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SCHLOSS MENTELBERG#

Tirol
Schloss Mentlberg

Die Tiroler Landesregierung hatte im Jahr 1928 das Schloss Mentlberg um 600.000 Schilling käuflich erworben.

Der Landtag hat in der Sitzung am 16. Februar 1927 der Landesregierung den Auftrag erteilt, ein für landwirtschaftliche Zwecke besonders geeignetes Anwesen zur Errichtung eines sogenannten Musterwirtschaftsgutes und später einer landwirtschaftlichen Schule für den Bezirk Innsbruck zu erwerben.

Seit kurzem stand nun das Schlossgut Mentlberg zum Verkauf, das vor den Toren Innsbrucks liegt. Mentelberg war ein alter Ansitz des Grafen Thun und seinerzeit von Herrn Lindner sen., erworben worden, der dort eine Pension führte.

Vor zirka 40 Jahren kaufte das Anwesen der Herzog von Vendome um 62.000 Gulden, der im Laufe der Jahre viele Grundstücke, insbesondere den unteren Figgenhof, dazu erwarb, eine Straße und einen Park mit Gewächshaus anlegte, das Anwesen mit einer Mauer umfriedete, Nebenhaus, Garagen, Stallungen und Villen erbaute und kurz vor dem Krieg ein neues Stockwerk und Mansarden aufbaute, kurz, das ganze Schloss einem gründlichen Umbau unterwarf. Ein großes Vermögen wurde hierfür verwendet.

Im Krieg wurde das schön gelegene Schloss als Lungenheilstätte verwendet und nach seiner Beendigung wieder erneuert. Die veränderten Verhältnisse brachten den Herzog im Jahr 1926 dazu, sich des Besitzes zu entäußern. Damals schon traten mehrere Interessenten für den Ankauf des Schlossgutes auf. Unter diesen befand sich bekanntlich ein Konsortium von Innsbrucker Hoteliers mit Herrn Innerhofer vom „Grauen Bären“ an der Spitze, welches das Schloss für Hotelzwecke, erwerben wollte. Auch im Kreise der Landesregierung interessierte man sich schon damals für Mentelberg und es wurden unverbindliche Verhandlungen geführt.

Als Vertreter des Herzogs fungierte damals Kommerzialrat Pirchl. Doch der Herzog entsandte aus Paris einen Vertreter der unter Mitwirkung des Innsbrucker Rechtsanwaltes Dr. Zack das Anwesen an die „Alpine Holzindustrie GesmbH". Inhaber war der Großkaufmann Hedzek in Laibach, die inzwischen als Interessent aufgetreten war, im Juni 1926 verkaufte.

Die Alpine Holzindustrie GesmbH., wendete für das Anwesen, jedoch nahezu ohne Einrichtung, samt den Gebühren zirka 400.000 Schilling auf. Da die Gesellschaft ein Großhotel plante, nahm sie daher umfassende Erneuerungen und Anschaffungen von Einrichtungen vor, die mehr als 200.000 Schilling verschlangen. Innere Verhältnisse und andere Pläne bewogen den Besitzer der Geschäftanteile, das Anwesen zum Verkauf auszuschreiben, für welches sich verschiedene Interessenten einfanden.

Die Vertreter des Besitzers traten auch mit dem Landwirtschaftsreferenten in der Landesregierung Landesrat Gebhart, in Fühlung, da sie Kenntnis hatten, dass sich das Land für das Anwesen interessiere. Der Referent ließ die notwendigen Erhebungen pflegen, beschaffte die Schätzungen und sachlichen Gutachten und erstattete an die Landesgericht Bericht. Über die Verhandlungen, die von den Herren Landeshauptmannstellvertreter Dr. Gruener und Landesrat Gebhart geführt wurden, wurde der Landesregierung laufend berichtet. Auf Grund des Ergebnisses der Verhandlungen ermächtigte die Landesregierung die beiden Unterhändler mit einstimmigem Beschluss vom 11. Jänner 1928 zum Abschluss des Kaufes. Nach langen und schwierigen Verhandlungen kam dann am 18. Jänner abends der Kauf zwischen den Vertretern des Landes und den Vertretern des Alpine Holzindustrie GesmbH., zum Abschluss.

Das Land hat das Schlossgut Mentlberg um 600.000 Schilling erworben, welcher Betrag, den Anschaffungskosten gegenüber gestellt, preiswert und verhältnismäßig niedrig bezeichnet werden kann und der sich durch die vereinbarte Ratenzahlung, Zinsfreiheit, Befreiung von Gebühren und Überwälzung der Kaufkosten noch günstiger gestaltet. Eine normale Schätzung hätte sich ein Schätzwert von 950.000 Schilling ergeben.

Das Schlossgut besteht aus 70 Hektar Grund und Anteilrechten an der Waldinteressenschaft Wiltenberg. Der Grundbesitz ist in zwei geschlossene Höfe Gallwiesenhof und untere Figge und in zirka 14 Hektar walzende Grundstücke geteilt.

Hier ergibt sich die Möglichkeit die Bau- und Siedlungstätigkeit tatkräftig durch billige Beistellung von Baugrund zu unterstützen. Die zehn Grundstücke des Schlossgutes am Sieglanger zwischen Bahn und Inn sind fast nur durch Grundstücke der Stadt Innsbruck getrennt. Auch der Plan der Stadt Innsbruck auf Errichtung eines Strandbades kann nur gefördert werden. Der beim Schlossgut verbleibende Gallwiesenhof eignet sich ausgezeichnet als landwirtschaftliches Mustergut und Schulgut.

Es kann ruhig gesagt werden, dass vom landwirtschaftlichen Standpunkt betrachtet, vom Lande kaum ein geeigneteres Gut erworben werden können.

Da die landwirtschaftliche Schule nicht so bald verwirklicht werden kann, soll vorläufig das Gut als landwirtschaftlicher Musterbetrieb bewirtschaftet werden, während für das Schloss durch Verpachtung eine Verwendung für längere Zeit bereits vorgesehen ist

Einige Zeit hielt sich auch Kaiserin Elisabeths Schwester Sophie Charlotte mit ihrem Mann Ferdinand Herzog von Alencon in Mentlberg auf und durften mehrmals Kaiserin Elisabeth hier empfangen.

Quelle: Allgemeine Tiroler Anzeiger 18. Jänner 1928, S 5, 26. September 1915, S 2, Innsbrucker Nachrichten, 12. April 1926. Seite 3, Linzer Volksbltt, 5. April 1924, S 5, Vorarlberger Landeszeitung 1. Oktober 1889, S 3, ANNO Österreichische Nationalbibliothek, Bildmaterial Graupp i.Ch.

https://austria-forum.org/af/User/Graupp Ingrid-Charlotte/SCHLOSS_MENTELBERG