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DER STERNKREUZORDEN#

Vorleserin
Ida von Ferenczy,mit dem Orden Gemeinfrei

Der Sternkreuzorden wurde am 18. September des Jahres 1668 von Ihrer Majestät der Kaiserin Eleonore Gonzaga – geboren 1630, seit 1657 Witwe, gestorben 5. Dezember 1686 – der dritten Gemahlin und Witwe nach dem ruhmvollen römischen Kaiser Ferdinand III., des Siegers bei Nordlingen – einer Tochter Karl II:, Gonzagas, Herzog von Mantua und Montferrat und Maria Gonzaga, seine Nichte – gestiftet, und findet seine Veranlassung in einem geradezu wunderbaren Vorfall.

Der römische Kaiser Leopold I., geboren 1640, gestorben 1705 – der Stiefsohn der Kaiserin Witwe Eleonore Gonzaga, hatte um den sogenannten Schweizerhof mit dem noch damals so benannten Cillyerhof – nun Amalienhof – zu verbinden, im Jahr 1660 das lang gestreckte, nördlich vom Schweizerhof gegen den Cillyerhof hinlaufende, mit dem Halbgeschoß vier Stockwerk hohe imposante Gebäude , die Leopoldinische Burg oder den Leopoldinischen Trakt, worin sich heute die Hauptwache befindet, zu bauen begonnen. Dieser Zubau wurde gerade 1666 vollendet, als der Kaiser seine Vermählung mit Margarethe Therese, Infantin von Spanien, feierte. Das kaiserliche Herrscherpaar bewohnte die Räume, die nächst de Cillyerhof gelegen, während die Kaiserin-Witwe Eleonore mit ihren beiden Töchtern, den Erzherzoginnen Eleonore Maria und Maria Anna Josefa, den entgegengesetzten Teil der neuen Burg inne hatten.

Durch eine niemals aufgeklärte Ursache – der einen Version durch die Unvorsichtigkeit eines im Erdgeschoß arbeitenden Tischlergehilfen, nach anderen Geschichtsschreibern weniger ein Werk des Zufalls, als einer Verschwörung gegen den allerhöchsten Hof – brach in der Nacht des 6., nach anderen Berichten des 23. Februar 1668 im Leopoldinischen Trakt ein verheerender Brand aus. Es währte nur wenige Augenblicke und die lodernden Flammen schlugen zur Tür und Fenster hinaus, züngelten sich am ersten Stockwerk empor und bald brannte der ganze Burgteil. Tausende von Rettern eilten zur Stelle, die Gärten und Gartenhäuschen wurden abgetragen, die schönsten Bäume umgehauen und die Pavillons zerstört, damit das Umsichgreifen des Feuers verhindert werde; doch konnte man desselben nicht Herr werden und bald war der ganze Trakt ein Raub der Flammen. Die junge Kaiserin wurde in einem Wagen, den ihr Gemahl zu Pferde, dann der Bürgermeister und die Trabanten umgaben, fort gebracht. Plötzlich suchte das besorgte Auge des Monarchen Mutter und Schwestern – man wusste nichts von ihnen und bald blieb kein Zweifel, dass sie in der brennenden Burg zurück geblieben waren.

Der höchst erschreckte und besorgte Kaiser bot hohe Preise für die Rettung seiner teuren Angehörigen und wollte sich in seiner Verzweiflung sogar selbst in die Flammen stürzen.

Die hohen Frauen waren in der Verwirrung nicht geweckt worden, da die Kaiserin-Mutter und die zwei Prinzessinnen keine Kammerfrau in Anspruch nahmen, sondern diese Dienste immer persönlich verrichteten, wenn sie sich in ihr Schlafgemach zurück gezogen hatten.

Die Fürstinnen erwachten demnach erst aus dem Schlaf, als bereits die Flammen den Ausgang aus dem Gemach versperrten. Halb bewusstlos und in Todesangst waren die anscheinend einem grässlichen Tod Geweihten vor einem Betpult hingesunken, auf welchem sich eine Reliquie, das kostbarste Heiligtum der Kaiserin, befand. Es war ein Kleinod von unschätzbarem Wert. Eine kristallene, in Gold gefasste Kapsel, in der zwei Stück von dem echten Kreuz eingeschlossen waren, auf welchem unser Heiland auf Golgotha für unsere Sünden litt und starb.

