TRAURING#
Der Ring, der kleine kreisrunde Gegenstand gilt als Symbol der Einigkeit, der Treue und häufig auch der Macht. Wie Gold nicht rostet und länger währt, so soll Gattenliebe widrigen Einflüssen widerstehen
Gerade bei der kirchlichen Trauung kommt diesem Schmuckstück eine große Bedeutung zu, denn als Zeichen der ewigen Liebe ist es ein fester Bestandteil der christlichen Tradition.
Der Papst trägt einen Ring der die Macht des kirchlichen Souveräns zum Ausdruck bringt, die Bischöfe werden mit Ring und Stab belehnt.
KULTURGESCHICHTE
Der Ring ist älter als das Christentum. Heißt es doch schon in der Geschichte vom verlorenen Sohn: „Tuet ihm an ein festlich Gewand und steckt íhm einen Ring auf den Finger..“
Die Form des Ringes wirft allerdings einiges Licht auf dessen Geschichte. Der Ring hat weder Anfang noch Ende und kann darum als Symbol für Ewigkeit gelten. Doch die naheliegende Deutung erklärt nur teilweise die Bedeutung des Ringes in Sage und Kulturgeschichte.
Aus Kalidasa „Sakuntala“ kann man entnehmen, dass der Ring und seine Bedeutung schon den alten Indern bekannt war. Der Bräutigam gab ihn der Braut und diese war vor bösem Zauber geschützt. Bei den Römern soll die Übergabe eines Ringes das Biegende, Unwiderrufliche eines Vertrages ausgedrückt haben. Dieser Ring war von Eisen.
Gewisse antike Ringe aus Erz die einen kleinen Schlüssel zeigen, waren Eheringe, und hatten die Bedeutung, dass der Gatte der jungen Frau den Schlüssel des Hauses übergab. Doch findet man auch antike Ringe aus Gold, mit der Inschrift: „Mögest du lange leben“, „Ich bringe dir Glück“ usw. welche wohl im demselben Sinne wie heute vergeben wurden.
Jedenfalls muss angenommen werden, dass das Christentum den Ring bereits als Symbol ehelicher Treue anerkannte. Im deutschen Volkslied heißt es: „Sie hat die Treu gebrochen, das Ringlein sprang entzwei...“
Eine ganze Welt von Glauben und Aberglauben knüpft sich an den Trauring. Die welcher Ehe wird unglücklich , wenn die Braut den Ring fallen lässt. Das Brechen oder in Verlustgehen desselben bedeutet ein ganz besonderes Unglück, Witwenschaft, grobe Untreue.
Als Friedrich I., König von Preußen, sich mit Sophie Charlotte von Hannover vermählte, zersprang der Trauring welcher zwei verschlungene Hände zeigte, darüber die Inschrift: „A jamais,“ Und wirklich – die Ehe wurde bald geschieden und der König heiratete eine Prinzessin von Mecklenburg.
Eine Fülle von Aberglauben behauptet die magische Kraft des Trauringes. In England und Anglo-Amerika werden kleine Streifen des Hochzeitskuchens durch den Trauring gezogen und an die ledigen Hochzeitsgäste verteilt. Wenn diese den Kuchen unter das Kissen legen, so träumen sie von dem Zukünftigen. Regenwasser, in einer Schüssel aufgefangen, auf deren Boden ein Ehering liegt, hat medizinische Kräfte usw. Über den Brauch, den Ring der Treue an dem vierten Finger zu tragen, wird folgendes erzählt: Von diesem sogenannten Goldfinger reicht eine Blutader bis zum Herzen und die Zauberkraft wirkt auf diese Weise nach diesem hin.
