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unbekannter Gast

GROTTE DIVACCA#

Besuch
KP Rudolf

Kronprinz Rudolf, welcher bekanntlich am 1. Februar 1887 von seinem Ausflug in Abbazia wieder in Wien eingetroffen ist, hatte einen Tag zuvor um 5 Uhr abends mit dem Separat Hofzugvon Abbazia nach Divacca und von hier aus in einem Hofgestütwagen von Lipizza einen Ausflug zu der neu entdeckten, vom Österreichischen Touristenklub zum Zweck der Zugänglichmachung gepachteten Grotte unternommen, welche einen Kilometer von Divacca entfernt liegt. Dort war die ganze Bevölkerung bei Fackelschein versammelt. Der Kronprinz wurde vom Pfarrer und von der Gemeindevertretung von Divacca empfangen und zum Grotten-Eingang geleitet.

Dieser ist in einem Karsttrichter über eine Schnecken artig gemauerte Rampe zu erreichen. Die Grotte war durch Kerzen, welche auf die höchsten Stalagmiten angebracht waren, taghell beleuchtet. Die Grotte überrascht durch ihre Größe und durch die Größe und Mannigfaltigkeit der Tropfsteingebilde. Auch ein Kalvarienberg mit den wunderbarsten Gestalten findet sich vor, den Philipp Coburg-Dom, mit dem Tegetthoff-Monument. Wenn das blauweiße Licht des Magnesiumdrahtes dieses Standbild feenhaft beleuchtet...

Der Kronprinz drückte wiederholt seine Überraschung über diese Gebilde aus. Da die Zeit wegen der Abfahrt mit dem Kurierzug drängte, wurde noch weit von dem bis jetzt bekannten Ende der Grotte der Rückweg angetreten und der Eingang nach vierstündigem Aufenthalt wieder erreicht. Herr Silberhuber bat, dass die Grotte den Namen des Kronprinzen führen dürfe, was dieser gestattete. Ein hoher Raum der Grotte. Der Pfarrer dankte im Namen der Gemeinde dem Kronprinzen für den Besuch. Der Kronprinz schied sehr befriedigt über seinen zweitägigen, vom schönsten Wetter begünstigten Aufenthalt im Küstenland mit der Zusicherung, die nächste Gelegenheit zum Besuch der Adelsberger Grotte zu benützen.

1899: Die Alpenvereins Sektion Küstenland beabsichtigt, auch heuer wieder Grottenfeste in den Höhlen von St. Kanzian zu veranstalten. Dabei sei wieder aufmerksam gemacht dass St. Kanzian, sattsam bekannt wegen seiner großartigen, unterirdischen Naturwunder von Divacca aus in nur einer dreiviertel Stunde auf bequeme Wege zu erreichen ist. Aus Norden ist die Zugverbindung sehr günstig. Man kann dann die Grottenwelt mit Muse besichtigen.

1910: Nicht allein auf den Höhen, auch in den Tiefen der Erde bietet die Mutter Natur der bewundernden Menschheit Schätze von Schönheit dar. Und seltsam, gerade dort, wo der Landschaftscharakter eine so öden Ausdruck zeigt, hat die Natur herrliche Schöpfungen in ewiger Nacht verborgen. Der Karst gehört zweifelsohne zu den trostlosesten Landschaftsbildern Österreichs, aber dem einförmigen Bild der oberirdischen Landschaft steht die höchste Mannigfaltigkeit und eine märchenhafte Vielseitigkeit der Erscheinungen im unterirdischen Karst gegenüber.

Die Grotte von St. Kanzian bei Divacca an der Südbahnlinie steht an imposantem Reichtum an Tropfsteingebilde hinter keiner der bisher bekannten Grotten zurück. Alle die gepriesenen Erscheinungen der Unterwelt sind auch hier in Fülle vorhanden. Tönende Flöten und Orgeln, Statuen und Säulen von riesenhaften bis zur zartesten Gestaltung, fordern jeden Besucher zur Bewunderung heraus. Zahlreich sind die Gebilde, welche zu Vergleichen Anlass geben und mit den verschiedensten Namen belegt wurden. Da gibt es einen Schipkapass, ein Kunstmuseum, einen Baldachin und einen Himmel, zahllos sind die Tiergestalten. Eine der größten und interessantesten Grotten ist die Kronprinz Rudolf Grotte.

