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DER STATTHALTER#

Statthalter
Freiherr von Cornaro

Laut Verordnungsblatt vom 18. Dezember 1885 ist zum Nachfolger des verstorbenen Baron Jovanovic als Statthalter von Dalmatien der FML. Freiherr von Cornaro ernannt worden. Der neue Landeschef gehört den angesehendsten und hervorragendsten Generälen unserer Armee an, er ist eine Zierde des Generalstabscorps und hat als Vertreter des Generalstabschefs einen wesentlichen und werktätigen Einfluss auf den steten und emsigen Fortschritt, auf den frischen und rastlos schaffenden Geist dieses Corps genommen. Ein Soldatenkind, aufgewachsen in der Armee, groß gezogen in derselben militärischen Pflanzschule, wie sein Vorgänger im Amte zu Zara, hat Baron Cornaro seine ganze Kraft, sein ganzes Streben und seine außergewöhnlichen militärischen Talente der kaiserlichen Armee geweiht und derselben in den mannigfachsten, wichtigsten Wirkungsphären stets vortreffliche Dienste geleistet. An der Eignung des Generals für die militärische Seite seines neuen Amtes wird also niemand zweifeln. Der Posten eines Militär Kommandanten in Dalmatien an sich könnte im Gegenteil nur als eine Etappe in der Soldaten Karriere des Feldmarschall Leutnant aufgefasst werden, welchen die Armee im Moment einer Aktion den besten ihrer Führer eingereiht zu sehen hofft. Die eigentümlichen Verhältnisse des Landes aber, in welchem Baron Cornaro zu wirken berufen, und die durch diese Verhältnisse bedingte Vereinigung der Militär- und Zivilgewalt in einer Hand verleiht dem Posten in Zara eine doppelte, eine hohe Bedeutung. Er fordert einen Mann von ungewöhnlicher und vielseitiger Begabung, von seltenen Kenntnissen und Eigenschaften, einen Mann den sein Charakter und seine geistige Bedeutung zur vollen Höhe seiner schweren Aufgabe erhebt. Und diesen Mann repräsentiert Baron Cornaro in vollem Umfange. Freiherr von Cornaro entstammt von väterlicher Seite einer altadeligen italienischen Familie. Sein Vater, ein geborener Lombarde, diente in der iralienischen Armee und wurde nach dem Sturz des ersten französischen Kaiserreiches in die österreichische Armee übernommen, welcher er vom Jahr 1814 bis 1849 angehörte. Seine Gattin war eine geborene von Jaksich aus Budapest. Ludwig Freiherr von Cornaro selbst wurde zu Olmütz am 23. April 1830 geboren; den ersten Unterricht erhielt er in Fiume, Zengg und Ragusa, woselbst sein Vater garnisoniert. Durch die Verhältnisse im elterlichen Haus sowie durch den Umstand, dass er einige Jugendjahre in Dalmatien zubrachte, wurde er auch mit dem italienischen sowie mit den südslawischen Idiom vertraut. Mit Erreichung des 14. Lebensjahr wurde Cornaro in die bestandene Kadetten-Compagnie zu Graz aufgenommen, in welcher er seine erste militär-wissenschaftliche Ausbildung erhielt. Im Jahr 1847 zum Offizier befördert, machte er teils bei der Truppe, teils in Verwendung beim Generalstab die Feldzüge von 1848 und 1849 mit, frequentierte weiterhin von 1852 bis 1854 die Kriegsschule zu Wien mit vorzüglichem Erfolg und wurde im letzten Jahr zum Hauptmann im Generalstabskorps ernannt. Von diesem Moment an sind seine Schicksale innig mit jenen des genannten Corps verflochten, in welchem er bis zum heutigen Tag, somit durch nahezu 25 Jahre, mit hoher Auszeichnung und in verantwortungsvollen Stellungen diente. Während des Feldzuges von 1859 fand er seine Einteilung beim Festung Goverment zu Venedig; 1864 zum Major befördert, wurde er zum Professor der Strategie an der Kriegsschule in Wien ernannt. Während des Feldzuges von 1866 finden wir ihn als Oberstleutnant und Souschef des Generalstabes beim ersten Armeekorps der Nordarmee, in welcher Eigenschaft seine hervorragenden und verdienstvollen Leistungen durch die Verleihung des k. k. Militär Verdienstkreuzes mit der Kriegsdekoration belohnt wurden. Er war dem Kronprinzen, dem jetzigen König von Sachsen zugeteilt gewesen, der sich nur lobend über ihn äußerte. Nach Schluss des Feldzuges als k. k. Militär Bevollmächtigter bei den Friedenskonferenzen in Prag tätig, übernahm er nach deren Beendigung wieder seine Professur, wurde im Jahr 1870 zum Obersten und bald darauf zum Kommandanten der Kriegsschule ernannt. Als Lehrer war Cornaro geradezu einzig. Er geizte nicht mit dem ihm inne wohnenden geistigen Schätzen, nein er streute verschwenderisch fast die befruchteten Körner des Wissen an seine Schüler die seinen Vorträgen in atemloser Spannung lauschten, und er gab alles, was er an geistiger Fülle besaß.

Dalmatien
Zara
Dom
St. Anastasia

Se. Majestät würdigte die hier geleisteten Dienste durch die Verleihung des Ordens der eisernen Krone dritter Klasse. Vom Jahr 1874 an kommandierte Cornaro ein Infanterie-Regiment, übernahm 1876 ein Brigade-Kommando und wurde in diesem Jahr zum Generalmajor befördert. Als solcher wurde er 1878 zum Chef des Generalstabes der zur Niederwerfung der Insurrektion im Okkupationsgebiet aufgestellten zweiten Armee ernannt und erhielt, in Anerkennung seiner hervorragenden Dienste in dieser Stellung, den Orden der eisernen Krone zweiter Klasse; infolge dessen wurde er in den Freiherrnstand erhoben. Nach Beendigung der Okkupation Bosniens und der Herzegowina bereiste Freiherr von Cornaro diese Länder und kehrte über Süddalmatien, woselbst er zur eigenen Information einige Zeit verweilte, nach Wien zurück, da er zum Stellvertreter des Chefs des Generalstabes ernannt worden war. In dieser hohen Stellung wurde er 1880 zum Feldmarschall-Leutnant befördert und wiederholt mit Missionen ins Ausland betraut, außerdem gab er militärische Schriften heraus.

Sehr lange hatte Cornaro die verantwortungsvolle Stelle nicht inne, denn wenige Monate, am 6. April 1886 verstarb er nach kurzem Leiden. Bei Repräsentationspflichten in Gravosa zog er sich an Bord des Schiffes „Triest“ eine Erkältung zu, die Folge war eine Lungenentzündung, an die er schließlich starb. Am 7. April 1886 wurde Freiherr von Cornaro vom Statthalter Palais in Zara in die Basilika zu St. Anastasia überführt und feierlich eingesegnet, so dann auf dem Kriegsdampfer „Triest“ nach Fiume überführt, von dort nach Graz wo er auf dem Friedhof St. Leonhard bestattet wurde. Sowohl der Kaiser wie auch Cornaros Gemahlin und den Kindern waren über den plötzlichen Tod des viel geehrten Mannes tief getroffen.

QUELLE: Mährisches Tagblatt, 7. April 1886, S 4, Salzburger Volksblatt, 7. April 1886 S 2, Die Vedette 11. April 1886 S 3, ANNO Österreichische Nationalbibliothek, Bildmaterial I. Ch. Graupp

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