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SYBILLE BINDER#

Obwohl die Habsburg-Monarchie bereits 19 Jahre zurücklag, war das Interesse an diese Vergangenheit noch immer sehr groß und noch nicht erloschen. Das zeigte sich vor allem bei der Franz Joseph Ausstellung die im Oktober 1937 im Landhaus in Linz zu besichtigen war. Binnen drei Tage hatten bereits 8000 Menschen die Ausstellung besucht. Der Eintrittspreis für Gruppen kostete 30 Groschen pro Kopf. Die Zeitungsunternehmer nützten das Interesse ihrer Leserschaft und brachten dementsprechend oft Reminiszenzen aus dem Kaiserhaus, außerdem durften Militärangehörige die nach dem Ersten Weltkrieg arbeitslos waren in den Journalen ihre Erinnerungen veröffentlichen. Aber auch so mancher der einst bei Hof angestellt war, ging es nicht besonders gut und hielt sich mit seinen Erlebnissen über Wasser.

Doch ein faszinierender leuchtender Stern überstrahlte alles: Kaiserin Elisabeth. Egon C. Conte Corti veröffentlichte 1934 ein Buch über die seltsame Frau und nun erfuhr die Öffentlichkeit über die von Legenden umwobene Gestalt die Wahrheit. Im Jahr 1937 erreichte das Buch die 19. und 20. Auflage, 55. - 60. Tausend. Es war und blieb über Jahrzehnte das informativste Werk über die Kaiserin. In diesen Jahren wurde es üblich sich mit der vergangenen Geschichte Österreichs zu beschäftigen und ließ sie auf Bühnen und in Filmen lebendig werden. So wurde 1933 Richard Duschinsky „Kaiser Franz Joseph von Österreich“, ein Drama in fünf Akten in Wien aufgeführt, mit Hans Jaray in der Titelrolle. Die Kaiserin Elisabeth wurde von Sybille Binder dargestellt. Georg Rendl gehört zu den schöpferischen Persönlichkeiten der jüngeren Volks- und Heimatdichtung die eine positive Wiedergebung volkstümlichen Geistes darstellt...so beginnt Loreks Artikel in der Salzburger Volkszeitung Ein Buch war es, das ihn auf die Idee brachte, ein Theaterstück zu schreiben. Der Inhalt reizte ihn, außerdem war die Thematik zur Zeit sehr gefragt. Ihm schwebte allerdings etwas Dramatisches vor. Für Rendls Drama „Elisabeth, Kaiserin von Österreich“ wurde wieder Sybille Binder als Hauptdarstellerin verpflichtet. Die Uraufführung des historischen Schauspiels fand im Deutschen Volkstheater statt. Es sollte die kostspieligste Inszenierung des Theaterjahres werden. Auf Direktor Jahns Wunsch waren der Bühnenbildner Max Frey und der Ausstattungschef Alfred Kunz seit Wochen damit beschäftigt neun Originalschauplätze aus dem Leben der Kaiserin nachzubilden. Außerdem mussten an die hundert Originalkostüme entworfen und hergestellt werden. Die Kaiserin hatte man als sie noch lebte selten gesehen, viel zu selten. Sie die kühne, viel bewunderte Reiterin war allmählich der Menge entrückt, floh vor der Last der Krone, durchstreifte rastlos fremde Länder bis ein Anarchist ihr Leben auslöschte. Doch nun stieg sie tief betrauert als Märtyrerin zu neuen Leben empor. Denkmäler und Gedenkstätten aller Art erinnern an die Leidgeprüfte bis in die heutige Zeit und in Ungarn wird sie noch immer wie eine Heilige verehrt. Was mit Bühnenstücken und Filmen begann setzte sich der Zeit entsprechend im Musical fort. Die Kaiserin Elisabeth darzustellen war der Höhepunkt jeder Schauspielerin. 1931 war Lil Dagover als Kaiserin im Film zu sehen, auch in späteren Jahren.

