Einsle#
ANTON EINSLE PORTRÄTMALER Als Anton Einsle am 10. März 1871 verstarb, wurde sein Tod im Blätterwald kaum beachtet obwohl er zu den berühmtesten Porträtmaler zählte.
Er wurde als 13. Kind am 30. Jänner 1801 in Wien Neubau Nr. 189 geboren. Sein Vater aus Württemberg stammend war chirurgischer Instrumentenmacher.
Anton wurde im Zeller Knabeninstitut erzogen und im Zeichnen besonders sorgfältig ausgebildet, denn der Wunsch des Vaters war, dass der Sohn für das Vergolder Handwerk vorbereitet werden sollte.
Doch der Sohn fühlte sich bereits zur Malerei hingezogen. Bereits mit 13 Jahren trat er als Schüler in die Wiener Akademie der bildenden Künste ein. Da die Professoren bald sein großes Talent erkannten, erfreute er sich deren Wertschätzung und Förderung. Besonders des Bildhauers und Akademiedirektors Klieber.
1817 durfte sich Einsle über den ersten Preis „im Verzierungszeichnen“ freuen. Durch Musterzeichnungen für Geschäfte und Bemalung der beliebten Mandelbogen (Papiertheater) des Kunsthändlers Trentsensky der Inhaber einer Lithographischen Anstalt war, konnte er sich ein wenig Geld erwirtschaften.
Um 1827 führte er bereits Porträtaufträge in Öl und en miniature aus.
Gemäß der Tradition malte er fast alle reichen Fabrikanten der Vorstadt Mariahilf.
1829 wurde er mit dem Lampipreis für eine Zeichnung eines Naturmodells, ausgezeichnet.
Nach dem Tod des Vaters hielt ihn hier in Wien nichts mehr. Sein Bestreben war es sich weiterzubilden, die Welt und Menschen kennen zu lernen.
Seine erste Reise führte ihn nach Prag. In einem Maltheserkloster fand er Aufnahme und einflussreiche Gönner. Hier entstanden zahlreiche Bilder der bedeutendsten Mitglieder des Ordens. Das hatte zur folge, dass man auf ihn allmählich aufmerksam wurde. Die Malkunst des jungen Mannes verbreitete sich nicht nur in Prag sondern über die Stadt hinaus. Seine Porträts waren bald Ausstellungsobjekte und seit 1830 auch regelmäßige in Wien in den Akademieausstellungen St. Anna, vertreten. 1832 besuchte er Ofen, wo er 1835 Beatrix Weninger, eine Dame von berückender Schönheit ehelichte. Sie war außerdem musikalisch sehr begabt. Ihre rassige Schönheit konnte Einsle nicht oft genug auf seinen Bildern verewigen.
Durch den Apotheker Daniel von Wagner, ein Freund der Familie Einsle wurde der Palatin von Ungarn Erzherzog Josef auf den Künstler aufmerksam. Einige Porträts des Erzherzogs und dessen Gemahlin Maria Dorothea, erwarben Einsle.
Der Künstler, dessen einnehmende Persönlichkeit bald die Gunst des hohen Paares eroberte. Besonders, nachdem Einsle das Bildnis des verstorbenen 12 jährigen Erzherzog Alexander gemalt hatte, das eine außergewöhnliche Naturtreue und Innigkeit ausstrahlte, sicherte ihm die immerwährende Zuneigung der Erzherzogin Mutter.
Sie war es auch die dem jungen Paar während der großen Pester Überschwemmung das erzherzoglichen Palais in Ofen zur Verfügung stellte.
Durch diese hohe Auszeichnung wurde Einsle mit zahlreichen Aufträgen des Hochadels und der kirchlichen Würdenträger, Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, aus den Reihen der Künstlerschaft überhäuft. In den Kritiken wurde er lobend erwähnt, Reproduktionen erschienen in den verschiedenen Illustrierten die ihn noch bekannter in der Öffentlichkeit machten. Trotz des künstlerischen Erfolges das seine Zukunft sicherte, konnte er sich seines Lebens nicht erfreuen, denn zwei seiner Kinder sind verstorben und seine schöne Frau kränkelte, das verleidete ihm den weiteren Aufenthalt in dieser Stadt. Den Titel des Hofmalers wurde ihm 1838 zuerkannt.
Im April 1841 erschien in der Wiener Zeitung folgende Kritik die sich auf die Ausstellung bezog: „Wir können nicht anders als sagen, dass wir, nach Einsle‘ s mehrjährigen Abwesenheit, seine Produktionen dieses Jahr auf der Ausstellung mit wahrem Vergnügen wieder begrüßt. Er reiht sich den Besten würdig an. Er weiß das Nackte ausgezeichnet schön zu behandeln, lässt die Tinten angenehm verschmelzen, kennt Anatomie, und ist besonders in der Behandlung des Chiaroskurs vorzüglich, ein Blick auf sein „Mädchen vor dem Spiegel“, beurteilt hinlänglich, dass wir in dieser Hinsicht nicht zu viel von ihm gesagt haben, auch die Nebenpartien sind mit vieler Delikatesse und Fleiß behandelt, wie er viel Charakter in die Köpfe hinein bringt, dass man besonders von dem Porträts (Nr. 387), einen Knaben vorstellend, sagen kann, dies ist ein liebes Menschenantlitz“.