Der wahre Grund ist ein durchaus praktischer warum der vierte Finger gewählt wurde, er wird nicht so stark benützt wie die anderen Finger und dadurch wird der Ehering mehr geschont und leidet weniger unter Abnützung. Diese Sitte hatte sich nur allmählich durchgesetzt. Auf Bildern der Renaissance kann man beobachten, dass man Ringe sogar am Daumen trug.Zu dieser Zeit waren die Hochzeitsringe noch reich geschmückt und es erregte ein gewisses Aufsehen, als die Kaiserin Maria die Katholische bei ihrer Heirat mit Philipp von Spanien den ausdrücklichen Wunsch äußerte, sie wolle einen ganz einfachen Goldreif als Trauring haben wie ihn andere Frauen benützen. In so manchen Ring Sammlungen sind Ringe mit Inschriften zu finden. Aber der verzierte Ring wie auch der mit Edelsteine geschmückte ist als Zeichen der Verlobung anzusehen. In Zeiten der Not hatte man immer wieder zu eisernen Trauringe gegriffen. Später legte man Wert, dass der Trauring ein schmuckloser Goldreif ist. Damit wollte man die schlichte Würde dieses Sinnbildes zum Ausdruck bringen
In England gingen die Puritaner so weit, dass sie überhaupt den Ringwechsel bei der Trauung für einen heidnischen Brauch hielten und en Geistlichen diese Zeremonie verboten.
In den meisten Ländern trägt man den Trauring an der rechten Hand, denn mit ihr führt man die Begrüßung aus, und dabei sollte jeder sofort wissen woran er ist.
Über die Bedeutung des Ringes als Symbol der Macht und als Amulett in ebenso alt und allgemein verbreitet, als der Verlobungs- und Ehering. Indische und ägyptische Götzenbilder sind mit Ringen geschmückt. Ringe können gegen Krankheiten und Hexereien schützen, und durch sie können Heilungen und andere Wundertaten vollzogen werden. Bei den abergläubischen Völkern des Rittertums bildeten zauberkräftige Ringe einen förmlichen Handelsartikel.
Einer der merkwürdigsten Ringe ist der des Gygas, welcher die wunderbare Gabe besaß, unsichtbar zu machen. Es knüpft sich daran eine bekannte Skandalgeschichte des Altertums, welche Friedrich Hebbel tragisch und ein französischer Schwank Dichter lustig behandelt hat. Die Heldin ist die Königin Rhodope, deren unverhüllte Schönheit von einem unsichtbaren Eindringling belauscht wurde. Ein anderer sagenhafter Ring ist der Nibelungenring, durch die Wagner Tetralogie Eigentum aller Gebildeten geworden. Der Ring der Nibelungen bedeutet Macht und Reichtum, wird an Brunhildes Finger zum Symbol der Treue und hat außerdem eine magische Gewalt über das Erinnerungsvermögen der Personen die ihn tragen.
Philostratus berichtet, dass Chariklea unversehrt von dem Scheiterhaufen gestiegen sei, weil sie den Ehering des Königs Gydaspes trug, in welchen eine Beschwörungsformel eingegraben war.
Das Altertum und die mittelalterlichen Sagen und Mythen bieten noch eine Reihe von Geschichten, wo wundertätige Ringe vor Krankheiten und anderen Gefahren schützen.
Weniger bekannt ist die Anwendung des Ringes als Orakel. Man schrieb die Buchstaben des antiken Alphabetes im Kreise auf und setzte einen wunderbaren Ring in Bewegung, dessen Stillstehen vor diesem oder jenem Buchstaben die gewünschte Antwort gab. Ein ähnliches Spiel wird noch heute in jugendlicher Gesellschaft geübt. Man hält einen an einem Faden befestigten Trau- oder Verlobungsring in ein Wasserglas. Der Ring gerät in pendelnder Bewegung. Sein Anschlagen oder Nicht Anschlagen an die Glaswand gibt die erwartete Kunde.
Eine schöne, wenig, bekannte Sage aus der Jugend Karls des Großen lautet folgendermaßen: Der König liebte ein schönes Mädchen und konnte von demselben nicht lassen. Da starb die Schöne, und Karl war so untröstlich, dass er alle Staatsgeschäfte vernachlässigte. Der Erzbischof von Köln fand die Rettung für den König. Er entnahm dem Munde der Leiche einen dort verborgenen Ring, und der König tröstete sich. Der Ring war der Talisman, welcher Karl bezauberte. Der fromme Kirchenfürst glaubte den Ring dadurch unschädlich zu machen und warf ihn heimlich in einen See. Aber Karl suchte nun immer die Ufer dieses Sees und baute sich schließlich dort seine Residenz, um sein Leben da zu beschließen. Algernon Charles Swinburne, ein englischer Schriftsteller aus dem 19. Jahrhundert deutete es so: „Seine runde Form bedeutet das Nichtenden und will sagen, dass Liebe und Neigung füreinander wie in einem Kreis fließen, von einem zum anderen und zwar für immer und ewig.“
Bei den Griechen spiegelte ein Ring mit einem Diamanten, die unsterbliche Flamme der Liebe.
