TOMAS BRETON#
Tomas Breton der in Salamanca am 29. Dezember 1850 in sehr ärmlichen Verhältnissen zur Welt kam, wie man sieht spielt das keine Rolle, denn wer Talent, Können und Ehrgeiz aufzuweisen hat, erreicht sein Ziel, war sehr musikalisch. Er spielte vorzüglich Violine und absolvierte in seiner Geburtsstadt ein Musikstudium. Um dieses zu finanzieren spielte er in kleinen Provinzorchestern, Theatern und Kirchen. Mit 16 Jahren zog es ihn nach Madrid wo er in Orchestern der Zarzuela Theaters spielte. Bald darauf begann er sein Studium am Königlichen Konservatorium bei Emilio Arrieta. Den ersten Preis für Komposition am Konservatorium 1872 teilte er sich mit Ruperto Chapiden. Ein Stipendium der Akademie der Bildenden Künste von San Fernando 1882, ermöglichte es ihm in Rom, Mailand, Wien und Paris weitere Studien zu absolvieren. In diesen Jahren fand er endlich Zeit sich mit seinen eigenen Werken wie dem Oratorium El Apocalipsis und der Oper Los Amantes de Teruel zu beschäftigen.
Seine, im Jahr 1889 aufgeführte Oper zuerst in Barcelona und dann in Madrid im Teatro Real uraufgeführt. Tomas Breton galt ab da zu den wichtigsten Komponisten des Landes Spaniens.
Zum Namenstag des Kaisers, am 4. Oktober 1891 ist das Hofoperntheater in Wien mit seiner ersten Novität „Die Liebenden von Teruel“ romantische Oper in 4 Akten Text und Musik von Tomas Breton, herausgekommen. Die Wiener wunderten sich, dass ein so unbekannter Komponist in der Hofoper aufgeführt wurde wie kam er zu dieser Ehre?.. Herr Breton ist Kapellmeister am spanischen Hof und genießt als solcher die besondere Protektion der Königin-Regentin Maria Christina, einer Habsburgerin. Kein Wunder also, dass die Komposition auch in Wien gespielt wurde, Prag hatte dieses Opernerlebnis bereits im vergangenen Winter genießen dürfen. In seinem Vaterland ist Breton als talentvoller Musiker und Komponist sehr geschätzt und wird bewundert, darum konnte das Stück in Madrid die 100. Aufführung bereits feiern, denn Komponisten sind in Spanien mehr als selten. Es besaß im sechzehnten und siebzehnten Jahrhundert einige bekannte Kirchenkomponisten aber seit her kaum nennenswerte Tonkünstler deren Namen man nennen müsse. Um so unverständlicher fanden die Kritiker, dass in der Breton Oper kein einziger spanischer Ton zu hören ist, dass er seine heimatlichen Klänge verleugnet, stattdessen erinnert sein Erstlingswerk mehr an Verdi, Wagner usw. Großen Wert legte er auf die Singstimmen, doch mit dem Orchester hat er sich aber nicht ausgezeichnet, denn die Instrumentation ist überladen und vor allem immens geräuschvoll. Musikalische Einheiten sind kaum zu finden, musikalisch-dramatischen Ausdruck verhalfen mancher Nummer zu guter Wirkung. Der verwendete Text, ein spanisches Drama von Hartzenbusch, dem Direktor der Nationalbibliothek aus der Ritterzeit, wurde von Dr. Adler teilweise schauerlich ins Deutsche übersetzt. In Spanien gibt es zu dieser Zeit nur zwei Gattungen von Musik, Kirchenmusik und Singspiele die Zarzuelas die dort heimisch und die Breton neu zu beleben versuchte.
In der Wiener Hofoper wurde das spanische Drama nur fünf Mal gegeben
Breton ist der erste spanische Komponist der über die Grenzen seiner Heimat bekannt wurde. Als Dirigent war er ebenfalls sehr aktiv. Zunächst das von ihm gegründeten Musical der Universität Aristico 1878 bis 1881, später in der Madrider Konzertgesellschaft wo er in den Jahren 1885 bis 1891 als Chefdirigent wirkte. Eine Schwäche scheint er für große Chöre gehabt zu haben.
