KLAUDIUS A. RITTER VON KLAUDY#
Ritter von Klaudy war nicht zu beneiden, stand er doch dem Kaiserpaar Tag und Nacht zur Verfügung. Das mitunter sehr schwierige Arrangement der Hof-Sonderzüge waren ausschließlich sein Werk.
Der Pflichtbewusste wurde am 11. Juli 1833 in Groß-Bistriz in Mähren geboren. Seine Studien absolvierte er in Wien am polytechnischen Institut und trat am 10. Jänner 1851 in den Eisenbahndienst, als Ingenieureleve der südöstlichen Staatsbahn in Budapest. Bereits 1856 zum Ingenieur vorgerückt, war er beim Bau der lombardisch-venezianischen Staatseisenbahn in Verona tätig und mit der Mission betraut an der Trassierung der oberitalienischen Bahnen sich zu beteiligen. Dann folgte Venedig und verblieb dort bis zum Verkauf der lombardisch-venezianischen Staatsbahnen. Nachdem Klaudy zehn Jahre, bis 30. September 1866, als Sektions Ingenieur im Betrieb der Kaiserin Elisabeth-Bahn gewirkt hatte, wechselte er zur Generalinspektion den österreichischen Eisenbahnen. Während des italienischen Krieges 1866 war er dem Hauptquartier der Südarmee zugeteilt und mit der Aufgabe betraut, einen Teil des Militär-Truppentransportes durchzuführen.
In einem Riesenreich wie es Österreich-Ungarn war, wurden einem große Chancen geboten und er war sehr gefragt. So landete er diesmal im ungarischen Verkehrsministerium wo er sich um die Aktivierung der ungarischen Eisenbahninspektion kümmerte. Auf Wunsch Erzherzog Albrecht führte er Klaudy wieder zurück in den Staatsdienst in der Eigenschaft eines General Inspektion-Kommissärs I. Klasse extra statum.
1871 wurde er zum Vertreter der Generalinspektion der österreichischen Eisenbahnen bei der Zentralleitung für Militärtransport auf Eisenbahnen und bald darauf zum Inspektor I. Klasse bei der Generalinspektion der österreichischen Staatsbahnen ernannt. Außerdem war er noch General-Inspektor der Lemberger-Czernowitz-Jassy-Bahn. Im Jahre 1873 war er dem Administrationsrate der Wiener Weltausstellung zugeteilt.
Klaudy war bereits im Jahr 1871 in den Ritterstand erhoben worden, wurde 1878 durch die Verleihung des Titels eines k.k. Hofrates ausgezeichnet. Und als k.u. k. Direktor für Hofeisenbahnreisen im Jahr 1892 in die IV. Rangklasse ad personam eingereiht.
Sein Interesse galt auch dem Österreichischen Ingenieur- und Architektenverein, dessen Mitglied er war. Ritter von Klaudy war sowohl in Wien als auch an allen europäischen Höfen eine sehr populäre Erscheinung. Obwohl er auf einem Posten mit großer Verantwortung befand und sich der besonderen Huld des Kaisers wie auch der Kaiserin erfreute, blieb er sehr bescheiden und vermied es möglichst in den Vordergrund zu treten und liebte es nicht, wenn sein Wirken in der Öffentlichkeit erwähnt wurde.
Es war das Jahr 1884 - seitdem begleitete er den Kaiser als auch die Kaiserin auf ihren Reisen. Bei Nachtfahrten blieb er stets wach und kaum war der Zug zum Stillstand gekommen, stieg er aus um alle Waggons zu kontrollieren. Bei allen Entrevuen, die der Kaiser bis in die Neunziger Jahre mit ausländischen Potentaten durchführte, war Klaudy zugegen.
Er war Ritter der Eisernen Krone 2. Klasse, des Leopolds-Ordens, des Franz Josephs-Ordens, war Inhaber des goldenen Verdienstkreuzes mit der Krone und der Kriegsmedaille, Kommandeur des toskanischen Zivilverdienst-Ordens, des Mariannen Kreuzes des deutschen Ritter-Ordens und Großkreuz.
Obwohl Klaudy vor einigen Jahren an einer schweren Nervenentzündung erkrankte, verblieb er im aktiven Dienst. Mit Vorliebe hielt er sich in seiner Villa in Görz auf. Nur selten sah man ihn, der unvermählt geblieben war, in seiner Wohnung im Heinrichshof, Opernring 3.
Die Hofreisen waren sehr anstrengend und beschäftigten ihn schon Wochen vorher, ehe sie angetreten wurden, und die große Verantwortung der Sicherheit der hohen Reisenden lastete auf ihn. Er hatte in den Hofzügen ein kleines Seitencoupé das im ersten Waggon untergebracht war und nur aus einem Lehnstuhl bestand. Er war stets mit dem Zug-, dem Stations- oder dem Grenzpersonale in steter Verbindung um ja nichts zu riskieren. Dieser aufreibende Dienst erschütterte allmählich seine Gesundheit, die sogenannte „Railway spine“, die Eisenbahnkrankheit die in verschiedenen Formen auftreten konnte. Zuerst äußert sie sich mit ständigen Flimmern vor den Augen und führt schließlich zu einer Trübung des Augenlichtes und zu starken Depressionen. Die Villa in Görz war ab nun seine Zuflucht, wo er am 8. Februar 1903 im 70. Lebensjahr verstarb.
QUELLE: Verkehrs Zeitung, 25. Jänner 1885, S 7, Neue Zeit, 14. September 1866, S 2, Wiener Vorstadt Presse 15. Mai 1878, S 4, Neue Wiener Blatt 17. Jänner 1874, S 3,ANNO Österreichische Nationalbibliothek, Bild: I. Ch. Graupp