Da gelang es dem aufopfernden Bemühen des kaiserlichen Kammerdieners Johann Christoph Holzberg, eine Wand durchzuschlagen und die hohen Frauen, die bereits in tiefer Ohnmacht lagen, in Sicherheit zu bringen. Kaum war diese schwierige und mühevolle Rettung gelungen, ergriffen die Flammen auch dieses Gemach.

Nur durch Gottes Barmherzigkeit und das heldenmütige Benehmen des Kammerdieners war eine entsetzliche Katastrophe verhütet worden, und der Kaiser konnte froh bewegt die Seinen in die Arme schließen.

Als Zeichen der allerhöchsten Dankbarkeit wurde der kühne Retter in den erbländischen Adelstand erhoben.

Als die fromme Kaiserin, die in den Minuten höchster Todesangst in gläubigsten Vertrauen von der Anrufung der Kreuzrelique Hilfe erhoffte, in der neuen Favorita, wohin sich die Herrscherfamilie geflüchtet hatte, zum Bewusstsein ihrer unerwarteten Rettung gelangte, erfasste sie dennoch ein namenloser Schmerz.

Die heiligen Kreuzes Splitter, ihr unschätzbarstes Kleinod, waren nach menschlicher Voraussicht verbrannt und unrettbar verloren. Kein Trosteswort konnte den Kummer der erhabenen Frau bannen und, obzwar ihr gläubiger Sinn nicht gegen das Walten der göttlichen Vorsehung murrte, so war das die Ursache ihrer so innigen Betrübnis zu berechtigt, als dass man ihr die bitteren Tränen verargen konnte, die sie in heißem Schmerz vergoss.

Trotzdem die Kaiserin bei aller christlichen Zuversicht mit Bestimmtheit darauf rechnen musste, dass diese unersetzliche Reliquie beim Brand zugrunde gegangen war, so wollte sie es doch nicht verabsäumen, allfällige, wenn auch unansehnliche Reste dieses Kleinodes aus dem Schutt zu retten, und gab den Befehl, auf das genaueste die Trümmer der Brandstätte zu untersuchen.

Da ereignete sich das Unerwartete, das Mystische des ganzen Vorfalles, der diesen unleugbar zu einem Wunder stempelt.

Am fünften Tag nach dem Ausbruch des Brandes wurden bei der Schuttabräumung die unversehrten Stückchen vom Holz des heiligen Kreuz gefunden!

Bei einer Glut, in welcher das Gold der Einfassung, die Kristallkapsel geschmolzen, war verbrennbares Holz unversehrt geblieben.

Kaiserin Eleonore Gonzaga, tief ergriffen von diesem Wunder, legte die unfassbare Begebenheit dem damaligen Bischof von Wien, Philipp Friedrich Grafen von Breuner, zur Untersuchung vor. Es wurde nun ungesäumt, den für solche Vorfälle bestehenden Kirchengesetzen gemäß, über die ganze Angelegenheit ein sogenannter Prozess eingeleitet, wobei nach Einholung von Gutachten in solchen Dingen erfahrener Gelehrten und nach Abhörung der Tatzeugen und Prüfung aller Umstände das Urteil gefällt wurde;

„Das Holz des heiligen Kreuzes sei in wundertätiger Weise im Feuer erhalten geblieben.“

Auf diese Konstatierung hin fasste nun die Kaiserin-Mutter den Entschluss, die Erinnerung, die Erinnerung an diese wunderbare Begebenheit auf eine glänzende Weise zu verewigen. Sie beschloss, einen „Orden für adelige Damen“ zu gründen, welche Absicht sie auch sofort in die Tat umsetzte. Die Tendenz des gedachten Ordens galt in erster Linie der „Verehrung und Anbetung des heiligen Kreuzes“ und der „Pflege des Seelenheiles“ der damit geschmückten Damen.