In Tirol und in Hessen herrscht der Aberglaube, dass beim Zerbrechen eines Trauringes bald einer von den betreffenden Eheleuten stirbt. Das Zerbrechen des Eheringes wird von den Frauen in manchen Gegenden Englands noch heute als ein sicheres Zeichen betrachtet, dass die Gattin in kurzer Zeit eine Witwe sein wird. Im Zarenreich ist es Sitte, dass man den während eines Gewitters hernieder strömenden Regens in einem Gefäß auffängt, auf dessen Boden man einen Trauring gelegt hat. Man glaubt nämlich, dass das auf einen solchen Ring fallende Wasser Heilkräfte habe, und nach einer russischen Sitte muss die Braut dem Bräutigam aus einem Becher Wein zu trinken geben, in dem sie ihren Ring gelegt hat.
In manchen Gegenden Deutschlands, Englands und Frankreich gilt es für das beste Mittel zur Vertreibung eines Gerstenkornes am Auge, wenn man es mit einem goldenen Trauring reibt, was jedoch schweigend geschehen muss.
Es gibt auch Brautleute die sich keine Ringe leisten können, daher werden Angebote angenommen, dass man sich gegen kleine Erkenntlichkeit Ringe leihen kann.
In manchen Orten hat sogar die Gemeinde einen Trauring angeschafft, der bei jeder Trauungszeremonie verwendet, vom Priester verwahrt und jedes mal, wo man seiner bedarf zur Verfügung gestellt wird.
Nicht selten geschah es im Mittelalter, dass man „unserer lieben Frau“ einen Ring verehrte. Monstrelet erzählt, dass Ludwig von Luxemburg bei seiner Hinrichtung unter Ludwig XI., von seinem Finger einen mit kostbaren Steinen besetzten Ring abzog und ihn seinem Beichtvater mit der Bitte übergab, den Ring dem Gnadenbild der Jungfrau Maria an den Finger zu stecken, was jener zu tun versprach.
In der Hervarar Saga allein knüpft sich mehr daran; denn hier sagt die Fürstin Ingborg, die Verlobte Hiatmars, zu diesem, als er in die Schlacht zog: „Ich schwöre bei Barra“ - damit überreicht sie ihm einen Ring -, „dass, wem auch Uller den Sieg verleihen mag, ich nur eines Mannes Braut sein will“.
In Island wurden alle Abkommen und Verpflichtungen mit Hilfe eines großen Ringes ratifiziert, der bald von Knochen, bald von Stein, bisweilen auch von Silber oder Gold war.
Beim Abschluss einer Verlobung fuhr der Bräutigam mit vier Fingern und dem Handteller durch den Ring und empfing auf diese Weise die Hand seiner Braut. Manchmal wurden diese Geräte zur Bestätigung gegenseitiger Verträge auch auf den Altar gelegt und dort gebraucht. Bei den Armeniern werden sehr häufig Kinder von drei Jahren, ja noch jüngere mit einander verlobt. Wenn zwei Mütter übereingekommen sind, dass ihre Kinder sich heiraten sollen, so teilen sie die Sache ihren Männern mit, welche die Wahl ihrer Frauen stets gutheißen. Die Mutter des Knaben geht dann mit zwei alten Frauen und einem Priester zu den Eltern des Mädchens und schenkt dem Kind einen Ring im Namen seines zukünftigen Gatten. Dann wird der Knabe hereingebracht, und der Priester liest eine Stelle aus der Bibel vor und segnet die Verlobten, von denen der kleine Bräutigam der kleinen Braut darauf bis zu ihrer Verheiratung jedes Jahr ein neues Kleid zu übersenden hat.
