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WILHELM HELLWAG#

Eisenbahn
Wilhelm Hellwag

Eine Straße im Wiener Gemeindebezirk Brigittenau führt den Namen dieses Mannes. Die volkswirtschaftliche Epoche, so viel Unheil sie auch im Gefolge hatte, brachte doch eine Reihe von Einrichtungen, die ihre segensreiche Wirkung bis in die fernsten Zeiten geltend machen werden. Sie hat die bedeutendsten Kulturzwecke in nachhaltiger Weise gefördert, und was sie Rühmliches und Nutzbringendes geschaffen, das überlebt die ephemeren Gebilde des Tages. Zu den folgenreichsten Resultaten der besagten Epoche gehört die Vervollständigung des österreichisch-ungarischen Eisenbahnnetzes durch welche Handel und Industrie neue Grundlagen einer gedeihlichen Entwicklung erlangt haben. Neue Verkehrswege nach allen Richtungen des Reiches sind geschaffen worden, Verkehrswege, welche eigentlich alle Entfernungen illusorisch machen. Es bedarf wohl keiner besonderen Begründung, wenn wir einiger jener Männer gedenken, welche an dem Zustandekommen des Eisenbahnnetzes hervorragenden Anteil nahmen; sie haben in der Tat Gemeinnütziges geleistet, sie haben nicht, wie die meisten Finanziers, die volkswirtschaftliche Epoche zur eigenen Bereicherung benützt, sondern, Männer der Arbeit und des Studiums, fanden sie ihre Genugtuung darin, die Interessen der Allgemeinheit zu dienen.

Der Mann gehört zu den technischen Kapazitäten, welche am mächtigsten beigetragen zur Entwicklung unseres Eisenbahnwesens. Wilhelm Hellwag hatte zuletzt Gelegenheit, seine bedeutenden Fähigkeiten bei Erbauung der österreichischen Nordwestbahn zu zeigen, welche letztere durchwegs unter seiner Leitung entstand.

Hätte Hellwag nichts anderes geleistet als seine Arbeiten bei dieser Bahn, so müsste er zu den beachtenswertesten Erscheinungen der technischen Branche gerechnet werden. Aber er bewies auch früher schon seine außerordentliche Begabung. Man wird dies aus einigen biografischen Andeutungen ersehen.

Wilhelm Hellwag, geboren im Jahr 1827 in Holstein, bezog nach absolvierten Gymnasium die Universität zu Kiel, um Jus zu studieren. Da kam das Jahr 1848, die Herzogtümer erhoben sich, und die ganze waffenfähige Jugend nahm an den Kampf gegen die Fremdherrschaft teil. Hellwag machte in der akademischen Legion den im Jahr 1848 so unglücklich begonnenen Feldzug mit, wurde dann in die rasch formierte reguläre Armee der Herzogtümer eingereiht, und diente bei der technischen Waffe, zu der seine Neigung ihn zog.

In den Jahren 1849 und 1850 machte er den Feldzug im Ingenieur-Corps mit, und erst als 1851 die Truppen des deutschen Bundes das Land pazifizierten, trat er in den Zivilstand zurück. Nun warf Hellwag sich mit Eifer und Energie auf technische Studien; er besuchte das polytechnische Institut in München, und nachdem er dasselbe verlassen, fand er seine erste praktische Verwendung beim Bau der Schweizer Eisenbahnen, welche 1853-54 unter der Leitung des berühmten Eisenbahntechnikers Oberbaurat Karl von Etzel zur Ausführung gebracht wurden. Er hatte nun Gelegenheit, reiche Erfahrungen zu sammeln: der Bau der Linien Basel, Bern, Luzern und Zürich beschäftigte ihn bis zu Jahr 1857 in anregendster Weise; Hellwags Wissen fand hier neue Nahrung, er konnte sich gründlich weiter bilden, zumal die von Etzel geleiteten Werke als vorzügliche Muster gelten dürfen. Als Etzel im Jahr 1857 an die Spitze der damals so betitelten „Kaiser Franz Joseph Orientbahn“ trat, folgte Hellwag ihm nach Wien, und übernahm die Baustrecke Stuhlweißenburg Kanisza. Die „Kaiser Franz Joseph Orientbahn“ wurde später in das Netz der Südbahn einbezogen, und letztere teilte Hellwag einige hervorragende Aufgaben zu. 1861 kam Hellwag nach Innsbruck, wo er sich um das Zustandekommen der Brennerbahn hoch verdient machte. Von der Brennerbahn aus wurde er in seine derzeitige Position berufen, in der er seine Fähigkeiten glänzend zu dokumentieren Gelegenheit hat. Die österreichische Nordwestbahn hat musterhafte technische Einrichtungen, und letztere verdanken eben Hellwag ihr Entstehen.

Nach Gerwigs Abgang ließ er sich bewegen, als Ober-Ingenieur der Gotthardbahn die Stelle zu übernehmen, welche er durch längere Zeit bekleidete. Bevor jedoch der Bau der eigentlichen Zufahrtslinien zum Gotthard Tunnel begann, entstand zwischen Hellwag und der damaligen Direktion ein Konflikt, welcher seinen Rücktritt von dieser Stelle veranlasste. In dem darauf folgenden Prozess wurde ihm eine sehr beträchtliche Entschädigung zugesprochen.

Von der Schweiz kehrte er nach Österreich zurück und wurde Bauunternehmer. Er unternahm in Verbindung mit anderen Persönlichkeiten von der ungarischen Regierung die Kaibauten in Szegedin, eine Arbeit, welche ihm allen Anschein nach außerordentliche Schwierigkeiten bereitet hat.

Hellwag war nicht bloß ein eminenter Fachmann, dessen Wissen zu vielen Expertisen herangezogen wurde, er war auch ein wohlwollender, echt männlicher Charakter, der es verstand, zugleich Meister und Freund seiner zahlreichen Mitarbeiter zu sein, und viele von ihnen verdanken ihre späteren Erfolge seiner Anregung.

Hellwag ließ sich 1881 ein Auge wegen Entartung des Augapfels ausziehen. Die Operation war eine höchst schmerzhafte und geradezu lebensgefährlich, aber Hellwag hatte sie mutig bestanden und sich dem Anschein nach von der Erschöpfung, erholt.

Er war bereits wieder mit neuen Plänen und Entwürfen beschäftigt, als er etwa vor 14 Tagen von neuem auf das Krankenlager geworfen wurde, von dem er sich nicht wieder erholen sollte. Wilhelm Hellwag starb am 5. Jänner 1882.

QUELLE: Verschiedene Zeitungen. ANNO Österreichische Nationalbibliothek

https://austria-forum.org/af/User/Graupp Ingrid-Charlotte/WILHELM_HELLWAG