Sie ließ Ordenssatzungen verfassen, eine Dekoration anfertigen und unterbreitete schließlich den ganzen Entwurf dem heiligen Stuhl.

Selbstverständlich fand die Idee einer frommen Versammlung hochadeliger Damen zum Zweck so feierlicher christlicher Verehrung den vollsten Beifall des damaligen Papstes Clemens IX., Julius Rospigliosi.

In weiser Einsicht dessen, dass eine solche Kongregation vornehmer Frauen auf die große Menge der Gläubigen einen heilsamen Einfluss gewinnen müsse, wurde ungesäumt die päpstliche Bewilligungsbulle erlassen, welcher der Wiener Bischof am 9. September 1668 ein Bestätigungsschreiben folgen ließ.

Durch diese feierliche Genehmigung seitens des heiligen Vaters - die päpstliche Bulle erfolgte am 28. Juli 1668 - bevollmächtigt, erließ nun Kaiserin Eleonore Gonzaga unter dem 18. September d. J., ein „Umlaufschreiben“ - einen Stiftsbrief – und gründet an diesem Tag den Orden der Damen vom Sternkreuze.“

Der regierende Kaiser Leopold I., der den von seiner erhabenen Mutter errichteten Orden in persönlichen Schutz genommen hatte, bestätigte denselben feierlich durch einen „Majestätsbrief“.

Nun ernannte die Stifterin, und zugleich erste „höchste Schutzfrau“ des Ordens, die junge Gemahlin Kaiser Leopold I.; und ihre eigenen beiden vorgenannten Töchter, sowie eine Anzahl hochadeliger Damen – im Anfang zumeist aus regierenden Häusern – zu Sternkreuzordens Damen.

Und somit war der „Orden der Damen vom Sternkreuze“ durch die Kaiserin-Witwe Eleonora Gonzaga errichtet und hatte die erhabene Stifterin nunmehr ihr frommes Gelübde erfüllt.

Am 5. Dezember 1686 starb die Kaiserin Eleonora.

Nach ihrem Tod hatte es den Anschein ,als ob der von ihr gegründete Sternkreuzorden der Vergessenheit anheimfallen sollte.

Da erneuerte 1688 die damals regierende Kaiserin Eleonore Magdalena Theresia, die dritte Gemahlin Leopold I., eine gottesfürchtige Fürstin, erhob sich zur zweiten „höchsten Schutzfrau“ desselben.

Ihre Frömmigkeit ließ sie jedoch auch in politischen Dingen nicht untätig sein. Da Kaiser Leopold nichts Französisches lesen wollte, verfertigte sie Auszüge aus den französischen Staatsschriften, wenn sie glaubte, dass deren Kenntnisnahme nötig sei. Als ihr Sohn Josef I., im Alter von 33 Jahren verstarb, und sein Bruder Karl VI., - der letzte Habsburger – sich damals eben in Spanien befand, übernahm die Kaiserin-Mutter Eleonore die Leitung der Staatsangelegenheiten und führte sie, unter den verwickelten Verhältnissen mit Ungarn, umsichtig und kraftvoll bis zur Heimkehr ihres Sohnes. Dieser tatkräftigen Monarchin gebührt auch der Ruhm, die Rakoczy Rebellion durch den Szatmarer Frieden abgeschlossen zu haben.

Nach dem Tod ihres Gemahls, des Kaisers Leopold I., legte die fromme Kaiserin die Trauerkleider nicht mehr ab. Sie starb, vom Volk, dessen größte Wohltäterin sie war, tief betrauert, im Alter von 65 Jahren, über ihre Anordnung in der Tracht der Servitinnen im einfachen Holzsarg begraben.

Seit dem Tag seiner Einführung, besteht der Sternkreuzorden unverändert fort, als schönes Symbol verehrungsvoller christlicher Gläubigkeit. E. Kastner-Michalitschke

QUELLE: Österreichische Frauen Zeitung, 27. Oktober 1901, Seiten 1 bis 3, ANNO Österreichische Nationalbibliothek

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