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HERMA VON SCHUSCHNIGG#

Wien
Herma von Schuschnigg

Keiner Frau wurden je so viele Gedenkstätten gewidmet, wie für Herma von Schuschnigg. Da gibt es im vierten Wiener Bezirk ein Haus, das ihr gewidmet ist, im Defereggental befindet sich eine Kapelle, zu ihrem Gedächtnis, in der Filialkirche in St. Wolfgang ein Fenster mit der Aufschrift, dem Engel der Barmherzigkeit. Auch eine Säule war zu ihrem Andenken in Klosterneuburg entstanden, doch diese war plötzlich verschwunden. Bei Ebelsberg erinnert an der Bundesstraße ein Marterl an das furchtbare Unglück, das im Jahr 1935 hier passierte.

DIE FRAU DES KANZLERS

Herma war die Gemahlin von Bundeskanzler Dr. Kurt Schuschnigg, und waren Eltern eines Sohnes. Kaum war ihr Mann zum Bundeskanzler avanciert, engagierte sie sich im Dienste der Allgemeinheit. Es genügte ihr jedoch nicht, nur dem Namen nach an der Spitze der großzügigen Wohltätigkeitsaktionen zu stehen. Sie wollte selbst Kontakt mit jenen aufnehmen die Hilfe nötig hatten. Herma von Schuschnig bestand darauf aktiv mitzuarbeiten. Unerkannt und unbekannt kam sie selbst in die Häuser der Ärmsten und immer mit vollen Händen, immer lächelnd wenn sie geben durfte, bedrückt wenn sie vom Elend und Sorgen sehen und vernehmen musste. Rastlos und ruhelos war das Leben dieser Frau an der Seite des Kanzlers. Daher blieb auch wenig Zeit für ihren Sohn, der von einem Kindermädchen betreut wurde.

DIE FAHRT IN DEN URLAUB

Es kam der 13. Juli 1935, man freute sich schon sehr auf den Urlaub in St. Gilgen am wunderbaren Wolfgangsee wo eine Villa gemietet worden war. Auf den Weg dahin wollten sie in Linz Zwischenstation machen, um dem heutigen Höhepunkt des Turnfestes beizuwohnen.

Der große, breite Gräf & Stift Wagen wurde von dem erfahrenen Chauffeur Hans Tichy gelenkt, der damit umzugehen wusste. Es waren nur mehr wenige Kilometer um das erste Ziel des Tages zu erreichen, als das Auto von der geraden Straße plötzlich abkam und rasend schnell an einen Baum prallte. Ein Splittern und Krachen, Schmerzensrufe ertönten und unter der Motorhaube schlugen Flammen empor. Der Kanzler wurde aus dem Wagen geschleudert und blieb bewusstlos liegen, seine Frau verbleibt in den Trümmern, der 9jährige Sohn Kurt war nur geringfügig verletzt. Vom nachkommenden Wagen eilten die Adjutanten herbei um zu helfen. Der Chauffeur schwer verletzt, kam ins Krankenhaus und wurde operiert. Während der Fahrt erzählte er, dass er plötzlich nur ein Flimmern vor Augen gehabt hätte und nichts mehr sehen konnte.

Wien
Gräf & Stift Wagen
Linz
Aufbahrung

Herma von Schuschnigg konnte niemand mehr helfen, was sterblich war an dieser edlen Frau, ruhte nun in der Karmeliterkirche zu Linz. Ein wohltätiger Mensch hatte seine Lebensbahn auf so tragische Weise beendet. Der Bundeskanzler besuchte sie in der kleinen Kapelle und verblieb 1 ½ Stunden allein mit der Toten.

Am nächsten Morgen besuchte der Kanzler die Seelenmesse Ganz vorne hatte er Platz genommen. Neben ihm der Landeshauptmann von Oberösterreich Dr. Gleißner

DIE TRAURIGE HEIMKEHR

Vor der Kirche hatten sich die Linzer in riesiger Menge versammelt und zeigten sich erschüttert von dem tragischen Unfall. Der Leichenwagen brachte die Tote zum Bahnhof. Inzwischen war auch der Bundespräsident Miklas eingetroffen.

Der Zug mit den sterblichen Überresten der Kanzlergattin wurde auf der Fahrt von Linz nach Wien in allen Stationen wo sich zahlreiches Publikum versammelt hatte, entblößten Hauptes begrüßt. Der Zug mit der toten Fracht hielt in Wien im Penzinger Bahnhof . Der schwarz ausgeschlagene Warteraum nahm die tote Kanzlergattin auf. Glockengeläute, Trauerfahnen, Kränze über Kränze wurden abgegeben. Gekommen waren des Kanzlers Vater, und sein Bruder mit Gemahlin. Vizekanzler Starhemberg war ebenfalls zugegen, unter seiner Führung hatten sich alle Regierungsmitglieder versammelt. Der Weg zur Kirche in Hietzing wurde abermals von Tausenden von Menschen gesäumt, die dem Ereignis beiwohnen und Abschied von der guten Seele nehmen wollten.

Dr. Kurt Schuschnigg hatte sich kaum noch von diesem schweren Schicksalsschlag erholt, als am 20. August 1935 seine Mutter nach langem, schweren Leiden im 64. Lebensjahr verstarb.

Herma von Schuschnigg wurde am. 25. Juni 1901 in Bozen als Tochter des Kaufmann Masera geboren. Sie fesselte nicht nur durch ihren besonderen Liebreiz ihrer Erscheinung, sondern besaß auch jenen Adel des Herzens und jene kultivierte Art des Umganges die Seltenheitswert in heutigen Zeiten haben. Einen Tag vor der Abreise in den Urlaub war sie noch im Rudolfinerhaus bei Amtsrat Putschin. Sie hatte einen Brief bei sich der an die Direktion des Bundesgymnasium in Horn gerichtet, um einen Freiplatz für einen ihrer Schützlinge anzusuchen.

QUELLE: Triestingtaler und Piestingtaler Wochenblatt 27. Mai 1935 S 7,sowie Bilder, ANNO Österreichische Nationalbibliothek

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