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SCHLOSS GROPPENSTEIN#

Kärnten
Schloss Groppenstein

1891: Wenn sich seinerzeit der Schienenstrang der projektierten Tauernbahn von Sachsenburg über Kolbnitz und Obervellach durch die Mallnitz bis nach Gastein hin ausdehnen wird, werden dem Reisenden im Mölltal Ansichten geboten, deren landschaftliche Staffage an Großartigkeit der Natur und grotesken Formen vielseitiges, gerechtes Staunen und große Bewunderung zu erregen im Stande ist. Schon der trauliche Markt Obervellach, bereits im Innern des Mölltales liegend, repräsentiert sich als recht freundliches Landschaftsbild, dem der Nimbus der Romantik keineswegs entzogen ist. Wie viele alte Häuser bezeugen noch heute den einstigen Wohlstand, der im Mittelalter herrschte, als man noch Gold schürfte und das Bergmeisteramt, welches allda bestand, über alle Bergwerke von Krain, Steiermark, Tirol und Kärnten dominierte. Hier in Obervellach bestand sozusagen die Schatzkammer der Landesfürsten, und brauchte dieser oder jener Geld, so schrieb er einfach an den Oberbergrichter von Vellach, und der musste ihm folgende Füchse beschaffen. Von hoher künstlerischer Bedeutung ist die gotische Pfarrkirche mit einem wertvollen Bild, die heilige Familie darstellend, vom altniederländischen Maler Jan Schorel (1495-1562) gemalt. Im nördlich vom Markt stehenden Schloss Trabuschgen, einst im Besitz der reichen Grafen von Stampfer, findet sich eine interessante Bildergalerie und hübsche Fresken vom heimischen Historienmaler Fromiller.

Obervellach ist ob seiner milden Temperatur und vollkommen geschützten Lage für eine Sommerfrische wie geschaffen. In einer Viertelstunde gelangt man talaufwärts steigend zum Dörfchen Raufen. Der Mallnitzbach rausch wild tosend zu Füssen des Felskegels, auf dem sich das romantische Schloss Groppenstein, nun ein Eigentum des Freiherrn von Ceigher, befindet. Der Weg, fast ganz im Felsen gehauen, führt ziemlich steil auf die Höhe an der Burgkapelle vorbei. Der Glimmerfelsen samt der Burg steht bloß an der Westseite mit dem Bergabhang in Verbindung, daher auch nur an dieser Stelle der Torturm angebracht werden konnte.

Vom Torturm rollt die Zugbrücke hernieder und man tritt in das Innere des Schlosses, welches dessen einstiger Besitzer, Architekt Adolf Stipperger, zu Beginn der Siebzigerjahre ganz stilgerecht renovierte. Gegenwärtig ist Groppenstein nicht nur eine Zierde des Tales, sondern auch das Unikum eines Baues echtes Mittelalter, und sowohl in seinem Innern und Äußern ganz jener Zeit angepasst wo das Rittertum in vollster Blüte stand. Inmitten des mit Ringmauern umgürteten Schlossraumes steht der massive 24 m hohe, im regulären Viereck erbaute Wart- und Fallturm mit fast 2 m dicken Mauern. Der Turm hat in seinem Innern fünf Etagen, die mittelst Steinstiegen mit einander verbunden sind. Dieser kolossale Bau bildet das Wahrzeichen des Schlosses. Von Norden gegen Süden dehnt sich das zwei Stock hohe Wohngebäude, unter dessen Fenstern terrassenförmig der Burggarten gelagert ist. Die Geschichte des Schlosses reicht bis ins XII. Jahrhundert zurück. Damals residierten auf der Burg die Herren von Groppenstein deren Mannesstamm um 1486 erlosch. Von den Groppensteinern kam das Schloss an die Khevenhüller, dann an die Schermberg, Fugger, Lind, Ungar und Sternbach. Im Jahr 1872 kaufte es Stipperger und von diesem vor einigen Jahren Creigher, der es heute noch besitzt.

Die Innere Ausstattung des Schlosses harmoniert vollkommen mit dem äußeren Stil.

Kärnten
Mallnitz
Naturschauspiel
Raggaschlucht

Die Haupträume, wie Rüstkammer, Palas, Kemenate und das Gemach des Schlossherrn sind wahre Schaustücke. So reizend das Innere von Groppenstein ist, gerade so schön ist die äußere Szenerie. Da ist vor allem der hinter dem Schloss nieder stürzende Groppensteiner Wasserfall, ein Kabinettstück landschaftlicher Schönheit. An diesem Sturzbach vorher führt der Weg nach Lassach und in die bezaubernde Alpenidylle Mallnitz. Doch wir nehmen vom Schloss aus die Richtung gegen Südwesten, passieren die Orte Semlach und Söbriach und gelangen in einer Stunde ins Pfarrdorf Flattach.

Die freundliche, dem Apostel Mathias geweihte Kirche winkt uns mit ihrem Spitzturm schon von weiten ihren Willkommensgruss zu. Die Gebirgszenerie hat hier so wie in der Mallnitz schon einen hochalpinen Charakter. Im Hintergrund, überragt von den Kuppen des Beneberges, des Klenitzerstockes und Hochgrubenkogels, die sich im Westen gigantisch aufstauen, erblickt man das eine halbe Stunde von Flattach entfernte Dorf Ausser-Fragant mit dem kleinen Kirchlein einer Filiale Flattachs. Von hier aus nimmt der ansteigende Weg die Richtung nach Nordwesten, die Berge rücken näher aneinander, der Fragantbach zieht schäumend die Straße entlang, und dort, wo sich derselbe mit dem Sadingbache vereinigt, steht das stille Alpendorf Inner-Fragant, welches in einer guten Stunde erreicht ist. Wir verfolgen den Weg von Flattach gegen Süden, treten an das rechte Ufer der Mall und erreichen die Ortschaft Raggabach. Ufern derselben, dort, wo die Mall sich mit dem Raggabach vereinigt, liegt die wildromantische, sich zwischen den fast senkrechten Gneiswänden des Poliniks und Mittagspitze hinziehende Ragga Klamm, welche sich mit der Liechtenstein- und Kitzloch Klamm im Salzburgischen kühn messen könnte.

Im Jahr 1882 wurde die Ragga Klamm erschlossen, jedoch im Herbst des gleichen Jahres so arg vom Hochwasser heimgesucht und in ihrer Ausstattung so kolossal geschädigt, dass ganz neue Stiegen, Brücken und Stege beschafft werden mussten. Im Jahr 1886 litten die Stegbauten der Schlucht durch das Eis des grimmen Winters, und mussten repariert werden. Gegenwärtig sind die Holzbauten ebenfalls sehr verbesserungsbedürftig geworden. Wenn die Geldmittel beschafft werden können, wird im Frühjahr sofort an die Arbeit gegangen werden, so dass im Sommer den Fremden dieses Wunderwerk der Natur wieder zur Schau geboten werden kann. Es gäbe noch viele weitere Naturschönheiten zu besuchen und zu beschreiben, Österreich ist an landschaftlichen Bergszenerien fast unübertroffen.

QUELLE: Dillinger Reisezeitung, 1. März 1897, S 2 und Bild,Bilder: I. Ch. Graupp, ANNO Österreichische Nationalbibliothek

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