Im Mai desselben Jahres erschien im Morgenblatt ebenfalls eine Kritik über seine Ausstellung: „ Wir werden auf diesen sehr talentierten, und durch eine eigene freundliche, an die Bologneser Schule mahnende Weise der Farben Behandlung ausgezeichneten Künstler bei der anderen Gelegenheit noch zurückkommen, und erwähnen seiner hier nur als Porträtmaler mit der größten Anerkennung; wir gestehen aufrichtig, dass sein eigenes Porträt zu jenen Werken gehört, die überall und so lange als die Kunst noch Wert findet, Geltung haben werden; es ist wahr, getreu, voll Schmelz, und entbehrt keineswegs jenes gewisse unwiderstehliche Etwas, das wir die Anmut der Kunstleistung nennen möchten; und das so selten, selbst in den bestens aufgefassten, ausgeführten und mit allem Farben- und Kunst Aufwande verfertigten Konterfeis der neuen Schulen zu finden ist. Einsle gehört unstreitig zu unsern ausgezeichneten Malern im Porträt Fache , wenn man ihm auch noch zuweilen etwas zu viel Farbe und ein zu starkes Untermalen vorwerfen will, was wir aber, wenn damit nur künstlerisch vorgegangen wird, immerhin gerne leiden, lieber, als die ledernen Pinseln nach irgend einen abgestandenen Original, wodurch Flachheit erzeugt, Manier befördert und der richtige Farbensinn getötet wird“.
Nachdem er wieder nach Wien zurückgekehrt war, wurde er von der Wiener Akademie der bildenden Künste zum ordentlichen Mitglied ernannt. Das geschah im Jahr 1843.
Dem Heimgekehrten blieben die Sympathien der Ungarn weiterhin erhalten.
Nun wurde ihm die Auszeichnung zuteil, dass sich auch die Mitglieder des Kaiserhauses malen ließen. Bald nach dem Regierungsantritt Franz Josephs I., galt Einsle gleichsam als der offizielle Porträtist des jungen Monarchen. Nach den noch erhaltenen Aufzeichnungen des Künstlers, hat dieser, während eines Zeitraumes von kaum zwei Jahren (1848 – 1850) ungefähr 30 Mal den Kaiser porträtiert und für seine Leistungen ein Honorar von fast 50.000 Kronen empfangen. Einsle hatte in der Hofburg ein eigenes provisorisches Atelier bekommen, war außerdem einer der ersten, unter den einheimischen Künstlern, welche die eben vermählte, in ihrer edlen und zugleich jugendlichen Schönheit strahlende Kaiserin Elisabeth malen durften.
Der so bevorzugte Maler des Hofes konnte in der Folge kaum mehr den zahlreichen Aufträgen entsprechen, die ihm von Seiten des Hochadels und der vornehmen Wiener Gesellschaft zukamen. Er musste sich der Mithilfe jüngerer Kollegen bedienen.
Einer seiner Assistenten war Eduard von Engerth, der später Direktor des Kunsthistorischen Hofmuseums wurde. Und als malerischen Höhepunkt durfte er das Königspaar nach der Krönung darstellen. Weiters reiste er nach Venedig wo er ebenfalls die Kaiserin verewigen sollte.
Einsle fühlte sich außerstande die ehrende Einladung an den Hof von St. Petersburg Folge zu leisten. Einsle war in dieser Hinsicht von Glück begünstigt und hatte es zu hohem Ansehen und Wohlstand gebracht. War Inhaber des Franz Josephs Ordens. Er war fast bis zu seinem Lebensende künstlerisch tätig, hatte nicht nur seine Gattin sondern auch seine Töchter gemalt.
Wie als Künstler war Einsle auch privat ordnungsliebend, streng, gewissenhaft, charakterfest und blieb stets bescheiden
Seine Liebe der Familie gegenüber war grenzenlos. Seine Mutter die ab dem 72. Lebensjahr an, blind war, wurde in seinem Haus aufgenommen, wo sie noch 30 Jahre lang lebte, zeigt seine große Herzensgüte. Seine Schwester, die Gattin eines Advokaturs Konzipienten, war früh verwitwet, ernährte Einsle mit ihren drei Kindern die er sorgfältig erziehen ließ, bis er sie alle zu Grabe bringen musste.
In den letzten Lebensjahren fing seine Sehkraft an abzunehmen so, dass er nur mehr wenig malen konnte. Der rüstige 70jährige erkrankte um nicht wieder zu genesen.
Er starb am 10. März 1871 in seinem Haus, Favoritenstraße 28 an einem Schlaganfall. Er hinterließ seine Gattin, zwei Töchter und einen Sohn der bereits als Buchhändler tätig war.
Quelle: Wiener Zeitung April 1871
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