ELFENBEIN#
Das eigentliche oder echte Elfenbein ist die weiße Beinmasse, welche die Stoß- oder Hauzähne des afrikanischen und indischen Elefanten enthalten. Nach seinem Herkommen unterscheidet man afrikanisches Elfenbein von dem indischen; letzteres ist weißer und auch dauerhafter, weshalb es auch mehr geschätzt und gesucht wird. Nach Europa wird zumeist afrikanisches Elfenbein eingeführt. Nach Farbe, Härte und Größe wird das Elfenbein eingeteilt in weiches Elfenbein oder Milchbein und in hartes Elfenbein oder Glasbein. Fossiles Elfenbein, das sehr hart, aber von dunkler Farbe ist, liefern die Stoßzähne des Mammuts. Als Ersatz für echtes Elfenbein gilt di Beinmasse der oberen Eckzähne des Walrosses, der Stoßzähne des Norwals und der gekrümmten, sehr harten und weißen Eckzähne des Nilpferdes.
Die Elastizität, Dauerhaftigkeit, schöne Farbe und Empfänglichkeit für Politur, die dem Elfenbein eigen sind, bewirkten, dass Elfenbein schon früh bei allen Kulturvölkern des Altertums zu den verschiedensten Gebrauchs- und Kunstgegenständen verarbeitet wurde. Ägyptische und assyrische Reliefs stellen Sklaven oder Abgesandte unterworfener Äthiopier dar, die Elefantenzähne als Tribut darbringen. Phönizische Handelsleute brachten Elfenbein als Handelsware zu den Juden und Griechen. Aus der Heiligen Schrift wissen wir, dass erstere zur Zeit des David und Salomon die Wände der Palastzimmer und der Prachtmöbel mit Elfenbein belegen ließen (der Thron Salomons). Letztere hatten eine eigene Goldelfenbeintechnik, d. h. Die griechischen Künstler verfertigten Standbilder aus Holz oder Stein, die sie mit Gold (Haare, Kleider, Waffen, Schmuck) und Elfenbein (Fleischteile) zierten. Solche Goldelfenbein- oder chryselephantine Statuen hat der berühmte Phidias (zirka 500 bis 432 vor Chr.) geschaffen; als seine gefeiertsten Werke galten, die Athene Parthenos in Athen, der Zeus in Olympia und die Venus Urania in Elis. Aus den ersten christlichen Jahrhunderten sind zahlreiche Elfenbeinplastiken aus uns gekommen, so Diptychen, Pyxiden, Reliquiarien (als deren berühmtestes die sogenannte Lipsanothek in Bescia gilt), mit Elfenbein verkleidete bischöfliche Thronsessel (z. B., die Kathedra des heiligen Maximinianus zu Ravenna) und andere, Rom, Mailand, Byzanz und Alexandria waren die Mittelpunkte und Hauptorte, an denen die Elfenbeinplastik so hervorragend gepflegt wurde.
Zu besonders hoher Blüte gelangte diese in der karolingisch-ottonischen Zeit (Ende des 9. und Anfang des 10. Jahrhunderts). Berühmt war damals auch in diesem Kunstzweige die Benediktinerabtei St. Gallen. Später entstanden eine rheinische und eine sächsische Schule, die hervorragende Elfenbeinplastiken schufen. Auch die byzantinische Elfenbeinplastik erlebte im 10. und 11. Jahrhundert eine neue Blütezeit.
Ward die Elfenbeinplastik auch die ganze Mittelalter hindurch eifrig gepflegt, so verdient jene des 17. Jahrhunderts, in dem Elfenbeinschnitzer und Elfenbeindrechsler außerordentlich schöne Objekte geschaffen haben, so dass damals dieser Kunstzweig seine höchste Blüte erreichte, unsere besondere Beachtung, um so mehr, als gerade auf deutschem Boden (besonders Augsburg und Nürnberg) die Elfenbeinplastik gar sehr gepflegt wurde und aus dieser Zeit herrliche Kunstwerke aus Elfenbein in großer Zahl uns erhalten geblieben sind. Wir verweisen da auf die wertvollem Elfenbeinplastiken in den Stiften Kremsmünster (berühmte Uhrblatt), Seitenstetten (Stehkreuz von 1627, kostbarer Prälatenring, Darstellung Abendmahl.) Melk. Klosterneuburg in den Kirchen zu Mariazell, Nonnberg zu Salzburg, St. Peter in Salzburg, Stadtpfarrkirche in Linz, in den Museen in München, Nürnberg, Wien, Kunsthistorische Museum.
