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ELISA#

Das Ehepaar Petzold reiste mit ihrer Tochter Elisa von Teplitz, woher sie stammten, nach Dresden. In dieser wunderschönen Stadt die mit Vorliebe oft als Florenz des Nordens bezeichnet wurde, gastierte zu dieser Zeit der Zirkus Renz mit seiner Kunstreiter-Gesellschaft. Diese Gelegenheit nahmen die Petzolds wahr und besuchten mit ihrer Tochter gleichfalls eine Vorstellung. Die bravourösen Darbietungen der Kunstreiterinnen begeisterten vor allem ihre Tochter und sie ahnten nicht was sie damit ausgelöst hatten. Ab nun war ihre Tochter so oft sie nur konnte im Zirkus anzutreffen. Und eines Tages eröffnete ihnen Elisa, dass sie ebenfalls Kunstreiterin werden wollte. Die Eltern waren entsetzt – Kunstreiterin? Unmöglich! Das wäre kein Renommee für die Familie. Sie hatten schon nach einer vorteilhaften Partie Ausschau gehalten.

Zuerst wurde ein Zirkusverbot erlassen. Doch die liebe Tochter war von ihrer verrückten Idee nicht abzubringen. Der einzige Ausweg für die Eltern war nach reiflicher Überlegung, Elisa in ein Kloster zu geben. Sie entschieden sich für das Ursulinenkloster in Kassel, das 1712 gegründet wurde. Meist traf man dort Töchter des Adels an, die aus der näheren Umgebung kamen. Nach einem Jahr, das Elisa wie eine Ewigkeit vorkam, durfte sie das Kloster wieder verlassen, der Grund der Vater vermisste seine geliebte Tochter so sehr. Außerdem befürchtete er nach Ablauf der Novizenzeit sie als Nonne für immer zu verlieren. Doch der einjährige Aufenthalt im Kloster hatte an ihrem Vorhaben nichts geändert, sie schwärmte noch immer von der Idee Kunstreiterin zu werden.

Elisa Kunstreiterin
Elisa Petzold

Die Eltern mussten nun einsehen, das es aussichtslos war, sie davon abzubringen, und hofften, dass ihr Talent und Fähigkeiten dazu fehlten und von selbst diesen Plan schließlich fallen ließ. Da kannten sie ihre Tochter nicht gut genug. Elisa kam nach Dessau zu dem berühmten Stallmeister Gustav Steinbrecht, der Verfasser des Buches „Das Gymnasium des Pferdes“ war und seit 1859 eine eigene Reitschule führte. Hier durfte sie endlich Reitunterricht nehmen. Elisa reiste nach Halberstadt und nahm ein Engagement bei dem berühmten Kunstreiter.Direktor Loisset an, der bald erkannte welchen Schatz er sich hier eingefangen hatte.

Einige Zeit ritt Elisa zu bescheidenen Bedingungen Quadrille, ohne Aussicht auf eine Selbstverwirklichung. Da erschien eines Tages Oberst Egon von Schmettow, einer der kühnsten und verwegensten Reiter der damaligen Zeit. Ihm, dem Kenner, fielen Elisas Talent und Vorzüge sogleich auf. Diese Neuentdeckung musste er seinem Freund Renz wissen lassen, der dem Publikum immer Neues bieten wollte. Schmettow durfte Frau Petzold kurze Zeit später ein äußerst günstiges Engagement von Renz aushändigen. Loisset war verärgert und versuchte die Situation noch zu retten, doch vergeblich Mit dem Namen der Petzold tat sich Renz sehr schwer. Für ihn war dieser Name zu gewöhnlich, klanglos, wie sollte er sie ankündigen. Er wollte sie groß herausbringen. Schließlich einigte man sich auf Fräulein Elisa. Werbung und Reklame waren bei ihr unerwünscht. Fälschlicherweise wird Elisa als Tochter von Renz bezeichnet.

Bei Renz ritt sie Hohe Schule. Ihr erster Auftritt in der Öffentlichkeit erfolgte 1867 Ihr Erscheinen erregte beim Publikum großes Aufsehen. Sie wirkte durch ihre Vornehmheit, die Ruhe ihrer Vorführungen, durch ihre Erscheinung, die Kühnheit und scheinbare Leichtigkeit mit der sie ihre schwierigen Leistungen zu meistern verstand. Wahrlich eine Dame saß im Sattel, eine schlanke elegante Gestalt. Das schmale, feine Antlitz mit den hellen großen Augen, den leichten, graziösen Gang vollendete das Gesamtbild.

Elisas Hohe Schule zeigte sich in höchster Vollendung, wunderbar wie sie es verstand mit den Tieren umzugehen. Man hatte ihr beigebracht, das Pferd als Partner zu betrachten. Durch Emilie Loisset die die Zuschauer im Sturm eroberte bekam Elisa eine Rivalin. Doch beide wurden Freundinnen und waren beim Publikum sehr beliebt und wurden mit gleicher Begeisterung gefeiert.

Inzwischen wurde auch Kaiserin Elisabeth die sehr oft den Zirkus besuchte auf Elisa Petzold aufmerksam. In ihrem geliebten Gödöllö ließ sich die Kaiserin eine Manege einrichten und lud Elisa Petzold des öfteren ein, die ihr die Hohe Schule und das Dressurreiten beibringen sollte. Als Dankbarkeit schenkte die Kaiserin Elisa ihr Lieblingspferd „Lord Byron“. Emilie Loisset bewunderte insgeheim Elisa der es gelungen war, in die Wiener Gesellschaft Eingang gefunden und vor allem das Vertrauen der Kaiserin Elisabeth gewonnen zu haben..

Zu einem Drama kam es einige Zeit später. Elisa Petzold übte gerade auf dem Pferd Byron als Loisset mit ihrem Hengst Pour Toujours in die Manege stürmte und das Tier warm laufen ließ um dann über einen gedeckten Tisch zu springen. Doch das Tier war launenhaft und weigerte sich über den Tisch zu springen. Sie steuerte das Tier nochmals aus der Bahn geradewegs auf den Tisch zu,, das Tier brach aus und stürmte der Stalltür zu. Die Reiterin ebenfalls eigensinnig wollte das Tier zurückzwingen, das Tier stieg kerzengerade auf, überschlug sich nach hinten und begrub aus Rache Emilie Loisset unter sich. Alles stürzte herbei, der Hengst rappelte hoch, schüttelte sich und trabte davon. Elisa beugte sich zitternd und bleich über ihre Freundin und bemerkte, dass die Sattelgabel sich in den Leib gedrückt hatte. Bald war ein Arzt herbeigerufen der schwere Verletzungen feststellte, und ein Aufkommen bezweifelte. Am nächsten Morgen war die berühmte Kunstreiterin tot. Dieses Ereignis hatte Elisa derart zugesetzt, dass es sie hier nicht mehr freute. Am 21. Jänner 1884 heiratete sie in Paris den Baron de Blanchere, die Hochzeitsreise führte sie nach Nizza. Nachfolgerin von Elisa Petzold wurde Theresa Renz, die auf ihrem Lipizzaner eine Berühmtheit wurde und noch mit 75 Jahren ihre Kunst ausübte. Wie sie oft erzählte, hatte sie der Kaiserin Elisabeth weiteren Unterricht im Dressurreiten gegeben. Quelle: Zeitungen der ÖNB

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