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KAISERSTÖCKL#

Hietzing
Kaiserstöckl

Die Gründerin des Kaiserstöckl in Hietzing war Kaiserin Maria Theresia die die alte Schleifmühle, die sich dort befand, 1751 kaufte, um an dieser Stelle in den Jahren 1754 bis 1765 für ihren Leibarzt Gerard van Swieten, ihrem besten Freund, dem großen Wohltäter und ihrem besten Ratgeber, ein schlossartiges Palais erbauen ließ. Die Beletage mit ihren großen Rundbogenfenster sowie einem Balkon, die Räume versehen mit reichen Rokoko Stuck aus der Zeit um 1760 . Nach dem Tod des berühmten Arztes, wohnten dort noch Graf Kaunitz und Fürst Metternich.

Zum 200. Geburtstag von van Swieten fanden am 7. Mai 1900 im Kaiserstöckl, dem großen Reformer des österreichischen Medizinalwesen und der Wiener Universität große Gedenkfeiern statt. Die Erkrankung der Erzherzogin-Statthalterin von Belgien, Marianne, einer Schwester der Kaiserin Maria Theresia, lenkte die Aufmerksamkeit der Kaiserin auf van Swieten, der als behandelnder Arzt ihrer Schwester fungierte und bald nach dem Tod der letzteren berief sie van Swieten nach Wien wo er am 9. Juli 1745 eintraf. Bald darauf wurde er der Kaiserin Leibarzt. In der Obhut seiner kaiserlichen Herrin eröffnete sich ihm ein Arbeitsfeld, wie es wohl noch keinen Arzt gegönnt war....

Um 1820 wurde das Kaiserstöckl umgebaut. Und diente nun Staatsgästen und diversen Außenminister.

Im August 1833 wurde Carola von Wasa-Holstein-Gottorp, die spätere Gemahlin des sächsischen König Albert I., und damit Königin von Sachsen im Kaiserstöckl geboren.

1895 bezog Außenminister Graf Goluchowski mit seiner Familie das vollständig eingerichtete Kaiserstöckl, selbst das Service im Haus war kaiserlich. Er zählte zu den Frühaufsteher und wenn die Gärtner ihr Werk begannen, sah man ihn durch die Alleen von Schönbrunn schreiten.

Kaiserstöckl
Kaunitzsaal
Kaiserstöckl
Metternichsaal

Seine Frau , Tochter des Prinzen Joachim Murat, deren Mutter eine Herzogin von Wagram war, hatte als fromme Katholikin ihre gegenüber den Gemächern des Grafen gelegenen Appartements mit Heiligenbildern aus ihrem Besitze versehen. Die Gräfin fehlte an keinem Tag bei der Messe, an keinem Sonntag beim Hochamt in der nahen Hietzinger Kirche. Die Gemahlin des Ministers hat mit geschmackvoll geordneter Hand da und dort in den Zimmern Nippes. Die Küche ist allerdings französisch. Zwei französische Köche sorgen für die Tafel des Ministers und seiner Gäste. Er fühlt sich behaglich in Schönbrunn und verbringt auch die Abende entfernt vom Ballplatze. Graf Kalnoky der Junggeselle war und blieb, hielt sich viel weniger im Kaiserstöckl auf. Von den drei Söhnen Goluchowski ist Agenor 9, Adalbert 7 und Karl drei Jahre. Agenor ist ein Pariser, Adalbert und Karl haben in Bukarest das Licht der Welt erblickt. Die diplomatische Tätigkeit des Grafen in Paris und am rumänischen Hof spiegelt sich in seiner Familie ab. Schlank und ihren Größen nach abgestuft wie die Orgelpfeifen, sprechen die drei Grafen nur französisch.

