Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ihre Botschaft geht vollkommen anonym nur an das Administrator Team. Danke fürs Mitmachen, das zur Verbesserung des Systems oder der Inhalte beitragen kann. ACHTUNG: Wir können an Sie nur eine Antwort senden, wenn Sie ihre Mail Adresse mitschicken, die wir sonst nicht kennen!
unbekannter Gast

PAZMANEUM#

Wien
Pazmaneum

Nachdem Peter Pazmany von Panaz 1616 Erzbischof von Gran geworden war, gründete er wenige Jahre später 1623 in dem ihm gehörenden ehemaligen Kollonitschhaus in der Johannesgasse ein Kollegium zur Heranbildung ungarischer Geistlicher. Da die Räumlichkeiten ständig zu klein wurden, gab es einen mehrfachen Umzug im Jahr 1761 wichen sie nach Tyrnau aus, kehrten jedoch 1765 wieder nach Wien zurück. Josef II., verband das Pazmaneum mit dem neu gegründete Generalseminar und ließ das Haus in ein Taubstummeninstitut umwandeln. Franz II., griff ein und stellte das Kolleg der Pazmaniten wieder her, zugleich weitete er die Studienmöglichkeit auf alle ungarischen Bistümer aus, ab nun blauer Talar. 1890 wurde das Institut veräußert. 1899 entstand in der Boltzmanngasse 14 das neue Haus, das Pazmaneum, dass sie 1901 beziehen konnten und in dem sie noch heute residieren.

1889: Der einstige Erzbischof von Gran, Peter Pazmannyi, hat in Wien ein Seminar gestiftet, in welchem ungarische Theologen ausgebildet werden sollen; seit Jahrhunderten blüht diese Stiftung. Die hervorragendsten ungarischen Kirchenfürsten, Zierden ihres Vaterlandes, haben in demselben ihre Studien gemacht. Die jetzt herrschende „ungarische Staatsidee“ aber ist unwirsch über diese Studienanstalt in Wien; im ungarischen Reichstag wurde schon verlangt, das Pazmaneum muss weg von Wien, nach Pest, weil die dort Studierenden dem ungarischen Geist entfremdet würden – (könnte höchstens heißen; sie lernen...was vernünftiger denken über den lächerlichen Hochmut der „ungarischen Staatsidee“) - Der jetzige Erzbischof von Gran, Kardinal Simor, nun äußerte sich über diesen Punkt: Als Rechtsnachfolger des Stifters würde er nie in diese Verlegenheit des Institutes von Wien nach Pest willigen; sie wäre ganz und gar gegen die Absichten des Stifters, gegen den Stiftbrief. Das Institut sei eine rein ungarische Kolonie in Wien, sie koste dem Lande keinen Kreuzer, man werde dort in ungarischem und katholischem Geist unterrichtet. Es gibt auch an deutschen Universitäten ungarische protestantische Stiftungen; warum sagt da niemand was, dass man diese auchnach Ungarn heimnehmen solle? Den protestantischen Jünglingen, die in Deutschland studieren, sagt niemand, dass sie den ungarischen Geist verlieren; nur jene, die im Pazmaneum sind, werden dessen beschuldigt.

1892: Der Minister Graf Csaky weist auch den von Pazmany erhobenen Vorwurf zurück, dass das Theresianum eine antiungarische Tendenz verfolge; er habe sich überzeugt, dass die ungarische Sprache in entsprechender Weise gelehrt werde, ja dass sogar österreichische Zöglinge aus eigenem Antrieb die ungarische Sprache erlernen. Bei Post „Pazmaneum“ erklärte Unterrichtsminister Graf Csaky, die ungarische Regierung könne keinerlei Ingerenz in der Richtung üben, dass das „Pazmaneum“ von Wien nach Budapest verlegt werde, denn im Sinne der Stiftungsurkunde habe die Anstalt in Wien zu verbleiben.