Es war am 11. Mai 1884 als ein Bauer, der dem perlenden Terranowein zu viel Ehre erwiesen hatte, geleitet von den Geistern des Rebenblutes, auf seinen schwankenden Bahnen im Erdboden ein Loch entdeckte.

Und siehe da, er besann sich nicht lange, und kroch ermutigt in diesen schwarzen Rachen, von wo er nach einiger Zeit vollkommen ernüchtert wieder ans Tageslicht kehrte, um seinen Landsleuten von seiner Entdeckung Meldung zu machen.

Drei Jahre darauf wurde die Kronprinz Rudolf Grotte dem Publikum erschlossen, dorthin wollen wir heute unsere Schritte lenken, so beginnt die Schilderung von Albin Wallner in Triest...

Es war am frühen Morgen des Pfingstsonntag, als ich mit einem Freund L., die Höhe von Conconello ober Triest erklomm. Obwohl der Himmel teilweise bedeckt war, bot sich uns vom Monte Belvedere, welcher in einer Meereshöhe von zirka 450 Meter liegt, ein entzückender Ausblick, wie er sich vielleicht von keinem zweiten Aussichtspunkt Europas in solcher Fülle mehr bietet. Vor uns das herrlich gelegene Triest mit seinen bis an die Höhen anstrebenden Villen, den breiten Riven mit den vielen Dampfern und Seglern im Hafen, dem Kastell von welchem einst stolz das deutsche Dreifarb flatterte. Von der istrianischen Küste her grüßt uns der hochstehende Kirchturm der alten Piratenstadt Pirano, während rechts an der äußersten Lagune Friauls Grado, - von weitem weiß wie ein Firmkind, unser Auge anzieht. Lassen wir unsere Blicke weiter schweifen, gewahren wir den weit in das Land schauenden Campanile der seinerzeitigen Patriarchenstadt Aquilea, nur schade, dass uns heute die Lichtspenderin – Sonne fast ganz im Stich lässt.

Es wäre zu viel verlangt, den neu erstandenen Markusturm von Venedig mit seinen vergoldeten Zinnen schimmern sehen zu können. Bevor wir von diesem Ort scheiden, lassen wir den Kontrast zu Wort kommen und betrachten wir die zur Zeit noch blendend weißen Häupter der Julischen Alpen, die sich Dank der Nachsicht Mutter Sonne für kurze Augenblicke in feenhaftem Morgenrot erscheinen lassen.

wunderbar
KP Rudolf Höhle

„Seid mir gegrüßt ihr Heimatberge, ihr Wälder, Zinnen, Schroffen, alle, seid mir gegrüßt aus weiter Ferne, vom blauen Strand der Adria. Noch will ich des Monte Ré, des Königs des Birnbaumerwaldes, gedenken, welcher im steilem Absturz tief in den Karst vorgedrungen ist.“

Vor Jahrhunderten mag dieser Koloss den Schiffern im weiten Meer Führer gewesen sein und ihnen den Weg in den sicheren Hafen gezeigt haben, heute ist er wohl der nächste „Hochgebirgstour“ von Triest aus. Einen Gruß noch senden wir dem krainischen Schneeberg mit seiner noch weißen Koppe, dann geht’s unserem heutigen Ziel, der Kronprinz Rudolf Grotte, zu. Durch den lang gedehnten Wald von Lipizza, berühmt durch das kaiserliche Hofgestüt, führt uns der Weg über Corgniale beim alten Türkenturm vorbei gegen Divacca. Etwa 25 Minuten vor der Station macht eine Wegtafel den Fremden auf das unterirdische Karstwunder aufmerksam. In einer Doline beginnt der Abstieg und bald gelangen wir durch ein Tor auf schlüpfrigem, lehmigem Boden in die Vorhalle, wo wir schon die verschieden artigsten Tropfsteingebilde gewahren. Wie gedrechselte Säulen steigen die Stalagmiten auf, sich in den mannigfaltigsten Formen ergehend, eiszapfenförmig, in den verschiedensten Färbungen und Längen, hängen die Stalaktiten von der Erddecke zu Boden.