Im September 1913 Gräfin Nadine Berchtold, als Ehrenpräsidentin des Damen Ausschusses das in Wien zur deutschen Naturforscher- und Ärzteversammlung erschienen Damen empfangen, die ungezwungen und doch wieder harmonisch auf dem Blumen geschmückten Rasen verteilt sind. Von der Hietzinger Hauptstraße aus ist dieses Gartenidyll nicht sichtbar. Denn zwischen ihm und der viel befahrenen Straße ragt der einfach vornehme Bau des Kaiserstöckls oder Stöckl Palais auf. Die Hauptfront des am ehesten einem Jagdschloss vergleichbaren Gebäudes blickt ins Grüne hinaus über die neue Anlage in den weiten Park von Schönbrunn. Gegenüber Dommayer vergangener Kaffeewirtschaft mit all den verrauschten Erinnerungen an Strauß Vater und Lanner sind die Ökonomie Räume und Stallungen des Kaiserstöckls untergebracht. Der Minister des Äußeren der, wie seine Vorgänger seit Fürst Metternich als Gast Sr. Majestät des Kaisers zur Sommerzeit das Kaiserstöckl bewohnt, hat von seinen im ersten Stock gelegenen Gemächern aus, die auf einen offenen Balkon führen, den Ausblick auf Schönbrunn. Dicht neben dem Lärm und Getriebe der Hauptstraße herrscht auf dieser Seite erquickende Ruhe.Auf einer Bank nächst dem Kaiserstöckl sitzend, umweht von der duftigen Kühle der breit laubigen Linden . Könnte man sich fern von Wien auf einen alt englischen Adelsitz versetzt glauben. Was im wienerischen Volksmunde „Stöckl“ heißt, könnte ohne weiteres ein „Castle“ sein. Nur hie und da verliert sich, obgleich der Verkehr nach jeder Richtung freigestellt ist, hierher ein Spaziergänger. Nachtigallen schlagen früh morgens in den Büschen, und Bachstelzen trippeln mit Grazie über den Kies. Bei aller Eile tun sie es vorsichtig, als ob sie fürchteten, das „Barfüßele“ zu verletzen. Das Kaiserstöckl ist ein historisches Haus. Nicht nur, dass in ihm Geschichte gemacht wird, es hat auch seine Geschichte. Es führt seinen Namen als Pendant zu dem sogenannten „Schönstöckl“, das ihm gegenüber links vom Hietzinger Tor steht. Das Kaiserstöckl war im vorigen Jahrhundert das Sommerheim des berühmten van Swieten, des Leibarztes der Kaiserin Maria Theresia. Er war einer jener Männer, die der Theresianischen Epoche den Stempel der Bedeutung aufdrückten; mit Recht hat ihm Meister Zumbusch auf dem Maria Theresia Denkmal in Wien einen Platz neben der großen Kaiserin angewiesen. Im linken ebenerdigen Eckzimmer des Kaiserstöckls ist jetzt ein Teil der Schönbrunner Burgwache untergebracht. In demselben Raume haben sich anno 1848 die Hietzinger Bürgergardisten versammelt; der langjährige Bezirksvorsteher von Hietzing Herr Hanselmayer war dabei. Der kenntnisreiche und vielgereiste Holländer Daniel Hooibrenk, der im Jahr 1896 sein der Arbeit und Betreuung der Blumen gewidmetes Leben beschlossen hat, war damals strammer Leutnant der Bürgergarde. Im Kaiserstöckl haben die Hietzinger Bürger, die in den trübsten Tagen die loyalste patriotische Haltung bewahrt hatten, die Waffen niedergelegt, als weder geordnete Verhältnisse eintraten. In demselben Palais residierte der Prinz von Salerno, der mit Erzherzogin Maria Klementine vermählt war, auch hat es der Königin Marie von Hannover zeitweilig zum Aufenthalt gedient.

Hietzing
Kaiserstöckl

1919 wurden die Räume des Kaiserstöckls durch Arbeiterräte mit Gewalt beschlagnahmt, um den Hietzinger Bezirksarbeiterrat dort unterzubringen. Die gerichtliche Wiederfreigabe dauerte fünf Jahre.

1931 war im Kaiserstöckl Hübners Café untergebracht. Es gab verschiedenen Veranstaltungen, Festlichkeiten.

Hietzing
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Hietzing
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Im September 1928 meldet das Neue Wiener Journal: „In der nächsten Zeit, das heißt noch im Laufe dieses Monats, wird wieder ein großes Wiener Restaurant seine Pforten schließen. Es ist dies die bekannte, im Gebiete des Schönbrunner Parks gegen Hietzing tz, im sogenannten Kaiserstöckl gelegene und ebenso benannte Gastwirtschaft. Der Betrieb umfasste im Parterre unter anderem jene Räume beim Hietzinger Tor, wo früher ein Detachement der Leibgarde-Infanteriekompagnie untergebracht war. Der erste Stock war vom jeweiligen Minister des Äußeren bewohnt. Dort ist auch Graf Aehrenthal im Februar 1912 gestorben. Diese prachtvollen Räume wurden bald nach dem Unsturz durch Umbauten in eine Bar umgewandelt.

Schon der erste Besitzer Eduard Zeller, der wohl während der Inflation Periode sehr gute Geschäfte machte, hatte schließlich infolge der allgemeinen Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage durch Aufnahme stiller Kompagnons dem schlechten Geschäftsgang zu begegnen gesucht. Endlich musste er vor zirka zwei Jahren zum Verkauf des Etablissements schreiten, das nun der derzeitige Eigentümer Anton Mazur übernahm. Auch bei diesem ließ sich der Geschäftsgang nicht besser an. Die Stadtbahn nach Hütteldorf mit den vielen, dort von der Endstation verkehrenden Autobuslinien in den Wienerwald, ferner der günstige Anschluss von der Stadtbahn Station Hietzing an die nach Mauer und Mödling führende Straßenbahnlinie 60 haben auf den Besuch der Hietzinger Restaurants im allgemeinen nicht günstig gewirkt. Mazur schied vorzeitig freiwillig aus dem Mietsvertrag bezüglich des größten Teiles der Räume und wird mit Ende dieses Monats sperren. Nur das nach Alt Wiener Art eingerichtete und mit Hofmobiliar versehene Kaffeehaus damt dem dazu gehörigen Garten verbleiben ihm noch für eine Reihe von Jahren.

In die frei werdenden Räume kommen die dann vereinigten Postämter Nr. 88 und Nr. 89 speziell dort, wo einst in stillen Nächten Kalnoky , Goluchowski, Aehrenthal, Berchtold usw. über die Leitung der Außenpolitik der Monarchie nachdachten, werden nun rund sechzig Postangestellte die Briefpostsendungen sortieren.

Inzwischen ist auch die Post Geschichte. Nun ist es in den Räumen süß geworden, denn jetzt residiert die Firma Lindt darin, wer weiß wie lange....

QUELLE: Wiener Zeitung 23. September 1913 S 17 Neuigkeitsweltblatt 13. September 1895 S 10, ANNO Österreichische Nationalbibliothek, Bildmaterial: Graupp I.Ch.

Hinweis: Sonnenuhrhaus

https://austria-forum.org/af/User/Graupp Ingrid-Charlotte/KAISERSTÖCKL