Werbung
Pazmaneum

Oktober 1900: Ein uraltes Haus in der Schönlaterngasse ist nunmehr der Spitzhacke verfallen, an das sich mehrfach historische Reminiszenzen knüpfen. Nach der Stiftung der Wiener Universität 1365 durch Herzog Rudolph IV., kamen aus österreichischen und deutschen Landen Studenten nach Wien, teilweise noch in sehr jugendlichem Alter, da manche Doktrinen auf der hohen Schule gelehrt wurden, die heute in den Bereich der Gymnasien fallen. Die Jugend dieser Schüler, teilweise auch ihre Armut - ein nicht unerheblicher Bruchteil lebte vom Singen in den Höfen und anderen Almosen – machte eine Überwachung und Verpflegung notwendig. Es fanden sich Wohltäter, die teils zu Lebzeiten, teils testamentarisch Studentenhäuser , wie Bursen, Koderien, stifteten, in denen die Schüler Unterkunft und Verpflegung fanden. Zwei solche Bursen lagen gegenüber dem heutigen Postgebäude und in der Schönlaterngasse, die Lilienburse, gestiftet vom Kanonikus Burkhard Krebs, und die Koderia Goldberg, gegründet von dem Professor der klassischen Literatur Johann Goldberger, für 40 arme Studenten, die vorzüglich der lateinischen Sprache obliegen sollten. Als im Jahr 1529 die Türken sich Wien nahten, zerstoben die Studenten; die Niederbrennung der Vorstädte machte viele Familien obdachlos, man wies ihnen die leeren Bursen zur Unterkunft an. 1537 konsolidierte sich wieder das rege Universitätsleben von früher, die Bursen wurden hergestellt und erhielten eine neue Organisation. Nach Übergabe der Universität an die Jesuiten kamen auch die Bursen in die Verwaltung dieses Ordens, 1555 schenkte ihm Kaiser Ferdinand II., den „Goldberg“, der nun vergrößert und umgebaut wurde.

Innere
Pazmaneum

Als der berühmte Kardinal und Erzbischof von Gran Peter Pazmany, geboren am 4. Oktober 1570, gestorben am 19. März 1637, sich erbötig machte, die Gegenreformation in Ungarn allein durchzuführen, erkannte er, dass vielfache Missstände im Klerus von Ungarn erst ausgerottet werden müssten, ehe an eine Reform zu denken sei. Als Hauptmittel zur Hebung des kirchlichen Lebens in seinem Vaterland bezeichnete er die Errichtung eines Priesterseminars, wo die jungen Kleriker eine gründliche Ausbildung erhielten und fern dem Parteigetriebe lebten; dann könnte durch Gelehrsamkeit, Sittenreinheit und nationalen Sinn dem ungarischen Klerus das durch die Zeitwirren verlorene Gewicht wieder verschafft werden. Der hohe Ruf der theologischen Fakultät in Wien bewog ihn, diese Stadt für das Seminar auszuwählen; er kaufte 1618 das Kollonitschhaus neben der St. Anna Kirche für das Seminar, das nach seinem Namen „Pazmaneum“ genannt wurde. Da aber der Raum dieses Hauses für die immer anwachsende Zahl der Alumnen nicht genügte, auch die Entfernung von der Universität zu groß war, unterhandelte Kardinal Pazmany mit den Jesuiten um Überlassung des „Goldberges“ und kaufte auch die „Lilienburse“.

Am 21. September 1627 ward der Kauf geschlossen; das erste Seminar Gebäude neben St. Anna erhielten die Jesuiten zur Errichtung eines Noviziats, die Studenten des „Goldberges“ kamen in die Singerstraße, aus den beiden Bursen wurde das neue „Pazmaneum“ erbaut und 1653 bezogen. Reiche Stiftungen vermehrten seit 1666 die Einkünfte des Alumnats; eine Reihe berühmter Geistlicher genoss hier die Erziehung, so der Primas von Ungarn Georg von Szechenyi, der Erzbischof von Kalocsa Emerich Graf von Czaky und andere.