Keine Viertelstunde sind wir noch gegangen, als wir zu den „Orientalischen Bildern“ gelangten. Jahrtausende haben hier durch Wassertropfen wahrhaft orientalische Gestalten hervorgebracht, die teilweise den Sphinxen ähnlich kommen, anders wieder die absonderlichsten Formen von Schlangenköpfen annehmen. Wir steigen tiefer in die Unterwelt und gelangen zur „zerschlagenen Glocke“, ein Tropfsteingebilde wie es nicht leicht vorkommen wird. Die „Samsonsäule“, welche wir nach kurzer Wanderung erreichen, mag wohl eine der größten Säulen sein, welche das Tropfwasser zu den mannigfaltigsten Kristallen zusammen gebaut hat.

Die am schlüpfrigen Boden zu beiden Seiten des teilweise in Kristall gehauenen Steiges aufgestellten Kerzen lassen mit ihrem schwachen Schimmer die fast unübersehbaren Räume geisterhaft erscheinen, doch sorgen wieder ab und zu die an besonders sehenswerten Stellen angebrachten Acetylenlampen für feenhafte Beleuchtung-

So gelangen wir auf unserer Wanderung zur „Kanzel“, welche in ihren prunkvollen Zierat und Zinnen jeder Rivalin spottet; wir befinden uns hier in einer Höhle, ausgestattet mit Altären, Tabernakeln, umgeben von einer Unmenge „Kerzen“ in allen möglichen Formen, Längen und Aufmachungen, die bald wie Diamanten glitzern, bald wieder mit Korallen dicht besät sind. In einem Nebenraum der Kirche gelangen wir auf den Sipka Pass, auf den Kalvarienberg und zu dem „Heiligen Grab“, wozu die umstehenden Stalamitsäulen die trefflichsten Wächter abgeben. Wir verlassen diese stimmungsvolle Stätte und gelangen nach kurzer Wallfahrt zum „Türkenfriedhof“. Am Kalvarienberg selbst, wohin uns viele hundert Lichtlein den Weg weisen, stehen zu beiden Seiten des Steiges die verschiedensten Säulen und Figuren, während es von der Decke herab in unzähligen Nuancen glitzert. Der „Blumenstrauß“, ein riesiges Bukett darstellend, hält unsere Blicke gefangen, um bald darauf den „Meereswellen“ Platz zu machen, welche sich bald hoch aufschäumend, bald über Riffe stürzend, in den natürlichsten Formen festgehalten haben. Immer noch weiter führt uns unser Weg an der Pfeife vorüber. Wir sollen für unsere mühsame Wanderung den gebührenden Lohn finden, doch bevor wir in den „Himmel“ unseren Einzug halten, müssen wir noch in eine „Kirche“, in welcher der „Hauptaltar“ und die schöne „Orgel“ besondere Beachtung verdienen. Nachdem wir uns so für den Aufstieg in den Himmel genügend vorbereitet haben, können wir unseren Weg getrost antreten. In engen Stufen musste derselbe über einen kolossalen „Gletscher“ gehauen werden, doch können wir uns hier einen Eispickel ersparen und uns ruhig an den eingerammten Stützen festhalten.

Endlich ists erreicht! Doch nicht lange wollen wir hier „oben“ verweilen, denn es gilt auf dem Rückweg die „Elfengrotte“ zu besuchen.

Wir nehmen uns zu diesem Zweck einen Führer, welcher uns in ein wahres Reich der Elfen und Nixen einführt. Was das Wasser hier geschaffen, ist einfach wunderbar! Wie von tausenden Diamanten, Smaragden und Korallen ausstaffiert, zeigt sich diese Grotte. Die absonderlichsten Gebilde in den mannigfaltigsten Nuancen haben Jahrtausende hier gezeitigt.

Lassen wir es für heute genug sein, lieber Leser, die Zeit mahnt zum Aufbruch. Möge dir diese kleine Schilderung als Wegweiser dienen und komme selbst den steinigen Karst mit seinen über 250 erforschten Grotten besuchen, er wird dich ob seiner Fülle des Interessanten vollauf befriedigen.

In der Nähe gibt es auch eine Stephanie Warte

Die Höhle mit den außergewöhnlichen, geheimnisvollen Fantasiegebilden die der Sinter in Millionen von Jahren gezaubert, verfügt über einen 500 Meter langen beleuchteten Weg, den Besucher aller Altersgruppen bei einer Temperatur von 8 Grad, bewältigen können.

QUELLEN: Dillingers Reisezeitung, 15. Mai 1910,S 7, 10. Juni 1899, S 7, Villacher Zeitung, 19. September 1912, S 1, ANNO Österreichische Nationalbibliothek, Bilder: I.Ch. Graupp

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