgel abschließt. Es ist der größte Saal Wiens. In ihm finden im Winter etwa dreißig Konzerte, darunter die Philharmonischen, sowie Bälle und ähnliche Veranstaltungen statt. Für geringere Frequenz berechnet ist der kleine Musikvereinssaal. Auch er hat eine Orgel, ein geräumiges Podium und fasst 462 Personen. Benützt wird er zu kleineren Konzertveranstaltungen und Schauspielvorstellungen. Während der letzten Jahre haben verschiedene Bälle in dem einen oder anderen der Säle stattgefunden. Aber die vornehmsten Veranstaltungen bleiben doch wie früher die unter Direktion Hans Richters stattfindenden Gesellschaftskonzerte, die internen Musikabende des Wiener akademischen Wagner Vereins und die schon erwähnten Philharmonischen Konzerte.

Eine beachtenswerte Einrichtung des großen Musikvereinssaales ist die, dass man die Sitzplätze im Parterre mittelst Versenkungen verschwinden lassen und so aus einem Konzertsaal binnen wenigen Minuten einen Ballsaal schaffen kann.

Der Erbauer des Monumentalbaues dessen mächtig wirkende Fassade mit der symbolisierenden Giebelgruppe, hat hier in die Bahn der ersichtlich hellenisch durchgebildeten Renaissance eingelenkt, ähnlich wie er es beim Bau der evangelischen Schule auf der Wieden und in seinem gleichfalls noch in den Sechziger Jahren entstandenen Palais des Erzherzog Wilhelm getan hat.

In dem Musikvereinsgebäude und der kaiserlichen Oper ist gewissermaßen die Regenerierung und künstlerische Vereinigung des Musiklebens der Kaiserstadt verkörpert. Welcher Unterschied zwischen dem jetzigen Kunstpalast und dem unbequemen, düsteren Konzertsaal unter den Tuchlauben, den bei seiner Eröffnung im Jahr 1831 Grillparzer als eine besondere Errungenschaft besang!

Gegenüber dem sogenannten „Goldenen Zeitalter“ der Wiener Musik dürfen wir uns wenigstens einer anderen Seite musikalischen Ruhmes erfreuen: es ist dies der warme verständnisvolle Eifer und die reicheren Mittel um die Gegenwart die große Erbschaft jener Epoche antritt, erforscht, erläutert und nach allen Seiten hin in vollendeter Form ausspendet.

Die prächtige Oper und das vollkommenste Konzertinstitut, ein kunstsinniger Hof- und Dilettantenkreis, mehr aber noch das musikalische Gefühl im Wiener Volk, sichern der Musik hier an ihrem alten historischen Quell eine dauernden Pflegestätte.

Das Musikvereinsgebäude, dessen Hauptfront mit den lebensgroßen Steinfiguren der hervorragendsten Musiker und Komponisten geschmückt ist, enthält außer den bisher geschilderten Lokalitäten Restaurationsräumlichkeiten und kleinere Säle, die von Geselligkeits- und anderen Vereinen mit Vorliebe als Zusammenkunftsorte gewählt werden. Die Nachbarschaft des Gebäudes bildet zunächst das Künstlerhaus mit seinem schmucken Äußern, dann aber eine Reihe stattlicher Paläste. Über das von Parkanlagen umsäumte Wienbett hinweg fällt der Blick auf Fischer von Erlachs schönsten Tempelbau, die Karlskirche und mehr zur Linken auf den Schwarzenbergpalast mit seiner laubgrünen Umgebung.

Eisenmenger
Gemälde
Gold
Musikverein

Wien, unsere von Jahr zu Jahr sich schöner und großartiger entwickelnde Stadt, bekam durch den Tempel der Tonkunst der in sich ein Juwel von besonderer Schönheit birgt etwas Grandioses hinzu. Jene Gesellschaft von Musikfreunden, die seit 40 Jahren den mächtigsten Einfluss auf das Kunstleben Wiens ausübt, hält Einzug in ein ihrem Stande angemessenes und würdiges Heim, das nun Mittelpunkt des Musiklebens der Residenzstadt werden soll. Mit Befriedigung nahmen sie zur Kenntnis, dass es Theophil Hansen sei, der mit dieser Aufgabe betraut worden war. Und sie wurden auch nicht enttäuscht, denn mit dem „Goldenen Saal“ wurde ihnen ein Geschenk von außergewöhnlicher Pracht zugedacht. Hansen, ein genauer Kenner der antiken Kunst, durfte dies mit um so größerer Berechtigung, als die Griechen, für ein reich gegliedertes Ornament für eine harmonische Farbendekoration nicht unempfänglich, ging Hansen noch einen Schritt weiter, um in der Freiheit der inneren Ausstattung, durch nichts gebunden, befreundete er sich mit einer Renaissance, die den Formengeist der Antike noch nicht verworfen, sondern an dieser fortgesetzt, sich zu neuen, selbstständigen Schöpfungen begeistern ließ.