Einen Tag vor der Premiere lud die Wiener Theatergilde im Beisein des Dichter Rendl und weiterer Persönlichkeiten zum Tee. Nach den einleitenden Worten der Präsidentin Shell-Noe hielt Georg Rendl einen kurzen Vortrag über sein Werk. In seiner Rede betonte der Salzburger Dichter, dass die Titelrolle von einer begnadeten, und dafür prädestinierten Künstlerin, Sybille Binder, ideal verkörpert werden würde und dass das Theater keine Mühe und Kosten gescheut habe, um das Werk würdig herauszubringen....

als Kaiserin Elisabeth
Sybille Binder

Endlich am 23. Oktober 1937 fand die langersehnte Premiere statt. Man kann sicher sein, dass das Wiener Volkstheater um dieses außergewöhnliche Stück beneidet wurde, denn dieses Drama zog das Publikum geradezu magisch an und sorgte für glänzende Einnahmen. f.s.: meinte in seiner Kritik: „Einer der glücklichen Einfälle ist der von Georg Rendl Elisabeth als Haupt- und Titelfigur auf die Bühne zu stellen.... Angenehm wie behutsam Rendl die Vorgänge anfasst, wie klug und mit wie viel gefundenen Bühnensinn er die Reihenfolge ordnet, wie plastisch er die Gestalt der Elisabeth auch als Rolle modelliert und anerkennenswert die künstlerische Ökonomie in der er die Gruppierung der vielen anderen Figuren vornimmt. Ihm gelingen einige Szenen so vollkommen, dass sie erschütternde Wirkung haben.... Eine Aufführung, die dem Deutschen Volkstheater zur Ehre gereicht, müht sich m den Erfolg des Stückes. Was für ein Verdienst sich die Bearbeitung des Volkstheaters erworben hat, lässt sich jetzt nicht genau abmessen.. Heinrich Schnitzler, der Spielleiter, hat das Stück mit feinem, verstehendem Gefühl inszeniert... Denn Sybille Binder ist Elisabeth; sie trägt das Stück sie vollbringt eine Leistung, von der man sagen darf, dass sie die seelische Höhe der Elisabeth erreicht. Sybille Binder gleicht nicht bloß äußerlich der Kaiserin. Aber Persönlichkeitszauber und Anmut vereinen sich bei der Künstlerin mit ungezwungener, scheinbar angeborener, niemals betonter Majestät. Schlichtes Menschentum, seelischer Adel, Tragik ohne Pathos, helfen das Bild der Elisabeth in strahlender Reinheit zu schaffen.....“

Kaiser Franz Joseph wird von Kurt von Lessen dargestellt Egon von Jordan spielt den Kronprinz Rudolf Johanna Terwin stellt die Erzherzogin Sophie dar Unter den erwähnenswerten Damen befindet sich jene, die man Jahre später, ebenfalls in einem Elisabeth Film sehen wird: Vilma Degischer

Wie es in einer Kritik hieß, folgte das Publikum mit Teilnahme und in tiefer Ergriffenheit den Bühnenvorgängen und zeichnete Stück und Darstellung mit herzlichen Beifall aus. Binder war der strahlende Mittelpunkt der Handlung und des Ensembles.