Das nächste musikalische Ereignis spielte sich in Prag ab. Im Deutschen Theater in Prag fand im März 1893 die Erstaufführung der Oper „Garin“ von Tomas Breton statt. Nach der Aufführung hörte man von so manchem Kritiker über den Kunstwert dieses Opernwerkes nichts Gutes , besonders die Kunst Chronik die meinte über den Kunstwert ist es leider schwach bestellt, und für das Publikum, das der Erstlingsoper des talentierten Tondichters den „Liebenden von Teruel“ vor zwei Jahren viel Beifall und Anerkennung zuteil werden ließ, ergab sich diesmal nur Gelegenheit zu einer höflichen Begrüßung des Gastes. Tomas Breton fehlt es weder an ursprünglicher Begabung, noch an erworbener Kenntnis und Vertrautheit mit dem technischen Rüstzeug seiner Kunst. Was ihm fehlt, ist die gleichmäßige Verbindung und Betätigung dieser beiden zum Kunstschaffen nötigen Erfordernisse. In den „Liebenden von Teruel“ trat zwar das unverkennbare, starke musikalische Talent Bretons zu Tage, doch vermisste man die sichere Handhabung der technischen Mittel seiner Kunst. Bei seiner jüngsten Oper „Garin“ hat Breton alle Mängel in letzterer Hinsicht wohl vermieden – ohne jedoch ein Talent in entsprechender Weise an dem Ganzen teilnehmen zu lassen. Er hat diesmal die Hauptsache – das Talent – der Nebensache - der technischen Fertigkeit – untergeordnet, und diese Einseitigkeit benimmt dem neuen Werk den Wert wie die Lebensfähigkeit. In der umfangreichen Partitur findet der Kenner einen Reichtum von instrumentalen und kontrapunktartigen Einzelheiten, die von eingehenden Stadium und voller Beherrschung des Technischen Zeugnis geben, aber in derselben Partitur finden sich kaum drei größere Nummern, die durch Anlage und Inhalt größeres Interesse zu erwecken vermöchten. Die Ouvertüre, zwei charakteristische Nummern Ballettmusik im letzten Akt das sind die gelungenen Stücke im gesamten Werk. Wenn die Oper dennoch in Bretons Heimat, in Madrid und Barcelona nun bereits mehr als fünfzigmal zur Aufführung kam, muss sie – abgesehen vom Text - und spezielle spanische Schönheiten haben, für welche uns das Verständnis fehlt.
Auch das Prager Tagblatt kann sich für „Garin“ nicht begeistern. Ihr Mitgefühl gilt eher dem vaterländischen Dichter und Übersetzer Dr. Friedrich Adler der die schwierige Übertragung aus dem Spanischen mit großem Geschick und viel Delikatesse bei wohltönend feuriger Beherrschung der Sprache besorgte.
Die Aufführung der Oper war Dank der persönlichen Leitung des Autors, welcher die umfangreiche Partitur frei aus dem Gedächtnis dirigierte, eine im Ganzen zufriedenstellende. Nicht unerwähnt bleibe das Ballett, das unter der Leitung Frl. Güttlich der interessanten Sardana zu lebhaftem Erfolg verhalf. .
Die Ausstattung der Oper war eine vortreffliche. Das Publikum nahm die Novität sehr freundlich auf und zeichnete ihren genialen Schöpfer sowie die Mitwirkenden, die ihr Bestes gaben, durch wiederholte Hervorrufe aus.
Februar 1906 war Tomas Breton abermals in Prag im Neuen Deutschen Theater zu Gast um seine neueste Opern Premiere „Dolores“ zu präsentieren.
Die heutige Opern-Premiere gibt unserem Publikum Gelegenheit einen Meister zu begrüßen, der uns schon zwei Werke seiner Kunst: „Die Liebenden von Teruel“ und „Garin“ persönlich überbracht hat, den spanischen Komponisten Tomas Breton. In seiner Heimat gilt er als der erste lebende Musiker. Außer den zwei Opern, die man hier schon kennt und der dritten die heute zur Aufführung gelangt, hat Breton eine große Zahl von Zarzuelas, sowie Orchesterwerke, Lieder usw. komponiert, war viele Jahre als Dirigent philharmonischer Konzerte tätig und nimmt gegenwärtig die Stellung des Direktors am königlichen Konservatorium in Madrid ein. „Dolores“ ist im Gegensatz zu den zwei erstgenannten Werken eine durchaus moderne Oper, man könnte sagen, eine echte Carmen. Dem Text liegt das gleichnamige Drama des berühmten spanischen Dramatikers Felin Codin – in der Übersetzung von Friedrich Adler – zugrunde und er hat keinen geringen Anteil an dem großen Erfolg, den „Dolores“ namentlich in Madrid und Barcelona hatte, wo die Zahl der bisherigen Aufführungen das Hundert weit überschreitet. Die sicherste Probe für