Der „Goldene Saal“ gewährt schon beim Eintritt einen imposanten Anblick Seine Maße sind: 348.80 Meter lang, 19.10 breit und 17.75 Meter hoch, rings um den Saal laufen Galerien, die von frei stehenden Karyatiden getragen werden, die nach den Originalen der Akropolis in Athen als Vorbild dienten. Eine flache Decke schließt den Saal nach oben ab, diese ist in zehn längliche Felder geteilt und mit der von August Eisenmenger trefflich gemalten Darstellung des Apollo und der neun Musen geschmückt, an die sich quer über in kleineren Feldern noch Figurenbilder schließen, und zu einer farblichen Belebung beitragen. Alle Zwischenräume sind mit reich bemalten plastisch gehaltenen Ornamenten verziert.

Der Kaiser hat einer Deputation, bestehend aus dem Präsidenten des Koservatoriums: Dr. Egger, aus dem Vize Präsidenten: Nikolaus Dumba und den Architekten Hansen die erbetene Zusicherung gegeben, dass er der Eröffnungsfeierlichkeit beiwohnen werde. Zu bemerken dürfte hier sein, dass das Direktorium für den Hausbau eine Summe von 700.000 Gulden aufgebracht hat, von welcher 600.000 Gulden der Bau und die Ausstattung gekostet haben, der Rest wird zur Einrichtung verwendet. Ein großes Verdienst um diesen Bau hat sich der Präsident Dr. Egger Oberkurator der Sparkasse und der Vize Präsident Dumba für die Beistellung der Geldmittel. Gegenwärtig ist die Anzahl der Stifter 70, die der Gründer 400. Die Anzahl von 1600 Sperrsitzen wird bereits als ungenügend erkannt.

Der Musikverein wird auch im Karneval eine große Rolle spielen und es werden bereits umfassende Vorkehrungen getroffen, dass nicht allein die vorzüglichsten Elitebällen, sondern auch 5 Masken Redouten im Karneval stattfinden können. Die Pacht für diese Zwecke wurde dem vorzüglich renommierten Restaurant Herrn L. Tauber, dem Gründer der eleganten Bierhalle am Kolowratring, übertragen.

Bereits am 6. Jänner 1870 fand ein Gesellschaft Konzert im Festsaal statt. Nicht nur das musikalische Wien hatte sich eingefunden auch die Hofloge war besetzt durch Erzherzogin Gisela, Erzherzogin Sophie, Erzherzog Karl Ludwig , Ludwig Viktor und Wilhelm, sowie die Hannover Königsfamilie. Der Saal präsentierte sich festlich geschmückt, die Bewunderer voll des Lobes und bewährte sich in akustischer Beziehung auf das Beste. An Musik wurde Hellmesbergers meisterhaft vorgetragenes Adagio, Schuberts Chor Pax vobiscum, sowie Walters Gesangsvortrag aus Mozarts Entführung bildeten die Glanzpunkte.

Am 15. Jänner 1870 wurde das Haus der Musikfreunde mit dem ersten Ball eingeweiht. Diesem Fest wohnten nicht nur der König und der Kronprinz von Hannover auch die Erzherzöge Karl Ludwig, Ludwig Viktor, Wilhelm u.a. lange Zeit in den dicht gefüllten Räumen bei, und schienen in dem Arrangement des Balles und der Ausschmückung des Saales Bewunderung und Erstaunen, so präsentierte der Saal sich in der brillanten Beleuchtung der sogenannten „Sonnenluster“ noch imposanter als bei Tageslicht und einen besonderen Glanz verleiht ihm die ober der Galerie angebrachte der Ornamentik entsprechende Linie aus zahllosen kleinen Gasflammen. Im kleinen Saal war das Buffet untergebracht das ebenfalls Anerkennung fand. Somit hatte der Musikverein seine Feuerprobe bestanden.

Zu einem Feueralarm kam es am 20. Jänner 1870. Im neuen Haus der Musikfreunde war in der Nacht ein Brand ausgebrochen. Ausgangspunkt des Brandes waren die Garderoben in denen sich hölzerne Stellagen befanden die zerstört wurden. Durch die schädliche Rauchentwicklung kam es zu Qualm der sich ausbreitete und dadurch unangenehme Nachwirkungen erzeugte. Der Hausmeister hatte nach dem Konzert alle Gasquellen abgedreht. Portier und Diener waren ebenfalls auf dem Rundgang, Der Diener hörte ein Prasseln und lief auf die Straße anstatt sofort die Feuerwehr zu verständigen. Die Feuerwehr vom Türmer benachrichtigt, konnte das Feuer bald löschen und dadurch größeren Schaden verhindern.. Durch die strengen Vorschriften der alten Wiener Bauordnung war es zu danken, dass eine Katastrophe verhindert werden konnte, Das große Stiegenhaus wird sogleich provisorisch wieder hergestellt. Die Donau Versicherung wird alles sofort prüfen und den Schaden ersetzen. Dieser Zwischenfall verursachte großes Aufsehen,

QUELLE: Verschiedene Zeitungen ÖNB Bildmaterial I.Ch. Graupp

https://austria-forum.org/af/User/Graupp Ingrid-Charlotte/DAS_MUSIKVEREINSGEBÄUDE