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EÌN SKANDAL#

Bürgermeister
Karl Seitz

„Das Neue Wiener Journal“ berichtet am 27. Jänner 1930 über „Beispiellose Skandalszenen auf dem Eislaufplatz“

Anlässlich der Europameisterschaften im Damenkunstlaufen und im Paarlaufen war gestern das Gelände des Wiener Eislaufvereins der Schauplatz beispielloser Skandalszenen, die durch die unglaubliche Taktlosigkeit des sozialistischen Bürgermeisters von Wien hervorgerufen wurden. Bei dem Publikum der festlichen Veranstaltung, zu der alles erschienen war, was Rang und Namen hatte, herrschte über den empörenden Vorfall allgemeine Entrüstung.

Wir erfahren darüber folgendes: Zu der gestrigen Veranstaltung auf dem Eislaufplatz hatten sich ungefähr siebentausend Zuschauer eingefunden, die alle Plätze des ausgedehnten Territoriums besetzten. Auf den Tribünen hatten die Ehrengäste, darunter viele Vertreter des diplomatischen Korps und hervorragende österreichische Persönlichkeiten Platz genommen. Unter diesen befand sich auch der Bürgermeister von Wien. Später erschien Bundespräsident Miklas. In diesem Augenblick intonierte die Musikkapelle die Bundeshymne. Bei ihren Klängen erhob sich das ganze Publikum, auch die Besucher der Festtribüne; alle entblößten ihr Haupt, während der Bundespräsident zur Ehrentribüne geleitet wurde. Nur einer, Bürgermeister Seitz, behielt den Hut auf den Kopf, anscheinend um dagegen zu demonstrieren, dass die österreichische Nationalhymne, die alte Weise Haydns, zur Bundeshymne erklärt worden ist.

Die Tatsache, dass der Bürgermeister von Wien in Anwesenheit des Staatsoberhauptes in so taktloser Weise gegen die Bundeshymne demonstrierte, fiel natürlich allgemein auf und einer machte den anderen auf den einzelnen Menschen aufmerksam, der inmitten einer andächtig lauschenden Menge mit dem Hute auf dem Kopf dastand. Ein Tuscheln und Raunen ging durch die Menschenmasse, das bald zu einem lauten Sturm der Entrüstung anschwoll. Laute Pfiffe ertönten und es wurden heftige Rufe der Entrüstung laut, das Benehmen des Oberhauptes der Gemeinde Wien wurde mit treffenden Ausdrücken charakterisiert. Auch unter den ausländischen Gesandten, die unserem Bundespräsidenten und der Bundeshymne ihre Ehrfurcht bezeigt hatten, wurde der Vorfall lebhaft kommentiert.

Nachdem sich das Publikum beruhigt hatte, nahmen die Konkurrenzen ihren Anfang. Auf der Ehrentribüne sah man unter anderem den Gesandten der Tschechoslowakei, den Gesandten der Schweizer Eidgenossenschaft Jäger, den norwegischen Generalkonsul Werenskjod, den finnischen Generalkonsul Pyykko, Minister a. D. Heinl, Prinz und Prinzessin Fürstenberg und viele andere Persönlichkeiten.

Dazu „Das Wiener Tagblatt“: …. auf dem Platz des Wiener Eisaufvereines die Europameisterschaften im Eiskunstlaufen für Damen und Paare ausgetragen. Diese Veranstaltung ist eine der bedeutendsten Ereignisse im Eislaufsport überhaupt und wird alljährlich von der internationalen Eislaufvereinigung, die sämtliche Landesverbände der Welt umfasst, irgendeinem Nationalverband zur Austragung übergeben. Die Landesverbände nennen offiziell ihre Vertreter zu diesem Wettbewerb, und es gilt als selbstverständlich, dass auch die diplomatischen Vertreter der beteiligten Nationen durch ihre Anwesenheit ihr Interesse an diesem Eissportfest und an ihren Staatsangehörigen, die den Kampf aufnehmen, bezeigen.

…..einige Zeit später erschien der Bundespräsident Miklas. Als er den Eingang passierte und auf dem Eislaufplatz noch nicht sichtbar war, ertönte die Volkshymne, worauf sich das ganze Publikum erhob und die Herren die Hüte abnahmen. Bürgermeister Seitz soll wie die in der Nähe befindlichen Zuschauer behauptet wir, den Hut während des Spielens der Volkshymne den Hut aufbehalten und ihn erst abgenommen haben, als er dem nun auf dem Platz selbst erschienen Bundespräsidenten entgegen ging, um diesen zu begrüßen. Solange Seitz den Hut oben behielt waren bereits Pfiffe und Zurufe ertönt.....

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