Ein Jahr vorher hatte Sybille Binder in einem Interview folgendes über sich und Kaiserin Elisabeth zu erzählen gewusst.: „Kaiserin Elisabeth ist mein Idol. Schon lange vorher aber fühlte ich eine seltsame innere Beziehung zu dieser ebenso schönen wie interessanten Frau und suchte immer wieder nach einem Stück, in dem ich all das darstellerisch zum Ausdruck bringen könnte, was mich an ihrem Leben so tief und nachhaltig bewegte. Vielleicht hat diese Beziehung ursprünglich nur einen rein äußerlichen Anlass gehabt. Ich war noch ein ganz junges Mädchen, fast ein Kind, als ich die Erwachsenen wiederholt von mir sagen hörte, ich sähe der Kaiserin Elisabeth so ähnlich. So ergab es sich fast natürlich, dass ich mich mit der Persönlichkeit der Kaiserin und mit ihrem Schmerz durchwobenen Leben eingehender zu beschäftigen begann. Ich stehe ja mit meinem Interesse für die Persönlichkeit der Kaiserin Elisabeth von Österreich gewiss nicht vereinzelt da. Kaum eine historische Erscheinung der letzten Jahrzehnte hat allgemein eine so große Anziehungskraft ausgelöst. Dies mag wohl daher kommen, dass man irgend etwas Rätselhaftes in ihr ahnt. Ein seltsames, tragisches Geheimnis. Und gerade wenn man darangeht, sie in einem Stück zu gestalten hat man immer mehr und mehr das Gefühl, dass es niemals gelingen werde, dieses Geheimnis ganz zu ergründen. Ihr Innerstes wird der Allgemeinheit vermutlich ewig fremd bleiben. Aber das unglückliche Leben einer schönen Frau, das ist es, was die Allgemeinheit immer wieder in seinen Bann zieht, was sie immer wieder veranlasst, sich mit diesem Leben zu beschäftigen, gleichsam als wollte sie noch nachträglich eine Ungerechtigkeit korrigieren: denn eine schöne Frau,das fühlt die Allgemeinheit, dürfte niemals unglücklich sein. Wie sehr das Interesse für die Kaiserin Elisabeth über die Grenzen Österreichs hinaus rege ist, erkannte ich vor wenigen Monaten in London.Als ich in eine Buchhandlung ging und dort Werke über sie verlangte, waren zahllose Bücher, die von ihr handelten, auf dem Ladentisch ausgelegt. Es wurde nicht nur alle Literatur über sie ins Englische übersetzt – auch zahlreiche Engländer haben über sie geschrieben. Und diese innere Bereitschaft der Engländer für die Kaiserin hat mich ja veranlasst, sie nach meiner Wiener Tätigkeit auch in London zu spielen. Über meine besondere, über das allgemeine Interesse hinausgehende Beziehung zu der Kaiserin wurde im Laufe der Jahre durch persönliche Erlebnisse immer inniger, ich möchte fast sagen magischer. Als ich seinerzeit die Kaiserin Charlotte in Werfels „Juarez und Maximilian“ probierte und zum ersten Mal auf der Bühne im Kostüm erschien, war Reinhardt, der die Regie führte, im ersten Augenblick sprachlos. Dann meinte er, mein Anblick mache ihn an den verwandtschaftlichen Beziehungen der Habsburger irre; Wenn er mich ansehe, verwechsle er mich dauernd mit der Kaiserin Elisabeth. Als ich sie viel später dann in Duschinskys Stück wirklich spielte, sagte man mir, es sei mir gelungen, ihr ganzes Wesen in einer einzigen Szene zum Ausdruck zu bringen. Dies war wohl nur möglich, weil ich so viele Jahre hindurch ihr Leben studiert hatte. Was mich aber an diesem Leben besonders fesselt, ist der Schicksalsbogen von der jungen bayerischen Prinzessin bis zur Kaiserin von Österreich, von dem überschäumenden, temperamentvollen, strahlenden, fast jungenhaften Mädchen bis zur Frau, der vom Leben alles genommen wurde. Es beginnt fast wie ein Feen Märchen, von dem man glauben möchte, dass es dies nicht geben kann – und das es ja, wie die Wirklichkeit bewies, auch nicht gibt.“

Sybille Binder wundert sich über den Bekanntheitsgrad der Kaiserin in England, es scheint ihr entgangen zu sein, dass die Kaiserin Jagdreisen nach England und Irland unternommen hatte wo sie durch ihre brillante Reitkunst Berühmtheit erlangte.

Zum 100. Geburtstag der Kaiserin Elisabeth brachte der Bernina Verlag 1937 ein einzigartiges Werk heraus: „Kaiserin Elisabeth von Österreich in 200 Bildern“ von Gertrude Aretz. Das viel beliebte und gesuchte Buch war damit der erste Bildband den es über die Kaiserin gab und der in keiner Buchsammlung fehlt.

QUELLE: Kleines Volksbatt 24. Oktober 1937, Wiener Allgemeine Zeitung 1, Oktober 1933, S 5 Der Tag, 24. April 1934,Seite 8, Freiheit 24. April 1931 S 4, sowie Bild, ANNO Österreichische Nationalbibliothek

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