Im Abendland kam früher ähnliches vor, besonders unter fürstlichen Personen. Vielleicht der kleinste aller Ringe war derjenige, welcher bei den fiancailles der Prinzessin Mary, der Tochter Heinrichs des Achten, mit dem Dauphin von Frankreich, dem Sohn König Franz des Ersten, eine Rolle spielte. Der Bräutigam wurde dabei von dem Admiral Bonnivet, dem französischen Gesandten in London, vertreten. Die Zeremonie fand mit großem Pomp in Greenwich statt, und zwar am 5. Oktober 1518, wo der Dauphin etwa acht Monate und die kleine Prinzessin zwei Jahre alt war. Der König stand vor seinem Thron neben ihm hatten auf der einen Seite seine Gemahlin und Marie von Frankreich und vor jener die in Goldbrokat gekleidet und von Juwelen strahlende Braut Platz genommen. Auf der anderen Seite befanden sich die beiden Legaten des Papstes, Wolsey und Campeggio. Nach einer Rede des Bischofs Tunstahl wurde die Prinzessin auf den Arm genommen und die Einwilligung von König und Königin erbeten, worauf Wolsey sich mit einem für die junge Dame passenden winzigen Ring näherte; in dem sich ein wertvoller Diamant befand. Bonnivet als Vertreter des Prinzen steckte ihr denselben an, worauf sie den Segen empfing und Wolsey im Beisein des Königs und des gesamten Hofes die Messe zelebrierte.
Im Jahr 1058 hatte sich ein junger Mann von vornehmer Geburt zu Rom verheiratet, und während der Hochzeitsfestlichkeit mit ihrem Schmaus noch fortdauerte, ging er mit seinen Freunden in den Garten des Hauses, um Ball zu spielen. Um dabei nicht behindert zu sein, steckte er seinen Trauring einer Statue der Venus, die sich dort befand, an den Finger. Nachdem er das Spiel beendet hatte, ging er, um sich den Ring wieder zu holen. Aber wie erstaunt war er, als er fand, dass der Finger gekrümmt war und er den Ring nicht habhaft werden konnte. Er verbarg die Sache seinen Gefährten und kehrte in der Nacht mit einem Diener zurück, aber siehe da, der Finger war jetzt wieder gestreckt und der Ring verschwunden. Er ließ sich von dem Verluste nichts merken und kehrte zu seiner Frau zurück. Aber jedes mal, wo er sie umarmen wollte, fand er sich durch ein dunkles und greifbares Etwas daran verhindert, welches dazwischen trat, und er hörte, wie eine Stimme sagte:“Umarme mich; denn ich bin Venus , der du dich heute vermählt hast, und ich werde dir deinen Ring nicht wiedergeben.“ Da diese Worte ihm fortwährend wiederholt wurden, besprach er sich endlich mit seinen Verwandten , und diese nahmen ihre Zuflucht zu dem in allerlei Zauberkünsten erfahrenen Priester Palumbus. Dieser gebot dem jungen Mann, zu einer gewissen Stunde an eine Stelle zwischen den Trümmerstätten des alten Rom zu gehen, wo vier Straßen sich kreuzen, und hier schweigend zu warten, bis ein Zug vorbeikomme. An dessen Ende werde ein majestätisches Wesen in einem Wage daher fahren, dem solle er einen Brief überreichen, welchen er, der Zauberer, ihm jetzt mitgab. Der junge Mann tat, wie ihm geheißen, und sah eine große Schar Menschen an sich vorbeiziehen. Unter ihnen befand sich ein frech blickendes Weibsbild, das auf einem Maultierritt. Bei ihrer durchsichtigen Kleidung sah sie wie nackt aus. Ihr langes Haar das ihr über Schultern und Rücken herab wallte, wurde von einer goldenen Spange zusammen gehalten. Zuletzt erschien eine hohe majestätische Gestalt in einem mit Smaragden und Perlen geschmückten Triumphwagen, welche den jungen Mann zornig fragte, was er hier zu suchen habe. Schweigend überreichte ihm dieser seinen Brief, welchen der Dämon nicht zurück zuweisen wagte. Sobald er ihn gelesen rief er aus: „Allmächtiger Gott, wie lange willst du die Ruchlosigkeit des Zauberers Palumbus noch dulden“? Zwei Männer nahmen dem Frauenzimmer mit den langen Haaren den Ring ab und brachten ihn seinen Eigentümer zurück.
So viel zu dem Thema Trauring
QUELLE: Neulengbacher Zeitung, Gartenlaube 1876, Feuilleton 1902, ANNO Österreichische Nationalbibliothek, Foto: Graupp
https://austria-forum.org/af/User/Graupp Ingrid-Charlotte/TRAURING
Hallo,
vielen Dank für Ihren Beitrag zum Trauring, seiner Bedeutung und die der Ehe.
-- Rosales Sofia, Montag, 13. Dezember 2021, 18:30