Kein anderes Material eignet sich für Bildhauer so gut zur Darstellung des nackten Körpers nur annähernd ähnliche Vorzüge wie das Elfenbein. Der warme gelbliche Ton, die feine Äderung, die fettige Glätte bringt diesen edelsten Bildhauerstoff der menschlichen Epidermis am nächsten. Das wussten bereits die frühen Künstler die damit die größte Lebenswirkung auf die Gläubigen ausübte.
Die Wege auf welchen Elfenbein in früherer Zeit nach Ägypten gelangte, waren hauptsächlich zwei, das in Abessinien und den Nachbarländern gewonnene an die Küste und von da auf arabischen Barken nach Suez gebracht.
Um dem ägyptischen Monopolsystem zu entgehen, wurden neue Absatzwege gesucht, die sich mittels britischer Agenten bald gefunden war. Das Elfenbein wird in Abessinien und noch anderen Handelsorten mit dem österreichischen Thersientaler, die die einzige gangbare Münze dort ist.
Der verstorbene Maler Maurisset hat der Société d'encouragement ein Manuskript über farbige Gravierung auf Elfenbein vermacht, zu dem Zweck, Zeichnungen in verschiedenen Farben vertieft und erhaben, mit Hilfe saurer, färbender Flüssigkeiten zu erhalten.
Die Menge Elfenbein welche jährlich in die österreichischen Staaten eingeführt wird muss ziemlich bedeutend sein, da Kammmacher, Drechsler, Mahler, Instrumentenmacher usw. in der gesamten Monarchie eine ansehnliche Quantität davon bearbeiten. Diese Situation spielte sich im Jahr 1818 ab.
Im Jahr 1860 war aus einem Blatt zu erfahren, dass Charles Westendarr in London künstliches Elfenbein herstellen konnte. Es handelt sich dabei um das bekannte Surrogat.
1908 war bereits zu lesen, dass Elfenbein ein Beruf, dem sich das weibliche Wesen in letzter Zeit mit regem Eifer, und, falls es richtig begonnen wurde, auch mit gutem Erfolg gewidmet, ist das Kunstgewerbe. Es entspricht auch durchaus dem weiblichen Charakter, die ganze menschliche Lebensgestaltung mit Schönheit zu durchdringen; lag es doch zu allen Zeiten im Wesen der Frau, das Heim zu schmücken und behaglich zu gestalten. Außerdem benötigt man dazu keine Ausbildung, sondern sollte ein zeichnerisches Talent und Fantasie vorhanden sein. Weiters sind keinerlei Maschinen nötig. Männliche Lehrlinge benötigen 3 bis 4 Jahre zur Ausbildung.
Das meiste Elfenbein kommt aus Afrika zu uns, die jährliche Ausfuhr beträgt zirka 900.000 Kilo. Wovon eine halbe Million nach London, der Rest nach Anterpen wo es versteigert wird. Das Kilo Elfenbein kostet 24 Kronen. Ein komplettes Elfenbein Schnitzwerkzeug kommt auf 12 Kronen.
Eines der dankbarsten Gebiete der im Jahr 1916 so weit vorgeschrittenen kosmetischen Chirurgie ist die Verschönerung hässlicher und entstellender Nasen. Dr. Eitner in Wien hat nach seinem Bericht in der „Deutschen medizinischen Wochenschrift“ mit Elfenbein gute Erfolge erzielt.
1933 gibt es bereits die Möglichkeit an Elefantenjagden im Ondo Busch teilzunehmen. Ein Kilo Elfenbein kostet nun schon 50 Mark. Damit Eingeborene in den Besitz von Elfenbein kommen werden für Elefanten, die oft bis in die Siedlungen vordringen, Fallgruben errichtet, oder es wird ihnen vergiftete Assagais vorgeworfen. Ein Elefant verendet daraufhin in zwanzig Minuten.
Im Elfenbeintal gibt es den größten Elefantenfriedhof.
QUELLE: Verschiedene Zeitungen sowie Bildmaterial der ÖNB
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