Bertha von Suttner (Friedensfreundin) und Johann Strauß Sohn (Walzerkönig)#
von Ernst ZentnerJohann Strauß Sohn bewunderte Bertha von Suttner wegen ihrer Unnachgiebigkeit in Sachen des Weltfriedens. 1889 hatte sie ihren Roman "Die Waffen nieder!" veröffentlicht. Eine bittere Reflexion der fürchterlichen Folgeerscheinungen vergangener gewaltsamer Konflikte. Ihr Buch fand innerhalb kürzester Zeit weite Verbreitung, auch in Übersetzungen. 1891 gründete sie die Österreichische Gesellschaft für Friedensforschung.
Einer 1890 getätigten Umfrage zufolge galten als die berühmtesten Zeitgenossen Königin Victoria, Bismarck und Johann Strauß
Sohn.
Strauß versprach ihr einen Walzer zu widmen. Jedoch realisierte er das Vorhaben nicht.
Franz von Suppè war eher bereit ein Chorlied "Die Waffen nieder" zu komponieren, das auch am Internationalen Friedenskongress in Bern (August 1892) uraufgeführt wurde. Obwohl es beim Publikum angekommen war, befand Bertha von Suttner ein neues und besseres Lied sollte geschaffen werden und das eine einprägende Melodie innehaben sollte.
Im umfangreichen Bericht der von Baronin Suttner herausgegebenem Monatsschrift "Die Waffen nieder!" über den IV. Friedenskongress von Bern wurde folgendes mitgeteilt: "Einen prächtigen Abschluss bildete der Abend der Liedertafel. Die Glanznummer war der von Franz von Suppé dem Kongresse gewidmete Chor 'Die Waffen nieder', von 70 Männerstimmen mit Orchesterbegleitung in einer künstlerischen Weise vorgetragen, welche die donnernde Beifallsbezeugung der Zuhörer aus allen Nationen hervorrief." (Freitag, 1892 August 26)
Bertha von Suttner hatte bei vielen Prominenten ihrer Epoche um Mithilfe angefragt. Sie forderte von jeden ein "öffentliches Friedenszeichen" (Brigitte Hamann). Sie gab es brieflich an ihren Gesinnungsfreund Bartholomäus Ritter von Carneri (ein österreichischer Intellektueller und Politiker) zu, dass das Militär kaum zu Friedenswalzer tanzen würde.
Bertha von Suttner erinnerte sich an das Versprechen des ungekrönten Walzerkönigs. Sie ersuchte Johann Strauß Sohn um eine Komposition einer Friedenshymne. Suttner berichtete einen Freund über den Fortgang. Doch der Meister - altersbedingt schon angeschlagen - brachte kaum Zeit dafür auf. In Wahrheit ließ er sich über seine Ehefrau Adele verleugnen (1894), und weil er von den Tantiemen der k. u. k. Militärkapellen abhängig war und das k. u. k. Militär seiner Majestät Kaiser Franz Josef von Österreich-Ungarn eigentlich einen Staat im Staat bildete. Schon damals wusste jeder gebildete Mensch, dass in der riesigen Doppelmonarchie längst ein Krieg herbeigesehnt wurde. Und das zwei Jahrzehnte vor dem Großen Krieg.
Ein Nachwort: Und heute werden die gewiss anspruchsvollen Melodien des Walzerkönigs ohne Nachzudenken stets dargeboten …
1899 starb Johann Strauß Sohn in Wien. Er hinterließ nicht wenige militärische Auszeichnungen.
1905 erhielt Bertha von Suttner als erste Frau den Friedensnobelpreis und eine Woche vor der Tragödie von Sarajewo verstarb sie in Wien.
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Quellen
- Brigitte Hamann, Bertha von Suttner. Ein Leben für den Frieden. München - Zürich 1986; Neuausgabe: Bertha von Suttner: Kämpferin für den Frieden. Bildauswahl und Redaktion von Georg Hamann. Wien 2013
- Die gebeugte Bertha: Suttners Ende in Wien. Von Anne-Catherine Simon/Die Presse/14.06.2014
Weiterführendes
Ich frage mich nur, ob nicht das Strauß'sche Lebenswerk - oft wegen seiner wohltuenden Melodien - eigentlich doch eine versteckte gigantische Friedensbotschaft enthält ...