die Echtheit des Erfolges bietet der Umstand, dass „Dolores“ auch von Italien adoptiert worden ist und wie wir berichteten, am Teatro dal Verme in Mailand mit großem Beifall gegeben wurde. Breton ist von Mailand nach Prag gereist und wird sein Werk selbst leiten. In seiner Begleitung befindet sich seine Frau und seine Tochter, denen es hoffentlich vergönnt sein wird Zeugen eines vollständigen Triumphes zu sein. - Im Folgenden geben wir den Inhalt der Oper wieder: Dolores ist eine Kellnerin im Gasthaus der Frau Gaspara. Sehr schön und beliebt, die Schenke wird nie leer von Verehrern. Darunter ein reicher Gutsbesitzer Patricio, Lazaro ein jungr Seminarist, der Sergeant Rojas. Dolores liebt nur Melchor, der ihre Liebe durch Verrat lohnt, Dolores schwört Rache, doch sie fällt seiner Schmeichelei hinein und , als sie hört, dass Melchor wieder Verrat begangen hatte. Sie ladet jeden von ihnen extra zu einem Stelldichein um 10 Uhr ein. Rojas und Patricio fürchten die Situation und kommen nicht zum Stelldichein. Dolores bleibt trostlos zurück, als Lazaro auf der Bildfläche erscheint, er erklärt seine Liebe und wagt einen Kuß. Das bemerkt Celemin ruft Leute herbei, die sich über Lazaro lustig machen. Lazaro wirft Celemin zu Boden. Im Hintergrund eine Stierkampfszene zu vernehmen, man hört einen Schrei des Sergeanten Rojas, den der Stier gefasst hatte. In diesem Augenblick stürzt Lazaro in die Arena und rettet Rojas. Lazaro wird als Held gefeiert. Sie bestellt ihn ebenfalls für 10 Uhr zum Stelldichein. Celemin rät Lazaro von Dolores zu lassen, wollen ihn zu einer Serenade einladen doch dieser täuscht eine Reise vor, springt später durchs Fenster ins Zimmer Dolores. Ein leidenschaftlicher Ausbruch der Liebe vereint Dolores und Lazaro. Sie wollte Lazaro noch entfernen als bereits draußen Melchors Spottlied erklingt. Lazaro gerät in Wut tut so als ob er der Bitte Dolores nachgäbe und entfernt sich. Dann öffnet Dolores dem Melchor, der das Band neu anzuknüpfen versucht, weist ihn mit Abscheu zurück. Da erscheint Lazaro und nimmt den Kampf mit Melchor auf, den er tötet. Dolores will Lazaro vor den Folgen retten doch Lazaro ruft „Ich bleibe und vertrete meine Tat“...
Bretons dritte Oper „Dolores“ findet bei Dr. B., gleichfalls keine Gnade und holt im Prager Tagblatt aus: „Die schöne Titelheldin flößt uns, trotz ihrem schön klingenden Namen nicht viel Interesse ein. Außerdem handelt es sich bei Dolores nur um eine Kellnerin. Ihre Verehrer zeigen weder Herz noch Leidenschaft. Das Ganze ist nur eine Reihe loser szenischer Bilder dem der logische Zusammenhang fehlt. Das wirklich Dramatische ist das tragische Schlusstableau. Der Tondichter hat auf diesen Umstand keinen Wert gelegt, ihm ging es offenbar nur eine möglichst nationale Musik zu schaffen. Wenigstens klingt die Musik spanisch. Alles, was in seiner Oper den erotischen Duft Spaniens ausströmt, ist von bestrickender Liebenswürdigkeit und hinreißender Eigenart, und meinte den ersten Akt mit seinen warmblütigem Wirbeltänzen. Und seinen schwärmerischen Mandolinen- und Gitarrenweisen. Dieser eigenartigen Wirkung, zumal wenn sie durch eine so lebhafte szenische Bewegung unterstützt wird, kann sich kein Nordländer entziehen. Man möchte sich von dieser musikalischen Spezialität, die reizende Klangkombination. Rhythmen und Harmonien am liebsten gar nicht trennen.
Es lässt sich nicht leugnen, dass Bretons drittes Werk auch bei uns sehr gefallen hat, trotz der vielfachen Bedenken des Textbuches und der wie es schien überstürzten Aufführung des Werkes. Großes Lob den Darstellern und dem Ballett.
Er war sehr produktiv und brachte es auf sechs bekannte Opern. Seine Liebe galt jedenfalls den Zarzuela-Weisen, die er wieder in Mode brachte. Symphonien, Streichquartette und anderes mehr zeugen von seiner Vielseitigkeit
Am 2. Dezember 1923 starb Tomas Breton in Madrid
Bretons Musik kann man bei youtube aufrufen (Breton La Dolores) Die Qualität wird durch Kopfhörer verbessert Es gibt verschiedene Versionen
QUELLE: Signale 29. Dezember 1850, 2. Dezember 1923, ANNO Österreichische Nationalbibliothek, Bildmaterial I. Ch. Graupp
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