Werbung
Pazmaneum

Hier lebten die „Pazmaniten“, deren Zahl auf 65 gesetzt war und die ein eigenes Stiftskleid, blauen Talar und gleichfarbigen Mantel trugen und die Universität besuchten, bis 1783, in welchem Jahr Kaiser Josef II., das Alumnat aufhob, die Stiftungen auf ein General-Seminar übertrug und das Haus dem Taubstummen Institut übergab. Die Pazmaniten wanderten nach Ungarn aus, wo sie blieben, bis Kaiser Franz das Kollegium der Pazmaniten wieder herstellte und das Taubstummen-Institut auf die Wieden verlegte. Jetzt zwingt die Notwendigkeit der Demolierung das „Pazmaneum“ abermals zur Wanderung, es hat eine neue Heimstätte für sein segensreiche Wirken in der Waisenhausgasse im 9. Bezirk gefunden.

Im April 1903 gab es in Wien eine Pazman Feier, denn das Wiener Pazmaneum hat eine doppelte wichtige Mission. Es soll der Blüte des ungarischen Klerus die unmittelbare Berührung mit dem Westen der Monarchie und Europas sichern, und es soll andererseits die Beziehungen dieses Westens zum ungarischen Katholizismus zu Ungarn überhaupt fördern. Diese Mission ist nicht immer und nicht überall gehörig erkannt, vielfach angefeindet. Darum war der Neubau des Pazmaneums eine wichtige Sicherung jener Doppelmission und heute hat der neue Rektor des Pazmaneums, Prälat Dr. August Fischer-Colbrie, eine andere Sicherstellung derselben begonnen: Er gab den ungarischen Kreisen Wiens Gelegenheit, der Pazman Feier, einer Veranstaltung der Zöglinge der Stiftung eines größten Ungarns, beizuwohnen. Es wehte nut ungarische Atmosphäre bei dieser Feier zum Gedächtnis Peter Pazmans, des großen Rekatholisators, Kulturförderers und Spracherneuerers Ungarns, aber es waren auch erquickend katholischer Geist und edelster Eifer, die sich dabei kund gaben.

Mit einem Zöglingschor Gebet Pazmans gedichtet von Zögling Franz Pala, ward sie weihevoll eingeleitet. Es folgte eine Gedenkrede auf Pazman, als genialen Politiker und Retter Ungarns, als großen Kulturförderer und als Literaten. Stephan Gauder zeigte, wie auf das Pazmaneum und seine Zöglinge die Aufgabe übergegangen ist, den Geist Pazman zu verbreiten, damit Ungarn katholisch und ungarisch bliebe. Dann folgte ein Preis Essay, damit war das geistige Bild Pazmans vollendet. Die Feier fand im Bibliothekssaal vor dem Bild Pazmans statt. Außer Gedichte gab es welche mit musikalischer Begleitung. Namhafte Persönlichkeiten aus ungarischen Kreisen, sowie Universitäten ergänzten die außergewöhnliche Feier.

Kardinal Mindszenthy der am Marianischen Kongreß in Ottawa und an der Tagung Christlicher Jungarbeiter in Montreal teilgenommen hatte, ist zu einem kurzen Besuch unerwartet in Wien eingetroffen (Juli 1947). Er nahm im Wiener Pazmaneum Quartier, machte einige Besuche um dann nach Budapest weiter zu reisen.

Herr Erzbischof Peter Erdö hat im Jahr 2003 am Fest aus Anlass der 380. Jahreswende der Tätigkeit des Pazmaneums so formuliert: „Das Collegium Pazmanianum ist die Wiener Botschaft der Erzdiözese Esztergom-Bundapest und der ungarischen Kirche.“

QUELLE: Aus verschiedenen Zeitungen der ÖNB, Bildmaterial I: Ch. Graupp

https://austria-forum.org/af/User/Graupp Ingrid-Charlotte/PAZMANEUM